hier ein megalithisches Denkmal aufgedeckt war. Dieser Dolmen war in eine gallo-römische Konstruktion eingeschachtelt, und was die Wichtigkeit des Fundes noch vermehrt: in der Nähe dieses ersten Dolmens wurde ein zweiter, weniger gut erhaltener, aber ebenso charakteristischer, ebenfalls innerhalb einer gallo-römischen Konstruktion gefunden.
Daraus sind nun folgende Schlüsse zu ziehen: 1. ist mit vollkommener Sicherheit die Kontinuität und der direkte Kontakt zwischen den großen Perioden der ältesten Geschichte Galliens konstatiert; 2. sind aus diesen Funden Lichtblicke auf das noch nicht gelöste und vielumstrittene Problem über die Bestimmung der Dolmen geworfen. — Die Hauptansichten darüber sind entweder, daß die Dolmen Gräber sind, nichts anderes sind und nichts anderes gewesen sind, da man ja unter vielen Dolmen menschliche Gebeine, Spuren alter Begräbnisse gefunden hat. Andere sahen in den Dolmen angenommene Wohnungen übernatürlicher Wesen und betrachteten sie daher als religiöse Monumente, eine Auffassung, welche durch mehrere Entscheidungen frühmittelalterlicher Konzile gegen den Steinkult in Gallien und im westlichen Europa bekräftigt wurde.
Wenn es nun feststeht, daß in der gallo-römischen Epoche, wie die neuesten Ausgrabungen von Alesia dartun, die Dolmen nicht mehr oder überhaupt kein Grab waren, wie ja schon die Situation des Gebäudes feststellt, so darf man nunmehr annehmen, daß das dolmenische Heiligtum, welches hier die Stelle quasi eines Allerheiligsten einnimmt, ein wirkliches Sanktuarium in den ersten Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung bildete. Die gefundenen Bronzen waren Weihegeschenke, und Feuerspuren in der plattenumkleideten Grube lassen auf Opfer an dieser Stelle schließen. Es steht also fest, daß ein zweifellos dolmenischer Bau in der gallo-römischen Epoche als Kultort gedient hat; ebenso wahrscheinlich ist es, daß er dazu bereits in der Epoche der gallischen Unabhängigkeit bestimmt war.
Toutain sucht nun auch den primitiven Charakter des Denkmals zu bestimmen und er glaubt aus der ganzen Herrichtung (plattenbekleidete Grube, großes Plattenpflaster und Spuren eines kurzen Ganges, der dahin führt), die mit der vieler anderer Dolmen übereinstimmt, schließen zu dürfen, daß die ursprüngliche Anlage dieses dolmenischen Ganzen als Grab gedient hat. Die regelmäßige rechteckige Grube gehört wohl in die Kategorie der »Steinkisten« (stone-cists), deren Grabbestimmung außer Zweifel steht.
So lassen sich die zwei Ansichten über die Bestimmung der Dolmen versöhnen. Der Widerspruch existiert nicht mehr, denn die Dolmen sind oder können wenigstens hintereinander Begräbnis- und Kultstätten, Gräber und Heiligtümer gewesen sein. Die gleiche Hypothese hat auch Camille Jullian in seiner »Geschichte Galliens« geäußert, obwohl ihm die archäologischen Beweisstücke fehlten. Die Entdeckung des dolmenischen Heiligtums von Alesia bringt nun ein präzises unabweisbares Beweismittel zu Camille Jullians weitsichtiger Hypothese. Toutains Schlüsse scheinen um so mehr das Rechte zu treffen, weil sie im Gegensatz zu den vorher aufgeführten Theorien sowohl den unzweifelhaften Grabcharakter der Dolmen berücksichtigen, wie auch die nicht weniger unanfechtbaren Traditionen, die ihnen einen religiösen und kultischen Charakter zuschreiben. m.
AUSSTELLUNGEN
Berlin. Das Kunstgewerbemuseum hat für die Monate Februar bis April eine Sonderausstellung »Brandenburgische Gläser des 17. und 18. Jahrhunderts« ver
anstaltet, deren Vollständigkeit besonders den Leihgaben aus königlichen und herzoglichen Schlössern und dem Entgegenkommen zahlreicher Privatsammler und Museen zu verdanken ist. Sie umfaßt die Gläser der kurfürstlichen und königlichen Glashütten Grimnitz bei Joachimsthal, Marienwalde, Potsdam und Zechlin. Die Potsdamer Hütte hat eine Zeitlang unter der Leitung des berühmten Alchymisten Johann Kunckel gestanden, der das Goldrubinglas erfand und in seinem Laboratorium auf der Pfaueninsel herstellte. Hervorragende Arbeiten aus diesem Rubinglas sind in der Ausstellung vereinigt mit den erlesensten Werken der Potsdamer und Berliner Glasschneider, Prachtpokalen mit allen Arten des Hoch- und Tiefschnitts. Gleichzeitig sind die Neuerwerbungen des Jahres 1912 zu einer Ausstellung vereinigt.
+ München. Eine bemerkenswerte Ausstellung der drei verstorbenen Schweizer Adolf Stäbli, Albert Welti und Karl Stauffer-Bern ist in der Galerie Heinemann eröffnet worden. Von Stäbli sind erfreulicherweise auch Arbeiten seiner früheren Periode vorhanden, von Stauffer außer 8 Bildern und Studien fast das gesamte graphische Werk, von Welti außer 24 Bildern und Skizzen gleichfalls eine große Anzahl Radierungen. Die Ausstellung wird noch eine ausführliche Besprechung erfahren.
Straßburg i. Els. Im Elsässischen Kunsthaus findet zurzeit eine Kollektivausstellung des Malers Lucien Blumer statt, die 46 Nummern umfaßt, meist Motive aus den alten Stadtteilen Straßburgs und Landschaften vom Fuß der Vogesen. Der Künstler, der im 42. Lebensjahre steht, gehört zu den produktivsten Mitgliedern der Straßburger Künstlerschaft. Seine Ausbildung empfing er zuerst im Atelier des Professors L. von Seebach, später an den Akademien in Karlsruhe und Paris. Die bedeutenderen seiner Arbeiten haben den Vorzug einer sehr geschickten malerischen Behandlung, welche, ohne in Einzelheiten einzugehen, die Eigenart des dargestellten Gegenstandes zu einer guten Gesamterscheinung bringt. k.
Die fünfte graphische Ausstellung des deutschen Künstlerbundes in Hamburg findet nunmehr definitiv vom 10. Mai bis Ende Juni d. J. in den sämtlichen Räumen der Galerie Commeter statt. Die Ausstellungsleitung besteht aus Leopold von Kalckreuth, Max Klinger, Alfred Lichtwark, Max Slevogt, Franz von Stuck, Wilhelm Suhr jun. Die Ausstellungspapiere und Anmeldeformulare sind in der Galerie Commeter zu haben, wo auch jede Auskunft bezüglich der Ausstellung erteilt wird. Der Verein »Villa Romana« verleiht auf dieser Ausstellung einen Atelier- und Geldpreis für diejenigen Künstler und Künstlerinnen, die Mitglieder des deutschen Künstlerbundes sind und sich um denselben bewerben. Der Preis besteht in einem einjährigen Aufenthalt in der Villa Romana, Florenz, mit eingerichtetem Atelier, Wohnung und Garten und einer Geldbeihilfe von von M. 2000. —.
Paris. Im Petit Palais wird für den 7. April eine Ausstellung vorbereitet, welche dem Publikum David und seine Schüler vorführen soll. Abgesehen von Géricault, Prud’hon und Delacroix wird man in dieser Ausstellung so ziemlich die bedeutendsten französischen Maler vom ersten Drittel des 19. Jahrhunderts finden: Gros, Gérard, Girodet, Isabey, Ingres und in zweiter Linie Granet, Navez, Rouget, Delecluze usw. Die königlichen Museen in Brüssel, wo David als »Königsmörder« aus Frankreich verbannt, weil er als Mitglied des Nationalkonvents für die Hinrichtung Ludwigs XVI. gestimmt hatte, seine letzten Lebensjahre verbrachte und zahlreiche Werke schuf, werden eine Anzahl sehr wichtiger Gemälde, darunter die vom Konvent bestellte »Ermordung Marats«, nach Paris schicken, und