Giovannoni die Fassade für Antonio da Sangallo in Anspruch, so daß also der ganze Bau von diesem vollendet wäre. Bisher hat man ihn nur als den Erbauer des Schiffes angesehen.
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VERMISCHTES
Leipzig. Einige Erfolge, die die Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in letzter Zeit zu verzeichnen hat, lassen erkennen, in welch erfreulicher Weise der von ihr ausgeübte Einfluß auf die geschmackliche Hebung des Buchgewerbes sich erweitert. Das Sächsische Ministerium des Innern hat die neuen sächsischen Auslands-Paßformulare direkt in der Akademie herstellen lassen, die Aufgabe wurde unter Leitung von Prof. Schiller in einer künstlerisch durchaus befriedigenden Weise gelöst. Dann erließ dasselbe Ministerium durch die Akademie ein Preisausschreiben zur Erlangung eines künstlerischen Entwurfes für die neu herzustellende Auszeichnungsurkunde der sächsischen Klöppelschulen. Den ersten Preis erhielt Alice Clarus, eine der begabtesten Schülerinnen von Prof. Steiner-Prag; zur Ausführung gelangt, laut Beschluß des Ministeriums, der Entwurf von Wanda Ebel, Schülerin von Prof. Hein.
Das neue Berliner Haus des Vereins deutscher Ingenieure soll an der Fassade mit den Köpfen berühmter Ingenieure geschmückt werden. Und zwar sind neun Reliefköpfe vorgesehen, die in der Füllung zwischen den Fenstern des Saales und den darüber liegenden niedrigeren Büchereifenstern ihren Platz erhalten sollen. Der Vorstand hat folgende Ingenieure ausgewählt: Otto von Guericke, Werner von Siemens, Redtenbacher, Alfred Krupp, Schichau, Borsig, Reichenbach, Harkort, Otto und Lange, die beiden letzteren in einem Doppelbildnis. In den Wandtäfelungen der kleineren Sitzungssäle wird eine Anzahl künstlerisch ausgeführter Köpfe von hervorragenden Angehörigen des Vereins eingelassen werden. Hierfür soll Stadtbaurat Ludwig Hoffmann Anregungen geben. Geh. Rat von Oechelhäuser will für das neue Vereinshaus ein Ölbild der Gründungsstätte des Vereins in Alexisbad stiften.
In Bayern ergreift man jetzt vom Ministerium aus die Initiative, die Errungenschaften der modernen Maltechnik praktisch fruchtbar zu machen. Adolf Wilhelm Keim, technischer Lehrer in Grünwald bei München, ist als Wanderlehrer für Maltechnik angestellt worden. Er soll im Auftrage der Handwerkskammer Vorträge und Kurse über bestimmte Gebiete der Materialkunde und der Maltechnik leiten und auf diesem Wege in Fühlung mit den Fachschulen und der Auskunftsstelle für Maltechnik an der MünchnerTechnischen Hochschule möglichst weiten Kreisen des Malergewerbes maltechnische Kenntnisse und Erfahrungen vermitteln.
Ländliche Schulhausbauten und verwandte Anlagen im Großherzogtum Baden. Das um die Jahrhundertwende gründlich neugestaltete Elementarunterrichtswesen in Baden hat einschneidende Wirkungen auf die Schulhausbauten gehabt. Die Neuanlagen, die hier früher schon angezeigt wurden, sind namentlich in Landgemeinden zu Mustern ländlicher Bauweise gestaltet worden. Das vor kurzem erschienene zweite Heft (bei G. Braun, Karlsruhe, B. ) bringt wiederum 22 Bauten in Grund- und Auf
rissen und Schauansichten, deren Entstehungszeit in die Jahre 1905—1912 fallen. Bei dem Komplex von Bedingungen, die zu erfüllen waren (Schulräume, Lehrerwohnungen, Gemeindeamtszimmern nebst Zubehörräumen), kann natürlich von Herausgestaltung eines einheitlichen Typs nicht die Rede sein. Nur die hygienisch bedingte scharfe Trennung von Schul- und sonstigen Zweckräumen ist gleichmäßig innegehalten. Einen großen Reichtum entfalten die Architekten in der Einpassung des Schulhauses in das Landschafts- und Ortsbild. Der Typ des Schwarzwaldhauses, der Markgräfler und unterbadische Stil, fränkische und alemannische Anlagen wirkten formbestimmend. Es zeigt sich so merkwürdigerweise, wie reich an Architekturformen Baden ist und wie trefflich der Weg ist, bürgerliche Neuanlagen künstlerisch zu beeinflussen. Bigr.
Die Innendekoration des Pariser Pantheons wird nach dem Plane des ehemaligen Staatssekretärs Dujardin- Beaumetz weitergeführt. Das sehr schöne Denkmal für Rousseau von Bartholomé steht in Kalkstein an dem definitiven Platze an einem der Kuppelpfeiler, die die Rückwand der Apsis und damit das schlechte Wandgemälde von Detaille bedeckende, etwas theatralische Revolutionsgruppe von Sicard wird auch bald in endgültigem Steine den jetzigen Gips ersetzen. An zwei anderen Kuppelpfeilern hat man jetzt die mit Kohle auf Karton gezeichneten Entwürfe der Bildhauer Marqueste und Mercié angebracht, um sich eine Vorstellung von dem späteren Eindruck machen zu können. Die beiden Gruppen, halb Rundfigur, halb Relief, stellen die Redner und die Soldaten der ersten Republik vor. Beide könnten an ihrer Stelle ausgezeichnet wirken, wenn sie weniger hohle Theatralik und mehr von der innerlichen Würde und dem edlen Maße der benachbarten Arbeit Bartholomés hätten. Es ist schade, daß man auch diese Aufträge an die verschiedensten Künstler verteilt hat, statt sie dem einzigen Bartholome zu übergeben.
LITERATUR
Im April 1911 wurde in London die Walpole Society unter dem Vorsitz des Earl of Lytton gegründet. Diese Gesellschaft hat sich das Studium der englischen Kunstgeschichte zum Ziel gesetzt und sie hat die Absicht, jedes Jahr einen Band mit Abhandlungen aus diesem Gebiet zu veröffentlichen, der nicht im Buchhandel erscheinen, sondern nur den Mitgliedern zugänglich sein wird. Der erste Band (1911—1912) liegt vor uns und macht innerlich wie äußerlich einen recht angenehmen Eindruck. Die erste Hälfte des Textes nimmt die Publikation von Nicholas Hilliards Traktat »The Arte of Limmingc durch Philip Norman ein. Hilliard war bekanntlich einer der feinsten Porträt-Miniaturisten der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, aber sein Traktat ist eher in philologischer als in kunstgeschichtlicher Beziehung interessant. Dann folgt ein zusammenfassender Aufsatz E. S. Priors über die englische Skulptur des Mittelalters mit zum Teil recht interessanten Abbildungen und Lethabys Artikel über die Maler von Westminster Abbey mit zwei Reproduktionen von Tristramschen Aquarellkopien. Den Schluß des Bandes bildet A. J. Finbergs Publikation des »Isle of Wight«-Skizzenbuches — eines Jugendwerkes — von Turner. Druck und Illustrationen sind über aller Kritik gut. —th.
Inhalt:Die Umgestaltung der Gemäldegalerie des Wiener Hofmuseums. — Eduard Sack †; Jules Jacquet †; Carl Giehlow †. — Personalien. — Wettbewerbe: Kgl. Kunstakademie in Düsseldorf; Stadltheater in Pforzheim; Hauptfriedhof in Stuttgart; zum Schinkelfest 1913. — Loge du Change in Lyon. — Ausgrabung der Basilica Aeinilia. — Ausstellungen in Berlin, Bremen, Pforzheim, Amsterdam, Leipzig, Baden-Baden. Berliner Rauch-Museum; Museum in Chemnitz; Mannheimer Kunsthalle; Metropolitan Museum of Art in New York; Vom Louvre in Paris. — Studie über Evaristo Baschenis; Studium zur umbrischen Miniaturmalerei; Römische Kirchen des 16. Jahrh. — Vermischtes. — Literatur.
Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstetn. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße 11a
Druck von Ernst Hedrich Nachf., G. m. r. h., Leipzig