geboten. Er sollte nur da verwandt werden, wo es sich um Festigkeit im statischen Sinne und um Wasserbewältigung handelt. Von der Oberfläche ist er tunlichst immer fernzuhalten. Größter Wert ist auf guten Sand zu legen. Namentlich für Putz, dessen Technik sehr im argen liegt, trotz »Edelputzund dergleichen neuen Erfindungen, die bei Baudenkmälern ohnehin keine Verwendung finden können.
Zum Schlusse brachte der Redner die schon in einer früheren Tagung von anderer Seite gestreifte Frage der dauernden technischen Pflege der Baudenkmäler zur Sprache. Er befürwortete lebhaft die Übertragung dieser primitiven Pflege an einen Bauhandwerker, am besten an einen erfahrenen Zimmermann, der natürlich nichts anzuordnen, sondern nur zu beobachten, zu untersuchen und über seine Wahrnehmung den zum Schutz des Denkmals berufenen Stellen höherer Ordnung Meldung zu machen hat. Die erforderlichen Maßregeln zu ergreifen ist dann der Letzteren Sache, und zwar schnellstens, ehe der noch unbedeutende Schaden zur Baufälligkeit, die noch geringfügige Reparaturausgabe zum kostspieligen Instandsetzungsverfahren wird.
Mit dem Hoßfeldschen Vortrag berührte sich der nicht minder auf reicher Erfahrung fußende Vortrag des Kölner Dombaumeisters Hertel über die Auswahl und Behandlung der für Restaurierungen in Betracht kommenden Materialien. Der Redner legte an drastischen Beispielen dar, welche Sünden leider auch jetzt noch bei Bauten und Restaurierungen mit der Wahl und mit der Bearbeitung der Baustoffe begangen werden. Mit allem Nachdruck warnte er vor dem Zement, der für die Denkmalpflege in keinem Fall verwendet werden dürfe. Bei der Verwendung von Ziegeln an alten Bauten ist die größte Vorsicht nötig, daß sie an Größe, Farbe und Form genau den ursprünglich verwendeten entsprechen. Durchaus zu warnen ist vor Walzblei, zu empfehlen nur Gußblei, aus dem jetzt Platten in jeder Dicke und Größe ohne Schwierigkeit hergestellt werden können. Ausführlich behandelte der Redner dann die sehr wichtige Wahl des natürlichen Bausteins, wobei er namentlich die Ergebnisse der staatlich unterstützten wissenschaftlichen Prüfung der Bausteine und deren Klassement stark kritisierte. Es ist durchaus ungenügend, die Bausteine nur auf ihre Festigkeit hin zu prüfen; viel wichtiger ist die Prüfung auf die Wetterfestigkeit und Verwitterung hin. Durch die Klassifizierung, die auf Grund der geologisch-mineralogischen Prüfung hergestellt worden ist, wird der praktische Restaurator, wie der Redner darlegte, nur in die Irre geführt und zu endloser, unnützer Arbeit verführt. Nur aus dem Zusammengehen des Mannes der Wissenschaft und des Praktikers können zuverlässige Ergebnisse gewonnen werden. Die meisten und besten Erfahrungen besitzen die Bauhütten, die sie freilich meist als Geheimnisse hüten und bewahren. Es wäre zu wünschen, daß ihre Erfahrungen besser verwertet und namentlich von den Konservatoren dauernd in den Dienst der Denkmalpflege gestellt würden.
Voraussichtlich wird der stark polemische Teil
dieses Vortrags nach seiner Veröffentlichung zu lebhaften Auseinandersetzungen mit den angegriffenen Männern der Wissenschaft, die die Ergebnisse jener Gesteinsprüfungen veröffentlicht haben, führen. Für die Praxis und die Zukunft unserer alten Baudenkmäler kann diese Erörterung nur von Nutzen sein.
Es sprach weiter Dombaumeister Knauth (Straßburg) über die Arbeiten zur Sicherung der Turmfundamente am Dom zu Straßburg, Prof. Dr. Rathgen über weitere Ergebnisse seiner noch im Gange befindlichen Versuche mit Steinschutzmitteln und Geh. Baurat Wickop (Darmstadt) über die Wiederherstellung der Liebfrauenkirche zu Arnstadt in Thüringen, deren Türme nach dem mustergültigen Beispiel, das Geh. Oberbaurat Hofmann am Wormser Dom gegeben hat, vollständig abgetragen und soweit als möglich unter Verwendung der alten Bausteine wieder aufgebaut wurden.
An letzter Stelle stand auf der Tagesordnung das Thema Baugewerkschulen und Denkmalpflege, über welches der Wiener Oberbaurat Julius Deininger und der Hildesheimer Oberlehrer Architekt Scriba berichteten. Aus den beiden Berichten ging hervor, daß die Anschauungen über die Aufgaben der Baugewerkschulen (in Sachsen: Bauschulen) sich in den letzten Jahren vollständig gewandelt haben und demgemäß auch die Lehrpläne geändert worden sind. In Preußen, in Bayern, in Sachsen, in Württemberg, in Thüringen usw., auch in Österreich steht jetzt die heimische Bauweise im Mittelpunkte des Unterrichts, und besonders wird der Schüler auf den bodenständigen ländlichen Baustil hingewiesen und darin unterrichtet. Der Monumentalstil, der sich früher in der einläßlichen Behandlung der Säulenordnungen usw. äußerte, ist ausgeschlossen. Die Pflege der bodenständigen Bauweise im Bauzeichnen und in der Gestaltungslehre wird unterstützt durch die deutschen Aufsätze mit entsprechenden Themen, wodurch auch des Schülers Gefühlsleben in die gewünschte Richtung gelenkt wird; durch die Baustofflehre wird er zu stoffgerechter Behandlung der Baustoffe angeleitet. Dem Freihandzeichnen, der darstellenden Geometrie und dem Modellieren endlich kommt die Aufgabe zu, die Gabe räumlicher Vorstellung zu erwecken, zugleich aber auch die Denkmalpflege zu fördern, indem alte deutsche Holzbauten wie auch ländliche Bauwerke gezeichnet und modelliert werden; und nicht bloß ganze Gebäude, sondern auch einzelne Teile wie Treppen, Türen und Fenster werden gezeichnet und modelliert.
Die Vorträge wurden unterstützt durch eine umfängliche Ausstellung von Schülerzeichnungen und Modellen aus den deutschen Baugewerken- und Bauschulen. Auch aus dieser Ausstellung ergab sich unzweideutig, daß an diesen Schulen sich in den letzten Jahren — etwa seit 1908 — ein ganz entschiedener Umschwung nach den Zielen des Heimatschutzes und der Denkmalpflege hin vollzogen hat. Daß der Denkmalpflegetag, ebenso wie Kunstwart und Dürerbund, diesen Wandel herbeizuführen geholfen haben, unterliegt keinem Zweifel. Die Versammlung be