wohnung im alten »Lagerhause« in der Klosterstraße (einem der ältesten Berliner Gebäude, das bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht) und einen Teil von Rauchs Atelier zugewiesen erhielt. Als aber vor zwei Jahren Hundrieser, der letzte dieser Bildhauer, starb, entschloß man sich endlich, mit dem alten System zu brechen und setzte den Kunsthistoriker und Museumsfachmann Prof. Hans Mackowsky, einen der ersten Kenner altberliner Kunst, als Direktor ein. Mackowsky hat nun im letzten Jahre eine Neuaufstellung des Museums vorgenommen, die jetzt beendet ist. Er hat endlich das Tohuwabohu, das hier herrschte, gelichtet, hat segensreiche Ordnung gestiftet und in die Anordnung der kostbaren Originalmodelle Rauchs Sinn und Logik gebracht. Er hat auch für farbige Hintergründe gesorgt, für dunkelrote und dunkelblaue Stoffbespannungen der Wände, für grünen Anstrich der Gewölbenischen (der dem Geschmack der Schinkel-Rauchepoche entspricht), so daß sich nun die zahllosen meisten Gipsköpfe und -figuren, die von dem fleißigsten Leben Kunde geben, wirksam abheben. Soweit möglich, wurde klar gruppiert. Etwa die Berliner, die süddeutschen, die andern Denkmäler Rauchs, die interessante Folge der Entwürfe zum Berliner Friedrichsdenkmal, von der wunderlichen Trajanssäule bis zu dem volkstümlichen alten Fritzen, die dekorativen Stücke, die Grabfiguren zusammengerückt. Und als Verbindungen ziehen sich durch die Räume die langen Reihen der ausgezeichneten Porträtbüsten, in denen Rauchs beste Kraft sich offenbarte. Und auch diese Bildnisse wurden nach sachlichen Gesichtspunkten geordnet. So daß nun wirklich aus einem einstigen Gipslager ein Museum geworden ist.
Chemnitz. Durch Vermittelung des Kunstsalons Gerstenberger erwarb die Stadt die lebensgroße Bronze »Sandalenbinderin« von Lewin-Funke. Sie ist zurzeit im Treppenhause des König-Albert-Museums aufgestellt und wird voraussichtlich später ihren Platz in den Anlagen erhalten.
Kunstfreunde schenkten dem Museum ein Ölgemälde Toni Stadlers »Blick in die bayrischen Alpen«. Es ist im Herbste vorigen Jahres entstanden und ist eines seiner bis ins kleinste durchgearbeiteten, aber immer groß bleibenden Landschaftsbilder. Reizvoll im Kolorit, das in allen Tönen vom Gelbgrün bis zum tiefen Herbstgold lebt, reizvoll in der Behandlung des hohen, weiten Himmels mit seinen lastend schweren Regenwolken. Das Werk bildet eine glückliche Bereicherung der jungen Sammlung.
Max Liebermanns Lotsenstube, ein Frühwerk des Meisters aus dem Jahre 1874, ist von Dr. Karl Lanz der Mannheimer Kunsthalle geschenkt worden. Dr. Lanz hat auch seine übrigen Sammlungen für drei Monate der Städtischen Galerie überlassen. Darunter findet man die ersten Namen alter Meister. Auch die Erwerbung eines bedeutenden Werkes französischer Kunst ist kürzlich der Galerie gelungen: der Ankauf des Porträts von Jules Michelet von Honoré Daumier.
Ein Correggio im Metropolitan Museum of Art in New York. Eine der bedeutendsten Neuerwerbungen dieses mit den reichsten Mitteln arbeitenden Instituts ist zweifelsohne der sogenannte Altar der heiligen Martha von Correggio, der im Dezember des vergangenen Jahres aus dem Besitze der Kunsthändler Sulley & Co. angekauft wurde. Das Bild befand sich ehedem in England in der berühmten Ashburton-Sammlung und gehört zu den unbestrittenen Jugendwerken des Meisters. Auf Grund von nicht ganz klaren urkundlichen Nachrichten hat man bis Morelli allgemein angenommen, daß dieses Altarbild nach 1518 im Auftrag eines Melchiore Fassi in Correggio für dessen Kapelle in der dortigen Kirche S. Quirino gemalt wurde. Morelli hat die Entstehungszeit des Werkes mit einigen
Jahren hinaufgerückt, in der Annahme, daß es noch vor dem Dresdener Franziskus-Altar (1514—1515) entstanden sei. Jedenfalls hat Morelli mit Recht auf einige noch an Lorenzo Costa erinnernde Details im Bilde hingewiesen. Dargestellt sind die Heiligen Petrus, Leonhard, Martha und Magdalena in ganzer Figur vor Bäumen stehend. —th.
Paris. In diesem Jahre werden voraussichtlich mehrere Arbeiten aus dem Luxembourg in den Louvre gebracht werden. Bekanntlich sollen in den Louvre nur Werke solcher Künstler aufgenommen werden, die mindestens zehn Jahre lang tot sind, also daß es sich gewissermaßen um das Urteil der Nachwelt handelt. Meissonier, Gustave Moreau, Benjamin Constant und Vollon befinden sich in diesem Falle, und man wird nun einige der bisher im Luxembourg aufbewahrten Werke dieser Künstler in den Louvre bringen. Meissonier und Gustave Moreau sind übrigens schon früher durch private Schenkungen in Sammlungen, die man nicht teilen durfte, in den Louvre gelangt. Der Louvre hat außerdem durch Erbschaft zwei Bildnisse moderner französischer Künstler erhalten: das Bildnis des Grafen Jacquemont von Henner und das des Barons Portalis von Regnault.
FORSCHUNGEN
Im fünften Heft des Jahrgang 1912 der »Arte« publiziert M. Biancale eine Studie über Evaristo Baschenis. Es ist dem Autor gelungen, in der Heimat des Künstlers, in Bergamo und dessen Umgebung, eine große Zahl seiner Werke wiederzufinden, die sich dort im Privatbesitz erhalten haben. Zumeist sind es Stilleben von Musikinstrumenten, seltener Fisch- und Fruchtstilleben. Daneben finden sich auch einige Bildnisse. Im ganzen zählt Biancale etwa 50 solcher Werke im Bergamaskischen und in Mailand auf, die er unter Baschenis selbst und dessen angenommene Nachahmer verteilt. Bekannt ist von diesen Nachahmern nur der von Locatelli in seinen »lllustri Bergamaschi« genannte Bartolomeo Bettera, von dem Biancale mehrere bezeichnete Stücke erwähnt. — Im sechsten Heft derselben Zeitschrift findet sich eine Reihe von Nachträgen zu diesem Aufsatz, meist Zuschriften von Besitzern anderer Werke von Baschenis. Dazu wäre noch von uns nachzutragen, daß sich in der Herzogl. Galerie zu Meiningen ein mit vollem Namen signiertes Stilleben von Instrumenten von der Hand Betteras befindet (vgl. Katalog der Herzogl. Gemälde-Galerie zu Meiningen von C. F. Förster 1865, p. 36, Nr. 73).
A. Serafini bringt im letzten Heft der »Arte« (1912, Heft 6) den Schluß seiner Studien zur umbrischen Miniaturmalerei. Er untersucht insbesondere die Beziehungen zwischen der umbrischen und der ferraresischen Miniaturmalerei in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, wobei die Arbeiten Franco Ferrarese’s, Federigo Veteranos, Jacomo da Fabriano’s, Giacomo Caporales und mehrerer anderer Miniaturisten herangezogen werden.
Dasselbe Heft der Arte enthält ferner einen Aufsatz von G. Giovannoni über römische Kirchen aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, der fortgesetzt werden soll. In diesem ersten Kapitel werden Santa Caterina de’ Funari und San Spirito in Sassia behandelt. Santa Caterina de’Funari muß nach einer von Giovannoni gefundenen Zuschrift an der Fassade von einem bisher unbekannten Baumeister Giudetto de’ Giudetti errichtet worden sein. Giovannoni vermutet auf Grund des genannten Baues, daß Giudetto aus der Schule des jüngeren Antonio da Sangallo hervorgegangen ist. Er schreibt ihm noch die vom Kardinal Federigo Cesi für sein Grabmal errichtete Katharinenkapelle in Santa Maria Maggiore zu. Bei San Spirito nimmt
Chemnitz. Durch Vermittelung des Kunstsalons Gerstenberger erwarb die Stadt die lebensgroße Bronze »Sandalenbinderin« von Lewin-Funke. Sie ist zurzeit im Treppenhause des König-Albert-Museums aufgestellt und wird voraussichtlich später ihren Platz in den Anlagen erhalten.
Kunstfreunde schenkten dem Museum ein Ölgemälde Toni Stadlers »Blick in die bayrischen Alpen«. Es ist im Herbste vorigen Jahres entstanden und ist eines seiner bis ins kleinste durchgearbeiteten, aber immer groß bleibenden Landschaftsbilder. Reizvoll im Kolorit, das in allen Tönen vom Gelbgrün bis zum tiefen Herbstgold lebt, reizvoll in der Behandlung des hohen, weiten Himmels mit seinen lastend schweren Regenwolken. Das Werk bildet eine glückliche Bereicherung der jungen Sammlung.
Max Liebermanns Lotsenstube, ein Frühwerk des Meisters aus dem Jahre 1874, ist von Dr. Karl Lanz der Mannheimer Kunsthalle geschenkt worden. Dr. Lanz hat auch seine übrigen Sammlungen für drei Monate der Städtischen Galerie überlassen. Darunter findet man die ersten Namen alter Meister. Auch die Erwerbung eines bedeutenden Werkes französischer Kunst ist kürzlich der Galerie gelungen: der Ankauf des Porträts von Jules Michelet von Honoré Daumier.
Ein Correggio im Metropolitan Museum of Art in New York. Eine der bedeutendsten Neuerwerbungen dieses mit den reichsten Mitteln arbeitenden Instituts ist zweifelsohne der sogenannte Altar der heiligen Martha von Correggio, der im Dezember des vergangenen Jahres aus dem Besitze der Kunsthändler Sulley & Co. angekauft wurde. Das Bild befand sich ehedem in England in der berühmten Ashburton-Sammlung und gehört zu den unbestrittenen Jugendwerken des Meisters. Auf Grund von nicht ganz klaren urkundlichen Nachrichten hat man bis Morelli allgemein angenommen, daß dieses Altarbild nach 1518 im Auftrag eines Melchiore Fassi in Correggio für dessen Kapelle in der dortigen Kirche S. Quirino gemalt wurde. Morelli hat die Entstehungszeit des Werkes mit einigen
Jahren hinaufgerückt, in der Annahme, daß es noch vor dem Dresdener Franziskus-Altar (1514—1515) entstanden sei. Jedenfalls hat Morelli mit Recht auf einige noch an Lorenzo Costa erinnernde Details im Bilde hingewiesen. Dargestellt sind die Heiligen Petrus, Leonhard, Martha und Magdalena in ganzer Figur vor Bäumen stehend. —th.
Paris. In diesem Jahre werden voraussichtlich mehrere Arbeiten aus dem Luxembourg in den Louvre gebracht werden. Bekanntlich sollen in den Louvre nur Werke solcher Künstler aufgenommen werden, die mindestens zehn Jahre lang tot sind, also daß es sich gewissermaßen um das Urteil der Nachwelt handelt. Meissonier, Gustave Moreau, Benjamin Constant und Vollon befinden sich in diesem Falle, und man wird nun einige der bisher im Luxembourg aufbewahrten Werke dieser Künstler in den Louvre bringen. Meissonier und Gustave Moreau sind übrigens schon früher durch private Schenkungen in Sammlungen, die man nicht teilen durfte, in den Louvre gelangt. Der Louvre hat außerdem durch Erbschaft zwei Bildnisse moderner französischer Künstler erhalten: das Bildnis des Grafen Jacquemont von Henner und das des Barons Portalis von Regnault.
FORSCHUNGEN
Im fünften Heft des Jahrgang 1912 der »Arte« publiziert M. Biancale eine Studie über Evaristo Baschenis. Es ist dem Autor gelungen, in der Heimat des Künstlers, in Bergamo und dessen Umgebung, eine große Zahl seiner Werke wiederzufinden, die sich dort im Privatbesitz erhalten haben. Zumeist sind es Stilleben von Musikinstrumenten, seltener Fisch- und Fruchtstilleben. Daneben finden sich auch einige Bildnisse. Im ganzen zählt Biancale etwa 50 solcher Werke im Bergamaskischen und in Mailand auf, die er unter Baschenis selbst und dessen angenommene Nachahmer verteilt. Bekannt ist von diesen Nachahmern nur der von Locatelli in seinen »lllustri Bergamaschi« genannte Bartolomeo Bettera, von dem Biancale mehrere bezeichnete Stücke erwähnt. — Im sechsten Heft derselben Zeitschrift findet sich eine Reihe von Nachträgen zu diesem Aufsatz, meist Zuschriften von Besitzern anderer Werke von Baschenis. Dazu wäre noch von uns nachzutragen, daß sich in der Herzogl. Galerie zu Meiningen ein mit vollem Namen signiertes Stilleben von Instrumenten von der Hand Betteras befindet (vgl. Katalog der Herzogl. Gemälde-Galerie zu Meiningen von C. F. Förster 1865, p. 36, Nr. 73).
A. Serafini bringt im letzten Heft der »Arte« (1912, Heft 6) den Schluß seiner Studien zur umbrischen Miniaturmalerei. Er untersucht insbesondere die Beziehungen zwischen der umbrischen und der ferraresischen Miniaturmalerei in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, wobei die Arbeiten Franco Ferrarese’s, Federigo Veteranos, Jacomo da Fabriano’s, Giacomo Caporales und mehrerer anderer Miniaturisten herangezogen werden.
Dasselbe Heft der Arte enthält ferner einen Aufsatz von G. Giovannoni über römische Kirchen aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, der fortgesetzt werden soll. In diesem ersten Kapitel werden Santa Caterina de’ Funari und San Spirito in Sassia behandelt. Santa Caterina de’Funari muß nach einer von Giovannoni gefundenen Zuschrift an der Fassade von einem bisher unbekannten Baumeister Giudetto de’ Giudetti errichtet worden sein. Giovannoni vermutet auf Grund des genannten Baues, daß Giudetto aus der Schule des jüngeren Antonio da Sangallo hervorgegangen ist. Er schreibt ihm noch die vom Kardinal Federigo Cesi für sein Grabmal errichtete Katharinenkapelle in Santa Maria Maggiore zu. Bei San Spirito nimmt