nur einreihig und in gehöriger Distanz voneinander gehängt sind. Das erste Kabinett enthält von früheren Venezianern die Berufung der Söhne des Zebedäus von Basaiti, die Madonna von Alvise Vivarini, die herrliche, früher Bissolo, jetzt Giovanni Bellini genannte »Frau bei der Toilette«, sowie die Philosophen Giorgiones, den kreuztragenden Christus (Nr. 60, früher Correggio [? ], jetzt »Venezianisch um 1520«), den Jüngling und den David von Giorgione (letzterer ging früher als ein Bild »nach Giorgione«).
Die zweite Abteilung des I. Kabinettes, meist zweireihig gehängt, ist dem älteren Palma (Nr. 137, 138, 141), Previtali (Nr. 14) und zwei Bildern des Lotto gewidmet, von denen das erste, Nr. 22, das Bildnis eines Jünglings, früher dem Jacopo de’ Barbari zugeschrieben wurde. Die rechte Wand dieses Kabinetts trägt zwei Porträts von Palma (Nr, 133 und 142), darüber zwei Tizian (Nr. 162, 165), links den Apostel Johannes von Cariani, rechts das Kardinalporträt von Sebastiano del Piombo.
Ein Sakrarium venezianischer Kunst, wie es nur wenige Galerien aufweisen können, ist die dritte Abteilung des I. Kabinetts, die ganz den erlesensten kleinen Bildern von Tizian eingeräumt wurde. Hier hängt an der (dem Fenster gegenüberliegenden) Wand die Kirschenmadonna, an der linken Wand Isabella d’Este, die Zigeunermadonna und das Mädchen im Pelz, an der rechten Wand das Porträt Bened. Varchis, der tambourinschlagende Putto und das Portät Parmas.
So muß dieser erste Venezianersaal mit seinen Kabinetten als durchaus gelungen bezeichnet werden. Jedes einzelne Bild ist zu unvergleichlich stärkerer Wirkung gebracht als früher und trotzdem wirken die Räume als Ganzes in ihrer maßvollen Abgewogenheit der farbigen Flächen als vornehme, geschmackvolle Innenräume.
Über den zweiten Saal und die übrigen Kabinette soll in einem zweiten Artikel berichtet werden.
O. P.
NEKROLOGE
Am 25. Februar ist in Hamburg der Genre- und Landschaftsmaler Eduard Sack nach einem längeren, inSiechtum übergegangenen, schweren Leiden im 56. Lebensjahre gestorben. Als Künstler nicht frei von einem gewissen Akademismus, hatte er es verstanden, als Leiter des Hamburger Kunstvereins Einfluß auf das Hamburger Kunstleben zu gewinnen. Obwohl die Verwaltungen des Kunstvereins und der staatlichen Kunsthalle voneinander völlig getrennt sind, bestehen doch Berührungspunkte in hinlänglicher Zahl, um ein gelegentliches Zusammenwirken der führenden Persönlichkeiten beider Institute erforderlich zu machen. Daß der nunmehr Verstorbene sich trotzdem seine Unabhängigkeit zu wahren, und sie durch fünfzehn Jahre zu behaupten verstanden, muß um so mehr als ein Beweis seiner besonderen Eignung für den von ihm bekleideten Posten angesehen werden, als keiner seiner Vorgänger auf eine auch nur annähernd gleichlange Dienstdauer zurückzublicken hat. In eingeweihten Kreisen war der nunmehr Verstorbene auch als Tiepolo-Kenner und Forscher gekanntund geschätzt. Ein von ihm vor einigen Jahren herausgegebenes, die Lebensarbeit der beiden Tiepolo durchforschendes, reichillustriertes Werk fand in Fachkreisen ernste und eingehende Beachtung. w.
Der Radierer Jules Jacquet ist in Paris im Alter von 75 Jahren gestorben. Jacquet hat wenige Originalradierungen geschaffen und verdankte seinen Ruhm fast ausschließlich den Stichen, die er nach Gemälden bekannter Meister angefertigt hat. Außer mehreren alten Meistern widmete er seine Kunst besonders Meissonier, dem Bildhauer Mercié und dem Porträtisten Bonnat. Im Jahre 1866 halte Jacquet den Rompreis erhalten.
In Paris, wo er sich auf einer Studienreise vorübergehend aufhielt, ist der Kunstgelehrte Dr. Carl Giehlow nach kurzem Krankenlager am 3. März gestorben. Giehlow war vor fünfzig Jahren in Holstein geboren, wo sein Vater höherer Beamter war, und hatte selbst die Beamtenlaufbahn eingeschlagen. Als Dreißiger gab er diese Karriere auf, um sich der Kunstwissenschaft zu widmen. Sein Hauptfach war Dürer und alles, was sich in den Bahnen des großen deutschen Meisters bewegte. Mit unermüdlichem Fleiße durchforschte Giehlow alle großen und kleinen Sammlungen, und es gab kein Museum, keine Bibliothek, keine Privatsammlnng, selbst in den entlegensten Winkeln, die ein Blättchen von Dürers Hand besaß, das nicht von Giehlow untersucht und klassifiziert worden wäre. Ein bleibendes Denkmal hat er sich durch die vollständige Veröffentlichung des Gebetbuches Kaiser Maximilians gesetzt, das er in getreuem Faksimile farbig reproduzieren ließ, eine Arbeit, bei der er weder Zeit noch Fleiß, noch Gelehrsamkeit noch endlich Geld sparte. Den größten Teil der auf 500 Exemplare bestimmten Auflage dieses Prachtwerkes verteilte er freigebig an die Bibliotheken und Kunstsammlungen kleiner österreichischer und ungarischer Städte, deren Deutschtum bedroht war. Giehlow stand mit allen Fachgenossen des In- und Auslandes in freundschaftlichen Beziehungen, und gar manchem hat er in uneigennützigster Weise seine Entdeckungen zur weiteren Verwertung mitgeteilt. Besonders in Wien, wo er seit fünfzehn Jahren wohnte, erfreute er sich allgemeiner Achtung und Freundschaft in den Kreisen der Kunstforscher und Sammler.
PERSONALIEN
Der Berliner Maler Prof. Ernst Hildebrand beging am 8. März den achtzigsten Geburtstag. Hildebrand blickt auf ein Leben reich an Arbeit und künstlerischen Erfolgen zurück.
WETTBEWERBE
Düsseldorf. Das zur Prüfung der Pläne für die Neubauten der Königlichen Kunstakademie eingesetzte Preisgericht hat seine Arbeiten beendet. Bei dem Wettbewerb, zu dem 87 Entwürfe eingegangen waren, erhielten den 1. Preis mit 12000 Mark Diplomingenieur Karl Wach und Architekt Heinrich Beck in Isernhagen; den 2. Preis mit 9000 Mark Architekt Otto Rehnig-Berlin; den 3. Preis mit 7000 Mark Architekt Hermann Buchert-München. Zum Ankauf von Entwürfen waren insgesamt 5000 Mark ausgeworfen.
Pforzheim soll jetzt ein Stadttheater erhalten. Der Magistrat hat zur Erlangung von Entwürfen für den Neubau einen Wettbewerb beschlossen. Drei Preise von 4000, 3000 und 2000 Mark, ferner einige Ankäufe sind in Aussicht genommen.
Der Magistrat Stuttgarts schreibt unter deutschen Architekten einen Wettbewerb für einen Hauptfriedhof bei Cannstatt bis zum 2. Juni dieses Jahres aus. Dieser soll in einem Umfang von 10 ha und mit einer Summe von 1 100000 Mark auf dem Steinhaldengelände bei Cannstatt angelegt werden. Vier Preise von 4000, 2500, 1500 und 1200 Mark gelangen zur Verteilung. Außerdem stehen
Die zweite Abteilung des I. Kabinettes, meist zweireihig gehängt, ist dem älteren Palma (Nr. 137, 138, 141), Previtali (Nr. 14) und zwei Bildern des Lotto gewidmet, von denen das erste, Nr. 22, das Bildnis eines Jünglings, früher dem Jacopo de’ Barbari zugeschrieben wurde. Die rechte Wand dieses Kabinetts trägt zwei Porträts von Palma (Nr, 133 und 142), darüber zwei Tizian (Nr. 162, 165), links den Apostel Johannes von Cariani, rechts das Kardinalporträt von Sebastiano del Piombo.
Ein Sakrarium venezianischer Kunst, wie es nur wenige Galerien aufweisen können, ist die dritte Abteilung des I. Kabinetts, die ganz den erlesensten kleinen Bildern von Tizian eingeräumt wurde. Hier hängt an der (dem Fenster gegenüberliegenden) Wand die Kirschenmadonna, an der linken Wand Isabella d’Este, die Zigeunermadonna und das Mädchen im Pelz, an der rechten Wand das Porträt Bened. Varchis, der tambourinschlagende Putto und das Portät Parmas.
So muß dieser erste Venezianersaal mit seinen Kabinetten als durchaus gelungen bezeichnet werden. Jedes einzelne Bild ist zu unvergleichlich stärkerer Wirkung gebracht als früher und trotzdem wirken die Räume als Ganzes in ihrer maßvollen Abgewogenheit der farbigen Flächen als vornehme, geschmackvolle Innenräume.
Über den zweiten Saal und die übrigen Kabinette soll in einem zweiten Artikel berichtet werden.
O. P.
NEKROLOGE
Am 25. Februar ist in Hamburg der Genre- und Landschaftsmaler Eduard Sack nach einem längeren, inSiechtum übergegangenen, schweren Leiden im 56. Lebensjahre gestorben. Als Künstler nicht frei von einem gewissen Akademismus, hatte er es verstanden, als Leiter des Hamburger Kunstvereins Einfluß auf das Hamburger Kunstleben zu gewinnen. Obwohl die Verwaltungen des Kunstvereins und der staatlichen Kunsthalle voneinander völlig getrennt sind, bestehen doch Berührungspunkte in hinlänglicher Zahl, um ein gelegentliches Zusammenwirken der führenden Persönlichkeiten beider Institute erforderlich zu machen. Daß der nunmehr Verstorbene sich trotzdem seine Unabhängigkeit zu wahren, und sie durch fünfzehn Jahre zu behaupten verstanden, muß um so mehr als ein Beweis seiner besonderen Eignung für den von ihm bekleideten Posten angesehen werden, als keiner seiner Vorgänger auf eine auch nur annähernd gleichlange Dienstdauer zurückzublicken hat. In eingeweihten Kreisen war der nunmehr Verstorbene auch als Tiepolo-Kenner und Forscher gekanntund geschätzt. Ein von ihm vor einigen Jahren herausgegebenes, die Lebensarbeit der beiden Tiepolo durchforschendes, reichillustriertes Werk fand in Fachkreisen ernste und eingehende Beachtung. w.
Der Radierer Jules Jacquet ist in Paris im Alter von 75 Jahren gestorben. Jacquet hat wenige Originalradierungen geschaffen und verdankte seinen Ruhm fast ausschließlich den Stichen, die er nach Gemälden bekannter Meister angefertigt hat. Außer mehreren alten Meistern widmete er seine Kunst besonders Meissonier, dem Bildhauer Mercié und dem Porträtisten Bonnat. Im Jahre 1866 halte Jacquet den Rompreis erhalten.
In Paris, wo er sich auf einer Studienreise vorübergehend aufhielt, ist der Kunstgelehrte Dr. Carl Giehlow nach kurzem Krankenlager am 3. März gestorben. Giehlow war vor fünfzig Jahren in Holstein geboren, wo sein Vater höherer Beamter war, und hatte selbst die Beamtenlaufbahn eingeschlagen. Als Dreißiger gab er diese Karriere auf, um sich der Kunstwissenschaft zu widmen. Sein Hauptfach war Dürer und alles, was sich in den Bahnen des großen deutschen Meisters bewegte. Mit unermüdlichem Fleiße durchforschte Giehlow alle großen und kleinen Sammlungen, und es gab kein Museum, keine Bibliothek, keine Privatsammlnng, selbst in den entlegensten Winkeln, die ein Blättchen von Dürers Hand besaß, das nicht von Giehlow untersucht und klassifiziert worden wäre. Ein bleibendes Denkmal hat er sich durch die vollständige Veröffentlichung des Gebetbuches Kaiser Maximilians gesetzt, das er in getreuem Faksimile farbig reproduzieren ließ, eine Arbeit, bei der er weder Zeit noch Fleiß, noch Gelehrsamkeit noch endlich Geld sparte. Den größten Teil der auf 500 Exemplare bestimmten Auflage dieses Prachtwerkes verteilte er freigebig an die Bibliotheken und Kunstsammlungen kleiner österreichischer und ungarischer Städte, deren Deutschtum bedroht war. Giehlow stand mit allen Fachgenossen des In- und Auslandes in freundschaftlichen Beziehungen, und gar manchem hat er in uneigennützigster Weise seine Entdeckungen zur weiteren Verwertung mitgeteilt. Besonders in Wien, wo er seit fünfzehn Jahren wohnte, erfreute er sich allgemeiner Achtung und Freundschaft in den Kreisen der Kunstforscher und Sammler.
PERSONALIEN
Der Berliner Maler Prof. Ernst Hildebrand beging am 8. März den achtzigsten Geburtstag. Hildebrand blickt auf ein Leben reich an Arbeit und künstlerischen Erfolgen zurück.
WETTBEWERBE
Düsseldorf. Das zur Prüfung der Pläne für die Neubauten der Königlichen Kunstakademie eingesetzte Preisgericht hat seine Arbeiten beendet. Bei dem Wettbewerb, zu dem 87 Entwürfe eingegangen waren, erhielten den 1. Preis mit 12000 Mark Diplomingenieur Karl Wach und Architekt Heinrich Beck in Isernhagen; den 2. Preis mit 9000 Mark Architekt Otto Rehnig-Berlin; den 3. Preis mit 7000 Mark Architekt Hermann Buchert-München. Zum Ankauf von Entwürfen waren insgesamt 5000 Mark ausgeworfen.
Pforzheim soll jetzt ein Stadttheater erhalten. Der Magistrat hat zur Erlangung von Entwürfen für den Neubau einen Wettbewerb beschlossen. Drei Preise von 4000, 3000 und 2000 Mark, ferner einige Ankäufe sind in Aussicht genommen.
Der Magistrat Stuttgarts schreibt unter deutschen Architekten einen Wettbewerb für einen Hauptfriedhof bei Cannstatt bis zum 2. Juni dieses Jahres aus. Dieser soll in einem Umfang von 10 ha und mit einer Summe von 1 100000 Mark auf dem Steinhaldengelände bei Cannstatt angelegt werden. Vier Preise von 4000, 2500, 1500 und 1200 Mark gelangen zur Verteilung. Außerdem stehen