Museums erhielt als Geschenk von Hans Thoma 36 Radierungen und 41 Lithographien des Künstlers, meist Probedrucke.
VEREINE
Der Bund Deutscher Architekten hielt am 5. und 6. Oktober in Halle seinen Bundestag unter Leitung des Geh. Hofrats Prof. Martin Dülfer aus Dresden ab. Von den Ergebnissen der Tagung sei folgendes hervorgehoben: Die Bestrebungen zur Gründung einer allgemeinen Organisation der höheren Techniker können als merklich gefördert angesehen werden. Der Bund Deutscher Architekten nahm zu der Frage der Provisionen und Rabatte an Architekten Stellung und wird diesen Mißbrauch überall aufs schärfste bekämpfen. Nach einem Vortrage des Baurats Prof. Neumeister-Karlsruhe über die soziale Zukunft der Architekten ging der Vorsitz im Bunde an den Geh. Baurat Prof. Frentzen in Aachen über. Geh. Baurat Prof. Franz Schwechten-Berlin wurde zum Ehrenmitglied des Bundes ernannt. Den Sitzungen schloß sich ein gemeinsamer Ausflug nach Merseburg an. Der nächste Bundestag findet in Leipzig oder Frankfurt statt.
4- München. Kunstwissenschaftliche Gesellschaft. In der letzten Sitzung vor Beginn der Ferien weist Herr Scherman Proben der altindischen Bildhauerschule von Mathura vor. Seit etwa 80 Jahren sind dort Funde gemacht worden, die kunstgeschichtlich bedeutsam sind, namentlich auch wegen ihrer Beziehungen zum Gandhara- Stil des alten Baktrien, dessen beste Stücke, abgesehen von den Sammlungen in Indien selbst, im Berliner Völkerkunde-Museum verwahrt sind. Die Mathura-Schule nimmt eine vermittelnde Stellung ein zwischen diesen vom Hellenismus durchtränkten Gandhara-Arbeiten und der späteren mehr bodenständigen Hindu-Kunst. Die für das Ethnographische Museum in München gesicherten Stücke gehören zum Teil zu der ältesten typischen Periode der buddhistischen Bildhauerei aus den ersten Jahrhunderten nach Christus.
Im Anschluß an Sievekings im Münchener Jahrbuch erschienenen Aufsatz über den Zeuskopf der Sammlung Furtwängler (jetzt Frankfurt a. M. ) legte Freiherr von Bissing zwei Köpfe seiner Sammlung vor: 1. Einen etwas unterlebensgroßen jugendlichen Terrakottakopf, in Ägypten erworben und unzweifelhaft aus ägyptischem Ton. Trotz einer gewissen Ähnlichkeit mit dem idealisierten Alexanderporträt kann wegen der Verschiedenheit der Haare über der Stirn nicht an den König gedacht werden. Eine Deutung läßt sich wohl kaum geben. Die nächste Analogie bilden die italischen Giebelterrakotten und man wird für dies, wohl sicher nachhellenistische Stück am liebsten auch eine architektonische Verwendung annehmen. 2. Einen Marmorkopf, vermutlich zum Einsetzen in eine Gewandstatue hergerichtet. Der jugendliche, aber nicht knabenhafte Kopf hat eine vorn dreieckige Stephane im Haar, an der seitwärts kleine Flügel, vielleicht aus anderem Material (Stuck? ) eingesetzt waren. Die nicht sehr frische Arbeit verrät den Einfluß der strengen attischen Kunst des fünften Jahrhunderts. Ob eine direkte Kopie vorliegt oder ein späteres Werk, das mehrere Vorlagen vereinigte, bleibt zweifelhaft, doch spricht manches in der Haar- wie der Gesichtsbildung für letztere Annahme, die ja auch anderswo gerade in Ägypten zu belegen ist (siehe den von Sieveking a. a. O. veröffenllichten Marmorkopf der Glyptothek aus Alexandrien). Das Attribut der Beflügelung, das ähnlich
ein anderer Kopf zeigt, dessen Gipsabguß die Münchener Sammlung besitzt, reicht leider zu einer Deutung nicht aus: für Hypno ist der Kopf zu heroisch, für Hermes und Perseus vermissen wir notwendige Attribute.
Herr A. L. Mayer berichtet über interessante keramische Funde bei Paterna in der Nähe von Valencia, auf die man vor einigen Jahren beim Graben stieß. Es sind Scherbenreste des 14. und 15. Jahrhunderts. Tiefer fand man noch ältere, bisher in Spanien unbekannte Scherben. In die Öffentlichkeit sind bisher die Stücke nicht gekommen, wohl aber Fälschungen darnach. Auf den Stücken sind ornamentale Motive und phantastische Vasen als Dekor angebracht, die ein wie in Persien gebrauchtes Türkisblau zeigen. Sie dürften aus dem frühesten 14. Jahrhundert stammen. Vielleicht ist an persischen Einfluß mit Vermittlung über Sizilien zu denken.
Ferner stellt Herr Mayer eine Hypothese über das Alessandro de Borro-Bild im Berliner Museum auf, das lange Zeit als Velasquez gegolten hat. Er möchte es für spanisch halten und dann komme wegen der ganzen Technik und der eigentümlichen Verkürzung, die damals bei dekorativen Porträts häufig in Madrid angewandt wurde, nur ein Madrider Künstler und zwar Carreño de Miranda (1614—1685), in Betracht. Er stand künstlerisch van Dyck nahe und hatte enge Beziehungen zu Velasquez. Am ähnlichsten ist sein Bildnis einer Zwergin um 1680 mit dem Borrobildnis. Da Borro 1649—51 in Spanien war, kann es von Miranda sein. Es befand sich früher in Arezzo und war wohl in einem Treppenhaus aufgestellt, woraus sich die Verkürzung erklären würde.
Herr W. M. Schmid zeigt das Reisestammbuch eines Prinzen Radziwill aus dem Jahre 1628 vor, das sich in der Bibliothek des Bayerischen Nationalmuseums befindet. Die Blätter sind in ein Kupferstichbuch berühmter Männer eingeschossen. Es zeigt viele Wappenbilder und Einträge berühmter Fürstlichkeiten und Adeligen aus Pommern, Brandenburg, Lauenburg, Braunschweig, Anhalt, Limburg Altenburg, Leipzig, Holland, England usw.
Herr Wolters legt die Photographie einer Zeichnung M. von Wagners vor, in welcher er, im Zusammenhang mit Cockerells und Thorvaldsens Herstellung des äginetischen Westgiebels eine abweichende Anordnung zum Ausdruck bringt. Sodann bespricht er die kürzlich durch M. von Groote vertretenen Vorschläge zur Herstellung und Deutung der äginetischen Giebel und zeigt, daß sie sich mit sicheren Tatsachen nicht in Einklang bringen lassen.
VERMISCHTES
Zum 200. Geburtstage des venezianischen Malers Francesco Guardi wurde in Venedig auf Beschluß des Munizipiums eine Gedenktafel an dem Hause angebracht, in dem der Künstler lange Jahre wirkte und auch starb.
Ein amerikanisches Worpswede ist kürzlich entstanden. In den durch ihre Naturschönheiten bekannten Catskill Mountains im Staate New York hat in Birdcliff ein Mr. Whitehead ein größeres Stück Land erworben und ein Dutzend kleiner Holzhäuser errichtet, die alle zwar einfach, aber doch mit allen Bequemlichkeiten ausgestattet sind und für geringe Miete an Künstler abgegeben werden sollen, die ihren Studien in dieser landschaftlich sehr reizvollen Gegend obliegen wollen. Unter anderem sind auch Werkstätten für die verschiedensten dekorativen Künste vorgesehen. Schon jetzt zählt dieses Künstlerdorf zahlreiche Bewohner.
Inhalt:12. Tag für Denkmalpflege. Von P. Schumann. — Karl Thomsen † — Personalien. — Wettbewerb um den Staatspreis. — Archäologisches aus England. — Ausstellung in Mannheim. — Kaiser-Friedrich-Museum und Kupferstichkabinett in Berlin; Adicke-Stiftung für die Städtische Galerie zu Frankfurt; Germ. Museum in Nürnberg. — Bund Deutscher Architekten; Kunstwissensch. Gesellschaft in München. — Vermischtes.
Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße 11a
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig
VEREINE
Der Bund Deutscher Architekten hielt am 5. und 6. Oktober in Halle seinen Bundestag unter Leitung des Geh. Hofrats Prof. Martin Dülfer aus Dresden ab. Von den Ergebnissen der Tagung sei folgendes hervorgehoben: Die Bestrebungen zur Gründung einer allgemeinen Organisation der höheren Techniker können als merklich gefördert angesehen werden. Der Bund Deutscher Architekten nahm zu der Frage der Provisionen und Rabatte an Architekten Stellung und wird diesen Mißbrauch überall aufs schärfste bekämpfen. Nach einem Vortrage des Baurats Prof. Neumeister-Karlsruhe über die soziale Zukunft der Architekten ging der Vorsitz im Bunde an den Geh. Baurat Prof. Frentzen in Aachen über. Geh. Baurat Prof. Franz Schwechten-Berlin wurde zum Ehrenmitglied des Bundes ernannt. Den Sitzungen schloß sich ein gemeinsamer Ausflug nach Merseburg an. Der nächste Bundestag findet in Leipzig oder Frankfurt statt.
4- München. Kunstwissenschaftliche Gesellschaft. In der letzten Sitzung vor Beginn der Ferien weist Herr Scherman Proben der altindischen Bildhauerschule von Mathura vor. Seit etwa 80 Jahren sind dort Funde gemacht worden, die kunstgeschichtlich bedeutsam sind, namentlich auch wegen ihrer Beziehungen zum Gandhara- Stil des alten Baktrien, dessen beste Stücke, abgesehen von den Sammlungen in Indien selbst, im Berliner Völkerkunde-Museum verwahrt sind. Die Mathura-Schule nimmt eine vermittelnde Stellung ein zwischen diesen vom Hellenismus durchtränkten Gandhara-Arbeiten und der späteren mehr bodenständigen Hindu-Kunst. Die für das Ethnographische Museum in München gesicherten Stücke gehören zum Teil zu der ältesten typischen Periode der buddhistischen Bildhauerei aus den ersten Jahrhunderten nach Christus.
Im Anschluß an Sievekings im Münchener Jahrbuch erschienenen Aufsatz über den Zeuskopf der Sammlung Furtwängler (jetzt Frankfurt a. M. ) legte Freiherr von Bissing zwei Köpfe seiner Sammlung vor: 1. Einen etwas unterlebensgroßen jugendlichen Terrakottakopf, in Ägypten erworben und unzweifelhaft aus ägyptischem Ton. Trotz einer gewissen Ähnlichkeit mit dem idealisierten Alexanderporträt kann wegen der Verschiedenheit der Haare über der Stirn nicht an den König gedacht werden. Eine Deutung läßt sich wohl kaum geben. Die nächste Analogie bilden die italischen Giebelterrakotten und man wird für dies, wohl sicher nachhellenistische Stück am liebsten auch eine architektonische Verwendung annehmen. 2. Einen Marmorkopf, vermutlich zum Einsetzen in eine Gewandstatue hergerichtet. Der jugendliche, aber nicht knabenhafte Kopf hat eine vorn dreieckige Stephane im Haar, an der seitwärts kleine Flügel, vielleicht aus anderem Material (Stuck? ) eingesetzt waren. Die nicht sehr frische Arbeit verrät den Einfluß der strengen attischen Kunst des fünften Jahrhunderts. Ob eine direkte Kopie vorliegt oder ein späteres Werk, das mehrere Vorlagen vereinigte, bleibt zweifelhaft, doch spricht manches in der Haar- wie der Gesichtsbildung für letztere Annahme, die ja auch anderswo gerade in Ägypten zu belegen ist (siehe den von Sieveking a. a. O. veröffenllichten Marmorkopf der Glyptothek aus Alexandrien). Das Attribut der Beflügelung, das ähnlich
ein anderer Kopf zeigt, dessen Gipsabguß die Münchener Sammlung besitzt, reicht leider zu einer Deutung nicht aus: für Hypno ist der Kopf zu heroisch, für Hermes und Perseus vermissen wir notwendige Attribute.
Herr A. L. Mayer berichtet über interessante keramische Funde bei Paterna in der Nähe von Valencia, auf die man vor einigen Jahren beim Graben stieß. Es sind Scherbenreste des 14. und 15. Jahrhunderts. Tiefer fand man noch ältere, bisher in Spanien unbekannte Scherben. In die Öffentlichkeit sind bisher die Stücke nicht gekommen, wohl aber Fälschungen darnach. Auf den Stücken sind ornamentale Motive und phantastische Vasen als Dekor angebracht, die ein wie in Persien gebrauchtes Türkisblau zeigen. Sie dürften aus dem frühesten 14. Jahrhundert stammen. Vielleicht ist an persischen Einfluß mit Vermittlung über Sizilien zu denken.
Ferner stellt Herr Mayer eine Hypothese über das Alessandro de Borro-Bild im Berliner Museum auf, das lange Zeit als Velasquez gegolten hat. Er möchte es für spanisch halten und dann komme wegen der ganzen Technik und der eigentümlichen Verkürzung, die damals bei dekorativen Porträts häufig in Madrid angewandt wurde, nur ein Madrider Künstler und zwar Carreño de Miranda (1614—1685), in Betracht. Er stand künstlerisch van Dyck nahe und hatte enge Beziehungen zu Velasquez. Am ähnlichsten ist sein Bildnis einer Zwergin um 1680 mit dem Borrobildnis. Da Borro 1649—51 in Spanien war, kann es von Miranda sein. Es befand sich früher in Arezzo und war wohl in einem Treppenhaus aufgestellt, woraus sich die Verkürzung erklären würde.
Herr W. M. Schmid zeigt das Reisestammbuch eines Prinzen Radziwill aus dem Jahre 1628 vor, das sich in der Bibliothek des Bayerischen Nationalmuseums befindet. Die Blätter sind in ein Kupferstichbuch berühmter Männer eingeschossen. Es zeigt viele Wappenbilder und Einträge berühmter Fürstlichkeiten und Adeligen aus Pommern, Brandenburg, Lauenburg, Braunschweig, Anhalt, Limburg Altenburg, Leipzig, Holland, England usw.
Herr Wolters legt die Photographie einer Zeichnung M. von Wagners vor, in welcher er, im Zusammenhang mit Cockerells und Thorvaldsens Herstellung des äginetischen Westgiebels eine abweichende Anordnung zum Ausdruck bringt. Sodann bespricht er die kürzlich durch M. von Groote vertretenen Vorschläge zur Herstellung und Deutung der äginetischen Giebel und zeigt, daß sie sich mit sicheren Tatsachen nicht in Einklang bringen lassen.
VERMISCHTES
Zum 200. Geburtstage des venezianischen Malers Francesco Guardi wurde in Venedig auf Beschluß des Munizipiums eine Gedenktafel an dem Hause angebracht, in dem der Künstler lange Jahre wirkte und auch starb.
Ein amerikanisches Worpswede ist kürzlich entstanden. In den durch ihre Naturschönheiten bekannten Catskill Mountains im Staate New York hat in Birdcliff ein Mr. Whitehead ein größeres Stück Land erworben und ein Dutzend kleiner Holzhäuser errichtet, die alle zwar einfach, aber doch mit allen Bequemlichkeiten ausgestattet sind und für geringe Miete an Künstler abgegeben werden sollen, die ihren Studien in dieser landschaftlich sehr reizvollen Gegend obliegen wollen. Unter anderem sind auch Werkstätten für die verschiedensten dekorativen Künste vorgesehen. Schon jetzt zählt dieses Künstlerdorf zahlreiche Bewohner.
Inhalt:12. Tag für Denkmalpflege. Von P. Schumann. — Karl Thomsen † — Personalien. — Wettbewerb um den Staatspreis. — Archäologisches aus England. — Ausstellung in Mannheim. — Kaiser-Friedrich-Museum und Kupferstichkabinett in Berlin; Adicke-Stiftung für die Städtische Galerie zu Frankfurt; Germ. Museum in Nürnberg. — Bund Deutscher Architekten; Kunstwissensch. Gesellschaft in München. — Vermischtes.
Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße 11a
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig