es ein deutsches Landschaftsgefühl ist, das sich hier in einer internationalen Sprache des malerischen Handwerks ausspricht. Mitunter geht die Behutsamkeit der Natur gegenüber so weit, daß der Bildgehalt allzu dünn wird. Die Arbeiten haben dann etwas, als ob sie an Blutarmut litten. Aber die Mehrzahl weiß in der feinen Zurückhaltung der Mittel doch dem Auge sanft zu schmeicheln, und die Redlichkeit der Arbeit, die sich fast überall sympathisch zeigt, das Festhalten Baums an dem einmal als recht erkannten Ziel erhöhen den Respekt vor dieser Lebensarbeit. Noch reiner scheinen mir Baums Absichten oft in seinen Zeichnungen zutage zu treten, die mit den gleichen analytischen Prinzipien wie die Bilder vorgehen, aber durch die Abstraktion, die das Schwarz-Weiß ohne weiteres mit sich bringt, vielfach interessanter wirken.
Im Künstlerhause lösten zwei bemerkenswerte Ausstellungen einander ab. Zuerst sah man dort eine umfangreiche Kollektion von Paul Meyerheim, die als nachträgliche Ehrung zum 70. Geburtstage des Künstlers im vergangenen Sommer zusammengestellt war. Diese Übersicht bestätigte das Bild, das von Meyerheim nun schon feststeht und bereits kunstgeschichtliche Gültigkeit erlangt hat. Am meisten bewunderte man wieder die älteren Werke, die schönen Bilder aus Tirol und von anderen Reisen sowie die Tierstücke jener Zeit, die durch die Wärme und Kraft ihrer sorgsam gestimmten Farben, durch den tiefen, an Leibi erinnernden Ton, zum Besten gehören, was damals in Deutschland gemalt worden ist. Sodann aber auch die stattliche Reihe der späteren Gemälde, die oft von geringerer farbiger Schönheit, soviel zeichnerisches und kompositionelles Können, soviel scharfe Naturbeobachtung und Landschaftsgefühl, soviel psychologisches Verstehen von Mensch und Tier, soviel Liebenswürdigkeit und Humor in der genremäßigen Gruppierung zeigen, daß man sie mit großem Vergnügen und Genuß betrachtet.
Die Meyerheim-Ausstellung im Künstlerhause wich dann einer schönen Sammlung von Werken der Schüler Eugen Brachts, die in diesem Jahre so vielfach in Deutschland von den genialen Lehrereigenschaften ihres nunmehr gleichfalls siebzigjährigen Meisters Zeugnis ablegen.
Bremen. Eine Kollektion von Gemälden Lovis Corinths aus verschiedenen Zeitperioden seiner Entwicklung eröffnete in vielversprechender Weise den Reigen der diesjährigen Ausstellungen in der Kunsthalle. Sie bot dem Bremer Publikum in kleinerem Rahmen einen ähnlichen Überblick Corinthschen Werdens und Schaffens, wie es die gleichzeitige große Corinthausstellung für Berlin getan hat. Unnötig, gerade in diesem Augenblick noch etwas zum Preise des vielgefeierten Meisters zu sagen. Zu hoffen steht, daß die Kunsthalle bei dieser Gelegenheit ein zweites Werk des Künstlers wird erwerben können, dessen Eigenart bisher mit dem Peter Hille-Porträt in dieser Sammlung noch nicht erschöpfend genug charakterisiert war.
Gleichzeitig zogen auch die beiden Berliner Rösler und Brockhusen mit einer größeren Anzahl von Gemälden ein, beides Künstler, denen die Kunsthalle bereits durch die vorjährige Erwerbung zweier Werke besondere Aufmerksamkeit zugewandt hat. Die sehr disziplinierte Malund Zeichenkunst Brockhusens, deren Konsequenz freilich gelegentlich ans Rezeptartige streift, trat diesmal besonders achtunggebietend hervor, während das blendendere Maltemperament Röslers in durchweg »contre jour« gemalten und etwas monoton in derselben Palette hingestrichenen Landschaften manchen Verehrer seines Talents diesmal etwas enttäuscht hat. Neben diesen beiden extremen Ausdruckskünstlern wußte sich R. Breyer mit einigen
Stilleben von gediegenem Geschmack sehr anständig zu behaupten.
Den Platz der Corinth-Ausstellung hat neuerding eine ziemlich umfangreiche Kollektion der Malerin Maria Caspar-Filser eingenommen. Das Umschlagen des Zeitwillens vom dogmatischen Naturalismus des verflossenen letzten Jahrhundertviertels in die sublimen Absichten bildhaft geformten Ausdrucks konnte nicht schlagender in Erscheinung treten. Diese Künstlerin zieht mit echt weiblichzurückhaltendem Geschmack, aber auch mit echt weiblicher Hingebung und Einfühlungsfähigkeit aus ringsum gärendem wechselndem, sich gestaltendem Chaos schon ihre fertige, runde Form. Man freut sich zu beobachten, wie sie dabei, ohne sich selbst zu verlieren, auf Cézanne aufbaut: ein willkommenes Beispiel für das Erfolgreiche eines schulmäßigen, schulbildenden Anschlusses.
Die Kunst des Düsseldorfers W. Ophey, der mit Landschaften und Stilleben vertreten ist, wirkt, ebenso wie die des Hagener Malers Walter Bötticher, daneben viel roher, unfertiger, suchender; obgleich vor allem des ersteren Stilleben von einer weiteren Ausreifung des Künstlers nicht wenig erhoffen lassen.
Merkwürdig, wieviel reiner, fertiger und geschlossener als in den Werken der Malerei die Intentionen unserer Jüngeren (erst recht unserer Jüngsten! ) in ihren Schwarz- Weiß-Arbeiten zur Geltung kommen! Die Ausstellung von Zeichnungen, Radierungen, Holzschnitten und Steindrucken Beckmanns, Corinths, Gauls, Liebermanns, Slevogts, Meids u. a. bot eine ganz einzigartige Fülle geradezu klassischer Leistungen; sie bewies, wie günstig augenblicklich die allgemeine Konstellation für den künstlerischen Ausdruck in Schwarz-Weiß ist. Unter den glänzenden Namen wußte sich übrigens ein noch ziemlich unbekannter A. König mit trefflichen Holzschnitten wohl zu behaupten. Von Pechstein erwarb die Kunsthalle zwei Zeichnungen.
Mit Werken der Bildhauerkunst waren bis jetzt der Pole Henryk Glicenstein und neuerdings mit einem reizenden, wenn auch vielleicht etwas geschmäcklerisch empfundenen Majolikazyklus Berh. Hoetger vertreten. Der »Stornello« Glicensteins, eines auf der Grundlage Hahnscher Formenstrenge erfolgreich strebenden Künstlers wurde für die Kunsthalle erworben. G. F. Hartlaub.
Hildenbrand-Ausstellung in Pforzheim. Die Pforzheimer Kunstgewerbeschule, deren Ausstellungsräume sonst nur den Ausstellungen der Edelmetalltechnik gewidmet sind, hat vor kurzem auch eine Gemäldeausstellung beherbergt. Prof. Ad. Hildenbrand, einer der Lehrer, hat etwa 60 Gemälde zur Schau gebracht und damit Zeugnis von seinem großen und eigenartigen Können abgelegt. Der junge Künstler, auf den man 1910 schon durch eine Ausstellung der »Rheinlande« aufmerksam geworden war, hat seinen rein malerischen Stil während seiner ein volles Jahr umfassenden Studien auf dem Hochschwarzwald zur größten Eindringlichkeit gesteigert. Er hat dieser subalpinen Alpenwelt geradezu die mythologischen Elemente abgewonnen und sie in schimmernde Farbenpracht gekleidet. Impressionistische und mystische Elemente durchdringen sich in seinen formal und farbig streng aufgebauten Werken. Baden wird einmal mit dieser neuen und eigenartigen Kraft zu rechnen haben.
Bigr.
Amsterdam. Ausstellung im „Larensche Kunsthandel“. Nach der Januarausstellung im Larenschen Kunsthandel, die dem augenblicklich in gewissen mondänen Kreisen des Haags sehr in Gunst stehenden holländischen Porträtisten Antoon van Welie gewidmet war, diesen aber in keinem günstigen Lichte erscheinen ließ, da er sich nur als Maler seelenloser Puppen in eleganten Toiletten, mit gewollt
Im Künstlerhause lösten zwei bemerkenswerte Ausstellungen einander ab. Zuerst sah man dort eine umfangreiche Kollektion von Paul Meyerheim, die als nachträgliche Ehrung zum 70. Geburtstage des Künstlers im vergangenen Sommer zusammengestellt war. Diese Übersicht bestätigte das Bild, das von Meyerheim nun schon feststeht und bereits kunstgeschichtliche Gültigkeit erlangt hat. Am meisten bewunderte man wieder die älteren Werke, die schönen Bilder aus Tirol und von anderen Reisen sowie die Tierstücke jener Zeit, die durch die Wärme und Kraft ihrer sorgsam gestimmten Farben, durch den tiefen, an Leibi erinnernden Ton, zum Besten gehören, was damals in Deutschland gemalt worden ist. Sodann aber auch die stattliche Reihe der späteren Gemälde, die oft von geringerer farbiger Schönheit, soviel zeichnerisches und kompositionelles Können, soviel scharfe Naturbeobachtung und Landschaftsgefühl, soviel psychologisches Verstehen von Mensch und Tier, soviel Liebenswürdigkeit und Humor in der genremäßigen Gruppierung zeigen, daß man sie mit großem Vergnügen und Genuß betrachtet.
Die Meyerheim-Ausstellung im Künstlerhause wich dann einer schönen Sammlung von Werken der Schüler Eugen Brachts, die in diesem Jahre so vielfach in Deutschland von den genialen Lehrereigenschaften ihres nunmehr gleichfalls siebzigjährigen Meisters Zeugnis ablegen.
Bremen. Eine Kollektion von Gemälden Lovis Corinths aus verschiedenen Zeitperioden seiner Entwicklung eröffnete in vielversprechender Weise den Reigen der diesjährigen Ausstellungen in der Kunsthalle. Sie bot dem Bremer Publikum in kleinerem Rahmen einen ähnlichen Überblick Corinthschen Werdens und Schaffens, wie es die gleichzeitige große Corinthausstellung für Berlin getan hat. Unnötig, gerade in diesem Augenblick noch etwas zum Preise des vielgefeierten Meisters zu sagen. Zu hoffen steht, daß die Kunsthalle bei dieser Gelegenheit ein zweites Werk des Künstlers wird erwerben können, dessen Eigenart bisher mit dem Peter Hille-Porträt in dieser Sammlung noch nicht erschöpfend genug charakterisiert war.
Gleichzeitig zogen auch die beiden Berliner Rösler und Brockhusen mit einer größeren Anzahl von Gemälden ein, beides Künstler, denen die Kunsthalle bereits durch die vorjährige Erwerbung zweier Werke besondere Aufmerksamkeit zugewandt hat. Die sehr disziplinierte Malund Zeichenkunst Brockhusens, deren Konsequenz freilich gelegentlich ans Rezeptartige streift, trat diesmal besonders achtunggebietend hervor, während das blendendere Maltemperament Röslers in durchweg »contre jour« gemalten und etwas monoton in derselben Palette hingestrichenen Landschaften manchen Verehrer seines Talents diesmal etwas enttäuscht hat. Neben diesen beiden extremen Ausdruckskünstlern wußte sich R. Breyer mit einigen
Stilleben von gediegenem Geschmack sehr anständig zu behaupten.
Den Platz der Corinth-Ausstellung hat neuerding eine ziemlich umfangreiche Kollektion der Malerin Maria Caspar-Filser eingenommen. Das Umschlagen des Zeitwillens vom dogmatischen Naturalismus des verflossenen letzten Jahrhundertviertels in die sublimen Absichten bildhaft geformten Ausdrucks konnte nicht schlagender in Erscheinung treten. Diese Künstlerin zieht mit echt weiblichzurückhaltendem Geschmack, aber auch mit echt weiblicher Hingebung und Einfühlungsfähigkeit aus ringsum gärendem wechselndem, sich gestaltendem Chaos schon ihre fertige, runde Form. Man freut sich zu beobachten, wie sie dabei, ohne sich selbst zu verlieren, auf Cézanne aufbaut: ein willkommenes Beispiel für das Erfolgreiche eines schulmäßigen, schulbildenden Anschlusses.
Die Kunst des Düsseldorfers W. Ophey, der mit Landschaften und Stilleben vertreten ist, wirkt, ebenso wie die des Hagener Malers Walter Bötticher, daneben viel roher, unfertiger, suchender; obgleich vor allem des ersteren Stilleben von einer weiteren Ausreifung des Künstlers nicht wenig erhoffen lassen.
Merkwürdig, wieviel reiner, fertiger und geschlossener als in den Werken der Malerei die Intentionen unserer Jüngeren (erst recht unserer Jüngsten! ) in ihren Schwarz- Weiß-Arbeiten zur Geltung kommen! Die Ausstellung von Zeichnungen, Radierungen, Holzschnitten und Steindrucken Beckmanns, Corinths, Gauls, Liebermanns, Slevogts, Meids u. a. bot eine ganz einzigartige Fülle geradezu klassischer Leistungen; sie bewies, wie günstig augenblicklich die allgemeine Konstellation für den künstlerischen Ausdruck in Schwarz-Weiß ist. Unter den glänzenden Namen wußte sich übrigens ein noch ziemlich unbekannter A. König mit trefflichen Holzschnitten wohl zu behaupten. Von Pechstein erwarb die Kunsthalle zwei Zeichnungen.
Mit Werken der Bildhauerkunst waren bis jetzt der Pole Henryk Glicenstein und neuerdings mit einem reizenden, wenn auch vielleicht etwas geschmäcklerisch empfundenen Majolikazyklus Berh. Hoetger vertreten. Der »Stornello« Glicensteins, eines auf der Grundlage Hahnscher Formenstrenge erfolgreich strebenden Künstlers wurde für die Kunsthalle erworben. G. F. Hartlaub.
Hildenbrand-Ausstellung in Pforzheim. Die Pforzheimer Kunstgewerbeschule, deren Ausstellungsräume sonst nur den Ausstellungen der Edelmetalltechnik gewidmet sind, hat vor kurzem auch eine Gemäldeausstellung beherbergt. Prof. Ad. Hildenbrand, einer der Lehrer, hat etwa 60 Gemälde zur Schau gebracht und damit Zeugnis von seinem großen und eigenartigen Können abgelegt. Der junge Künstler, auf den man 1910 schon durch eine Ausstellung der »Rheinlande« aufmerksam geworden war, hat seinen rein malerischen Stil während seiner ein volles Jahr umfassenden Studien auf dem Hochschwarzwald zur größten Eindringlichkeit gesteigert. Er hat dieser subalpinen Alpenwelt geradezu die mythologischen Elemente abgewonnen und sie in schimmernde Farbenpracht gekleidet. Impressionistische und mystische Elemente durchdringen sich in seinen formal und farbig streng aufgebauten Werken. Baden wird einmal mit dieser neuen und eigenartigen Kraft zu rechnen haben.
Bigr.
Amsterdam. Ausstellung im „Larensche Kunsthandel“. Nach der Januarausstellung im Larenschen Kunsthandel, die dem augenblicklich in gewissen mondänen Kreisen des Haags sehr in Gunst stehenden holländischen Porträtisten Antoon van Welie gewidmet war, diesen aber in keinem günstigen Lichte erscheinen ließ, da er sich nur als Maler seelenloser Puppen in eleganten Toiletten, mit gewollt