wickelt gewesen sein muß. Die sogleich noch zu berührenden, außerordentlich interessanten Münzfunde beweisen ferner, daß die Stadt ebenso wohlhabend war, wie der Geldverkehr leicht von Hand zu Hand ging. Die Bevölkerung trug jedenfalls einen sehr kosmopolitischen Charakter, ferner bezeugen die entdeckten Basreliefs sowie Skulpturenfragmente, daß die Stadtverwaltung bemüht war, ihren öffentlichen Gebäuden auch ein dekoratives Ansehen zu geben. Große Kaufleute aus der Levante errichteten daselbst Altäre mit griechischen Widmungen für den Tyrischen Herakles und die Phönizische Astarte. So ist z. B. ein Grabstein vorhanden, der dem Gedächtnis von Barates, eines Ansiedlers aus Palmyra in der syrischen Wüste, geweiht wurde. Einige der entdeckten kleineren Fundstücke wie Broschen und Schwertscheiden lassen teutonische Arbeit erkennen, und diese bilden somit eine Unterlage für die Annahme des Handelsverkehr mit Zentraleuropa.
Eins der interessantesten ausgegrabenen Objekte bildet ein 3 Fuß 6 englische Zoll hoher Altar, der an den Seiten unvollendet, aber im vorderen Teile als gut durchgeführt bezeichnet werden kann. Der noch erhaltene Teil der Inschrift lautet:
»Leg. XXX. V. V.
Coh. VII. «
Unter diesen beiden Linien wurde ein breiter Raum gelassen, der wahrscheinlich für die beabsichtigte Namenssetzung des Centurion vorgesehen und bestimmt, aber nicht ausgeführt wurde. Dies ist die erste Entdeckung und nachweisliche Spur, sowie überhaupt die einzige Erwähnung der 30. Legion in Britannien. Sie führte den Titel »Ulpia Victrix« und ihr gewöhnliches Standquartier war in Niedergermanien. Dann wurde eine gewaltige Steinplatte mit leider nur gering erhaltener Inschrift, betreffend die »Legio II Augusta« zutage gefördert, und eine kleine Steinplatte mit nachstehender Aufzeichnung:
»Vex (illatio)
Leg V
Subc(ura) L V.
Unter den Reliefs hebe ich eines mit der drei Fuß hohen nackten, nur mit Resten des Löwenfells bekleideten Figur des Herkules hervor. Zu seiner Rechten befindet sich in kleinerem Maßstabe eine bisher nicht genügend genug identifizierte weibliche Gestalt.
Außer einer römischen Zisterne sind ferner die Mauern mehrerer Gebäude so weit bloßgelegt, daß man ihren Grundriß erkennen kann, und der Schutt vom Forum wurde abgeräumt. Im wahren Sinne des Wortes, sowohl im ideellen, als anch im materiellen Sinn gedacht, ist die große Menge aufgefundener Münzen als ein Schatz zu betrachten. Bisher wurden über 1000 Bronze-, Silber- und Goldmünzen entdeckt, darunter einige ganz unbekannter Art. So z. B. eine solche, die im Beginn der Regierung Konstantins d. Gr. in der Londoner Münzstätte geprägt worden ist, ein christliches Monogramm aufweist und eben deshalb besonders bemerkenswert erscheint, weil letzteres mithin in Britannien früher amtlich eingeführt wurde als in Italien und in Gallien.
Nur aus Goldmünzen bestehende Funde sind bisher drei bekannt in England, nämlich etwa 600 Stück im Jahre 1811 in Cleeve Prior, nahe bei Evesham entdeckte, die der Zeit nach von Valentinian I. bis Arcadius reichen. Hier in dem alten römischen Corstopitum, dem modernen Corbridge, stieß man zuerst im Jahre 1908 auf einen jetzt im British Museum befindlichen Goldschatz. Diese unter Kaiser Valentinian L, Valens, Gratian, Valentinian II, Theodosius und Magnus Maximus hergestellten, durchweg vortrefflich erhaltenen Münzen befanden sich in einer
vergrabenen Bronzevase, deren Boden beim Herausnehmen aus der Erde herabfiel. Der Fund bildet eine der letzten Spuren der römischen Besitzergreifung Nord- Britanniens, und zwar um so beweiskräftiger, weil nachträglich andere Münzfunde in Corbridge es unzweifelhaft erscheinen lassen, daß der Ort bis 390 n. Chr. bewohnt war, aber 395 als verfallen zu betrachten ist.
Die im letzten Jahre aufgefundenen Goldmünzen stammen aus der Zeit Neros, Galbas, Othos, Vitellius’, Vespasians, Titus’, Domitians, Trajans, Hadrians, Sabinas, Aelius’, Antoninus Pius’, Faustina der Älteren und des Marcus Aurelius. Die jüngste Münze rührt aus dem Jahre 159 n. Chr. her. Statthalter war zu dieser Periode Julius Verus, und da zu seiner Regierungszeit mehrfach Unruhen ausbrachen, so erhielt er aus Germanien militärische Unterstützung. Während der Statthalterschaft des Calpurnius Agricola (161) muß die Lage der Römer eine noch schwierigere gewesen sein, da in der Nähe von dem heutigen Corbridge Forts angelegt wurden und alle begonnenen Privatbauten in der Stadt unvollendet liegen blieben. Vom numismatischen Standpunkt aus verdienen die Goldmünze des Vitellius mit dem Kopf seines Vaters auf der Reversseite, und eine solche von Faustina der Älteren, wegen ihrer Seltenheit hervorgehoben zu werden.
Im Auftrage der Staatsregierung und unter Leitung des British Museums sollen demnächst in der Umgebung von Gravesend umfangreiche Ausgrabungen und Forschungen angestellt worden, da Einzelfunde die Annahme rechtfertigen, daß dort eine bedeutende römische Kolonie vorhanden gewesen sein muß. Ja, die in Angriff zu nehmende Fläche zeigt in bezug auf römische Antiquitäten bereits einen so ausgesprochenen Charakter, daß man im Osten eine Handelsniederlassung, im Süden eine Militärkolonie, und nicht weit entfernt einen Kirchhof nebst Töpfereifabrik zur Beschaffung von Grabmonumenten erkennen kann.
Der während der Sommermonate in London in den Räumen des »Royal Archeological Institute« abgehaltene »Archäologische Kongreß« hat den wichtigen Beschluß gefaßt: Mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln dahin zu wirken, daß die bisher geltenden Gesetze zur Erhaltung alter wertvoller Monumente, auch aut kirchliche Baulichkeiten ausgedehnt werden, daß aber in solchen Fällen archäologische Sachverständige und Autoritäten ersten Ranges bei Reparaturen hinzugezogen werden müssen! o. v. Schleinitz.
AUSSTELLUNGEN
Der Stadtrat in Mannheim hat den Vertrag zwischen der Stadtgemeinde und dem Deutschen Künstlerbund wegen der im Jahre 1913 in der dortigen Kunsthalle zu veranstaltenden großen Ausstellung genehmigt.
SAMMLUNGEN
Das Berliner Kaiser-Friedrich-Museum kann eine größere Anzahl wertvoller Geschenke verzeichnen. Die islamische Kunstabteilung erhielt von Eduard Simon eine Henkelkanne aus Silber mit getriebenem reichen Reliefschmuck. Das Stück, das bei Ausgrabungen in Raghes, der berühmten Fundstätte islamischer Töpfereien, gefunden wurde, zeigt in seinem Schmuck die Art dieser Raghes- Fayencen und ist eine persische Arbeit des 12. oder 13. Jahrhunderts. Freiherr von Lanna in Prag schenkte der Abteilung 22 Blätter eines Koran auf Pergament in kufischem Duktus mit reichen Zierblättern und Randmedaillons in Goldmalerei, ein mesopotamisches Erzeugnis aus dem 8. oder 9. Jahrhundert. Die Geschenke für die Abteilung der Bildwerke der christlichen Epoche bereichern besonders die altchristliche Sammlung. Darunter ist ein altchristliches Marmorbruchstück eines Sarkophagreliefs aus dem 3. Jahr
Eins der interessantesten ausgegrabenen Objekte bildet ein 3 Fuß 6 englische Zoll hoher Altar, der an den Seiten unvollendet, aber im vorderen Teile als gut durchgeführt bezeichnet werden kann. Der noch erhaltene Teil der Inschrift lautet:
»Leg. XXX. V. V.
Coh. VII. «
Unter diesen beiden Linien wurde ein breiter Raum gelassen, der wahrscheinlich für die beabsichtigte Namenssetzung des Centurion vorgesehen und bestimmt, aber nicht ausgeführt wurde. Dies ist die erste Entdeckung und nachweisliche Spur, sowie überhaupt die einzige Erwähnung der 30. Legion in Britannien. Sie führte den Titel »Ulpia Victrix« und ihr gewöhnliches Standquartier war in Niedergermanien. Dann wurde eine gewaltige Steinplatte mit leider nur gering erhaltener Inschrift, betreffend die »Legio II Augusta« zutage gefördert, und eine kleine Steinplatte mit nachstehender Aufzeichnung:
»Vex (illatio)
Leg V
Subc(ura) L V.
Unter den Reliefs hebe ich eines mit der drei Fuß hohen nackten, nur mit Resten des Löwenfells bekleideten Figur des Herkules hervor. Zu seiner Rechten befindet sich in kleinerem Maßstabe eine bisher nicht genügend genug identifizierte weibliche Gestalt.
Außer einer römischen Zisterne sind ferner die Mauern mehrerer Gebäude so weit bloßgelegt, daß man ihren Grundriß erkennen kann, und der Schutt vom Forum wurde abgeräumt. Im wahren Sinne des Wortes, sowohl im ideellen, als anch im materiellen Sinn gedacht, ist die große Menge aufgefundener Münzen als ein Schatz zu betrachten. Bisher wurden über 1000 Bronze-, Silber- und Goldmünzen entdeckt, darunter einige ganz unbekannter Art. So z. B. eine solche, die im Beginn der Regierung Konstantins d. Gr. in der Londoner Münzstätte geprägt worden ist, ein christliches Monogramm aufweist und eben deshalb besonders bemerkenswert erscheint, weil letzteres mithin in Britannien früher amtlich eingeführt wurde als in Italien und in Gallien.
Nur aus Goldmünzen bestehende Funde sind bisher drei bekannt in England, nämlich etwa 600 Stück im Jahre 1811 in Cleeve Prior, nahe bei Evesham entdeckte, die der Zeit nach von Valentinian I. bis Arcadius reichen. Hier in dem alten römischen Corstopitum, dem modernen Corbridge, stieß man zuerst im Jahre 1908 auf einen jetzt im British Museum befindlichen Goldschatz. Diese unter Kaiser Valentinian L, Valens, Gratian, Valentinian II, Theodosius und Magnus Maximus hergestellten, durchweg vortrefflich erhaltenen Münzen befanden sich in einer
vergrabenen Bronzevase, deren Boden beim Herausnehmen aus der Erde herabfiel. Der Fund bildet eine der letzten Spuren der römischen Besitzergreifung Nord- Britanniens, und zwar um so beweiskräftiger, weil nachträglich andere Münzfunde in Corbridge es unzweifelhaft erscheinen lassen, daß der Ort bis 390 n. Chr. bewohnt war, aber 395 als verfallen zu betrachten ist.
Die im letzten Jahre aufgefundenen Goldmünzen stammen aus der Zeit Neros, Galbas, Othos, Vitellius’, Vespasians, Titus’, Domitians, Trajans, Hadrians, Sabinas, Aelius’, Antoninus Pius’, Faustina der Älteren und des Marcus Aurelius. Die jüngste Münze rührt aus dem Jahre 159 n. Chr. her. Statthalter war zu dieser Periode Julius Verus, und da zu seiner Regierungszeit mehrfach Unruhen ausbrachen, so erhielt er aus Germanien militärische Unterstützung. Während der Statthalterschaft des Calpurnius Agricola (161) muß die Lage der Römer eine noch schwierigere gewesen sein, da in der Nähe von dem heutigen Corbridge Forts angelegt wurden und alle begonnenen Privatbauten in der Stadt unvollendet liegen blieben. Vom numismatischen Standpunkt aus verdienen die Goldmünze des Vitellius mit dem Kopf seines Vaters auf der Reversseite, und eine solche von Faustina der Älteren, wegen ihrer Seltenheit hervorgehoben zu werden.
Im Auftrage der Staatsregierung und unter Leitung des British Museums sollen demnächst in der Umgebung von Gravesend umfangreiche Ausgrabungen und Forschungen angestellt worden, da Einzelfunde die Annahme rechtfertigen, daß dort eine bedeutende römische Kolonie vorhanden gewesen sein muß. Ja, die in Angriff zu nehmende Fläche zeigt in bezug auf römische Antiquitäten bereits einen so ausgesprochenen Charakter, daß man im Osten eine Handelsniederlassung, im Süden eine Militärkolonie, und nicht weit entfernt einen Kirchhof nebst Töpfereifabrik zur Beschaffung von Grabmonumenten erkennen kann.
Der während der Sommermonate in London in den Räumen des »Royal Archeological Institute« abgehaltene »Archäologische Kongreß« hat den wichtigen Beschluß gefaßt: Mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln dahin zu wirken, daß die bisher geltenden Gesetze zur Erhaltung alter wertvoller Monumente, auch aut kirchliche Baulichkeiten ausgedehnt werden, daß aber in solchen Fällen archäologische Sachverständige und Autoritäten ersten Ranges bei Reparaturen hinzugezogen werden müssen! o. v. Schleinitz.
AUSSTELLUNGEN
Der Stadtrat in Mannheim hat den Vertrag zwischen der Stadtgemeinde und dem Deutschen Künstlerbund wegen der im Jahre 1913 in der dortigen Kunsthalle zu veranstaltenden großen Ausstellung genehmigt.
SAMMLUNGEN
Das Berliner Kaiser-Friedrich-Museum kann eine größere Anzahl wertvoller Geschenke verzeichnen. Die islamische Kunstabteilung erhielt von Eduard Simon eine Henkelkanne aus Silber mit getriebenem reichen Reliefschmuck. Das Stück, das bei Ausgrabungen in Raghes, der berühmten Fundstätte islamischer Töpfereien, gefunden wurde, zeigt in seinem Schmuck die Art dieser Raghes- Fayencen und ist eine persische Arbeit des 12. oder 13. Jahrhunderts. Freiherr von Lanna in Prag schenkte der Abteilung 22 Blätter eines Koran auf Pergament in kufischem Duktus mit reichen Zierblättern und Randmedaillons in Goldmalerei, ein mesopotamisches Erzeugnis aus dem 8. oder 9. Jahrhundert. Die Geschenke für die Abteilung der Bildwerke der christlichen Epoche bereichern besonders die altchristliche Sammlung. Darunter ist ein altchristliches Marmorbruchstück eines Sarkophagreliefs aus dem 3. Jahr