man weiß auch, daß man die Ethnographica, die die Reisenden früher heimbrachten, besser in ihren Kisten schlummern läßt. In dieser Erkenntnis fing man in Berlin von neuem zu sammeln an, bescheiden, wenn man an das denkt, was heut in Japan in sicherem Besitz ist, was noch vor dreißig Jahren unschwer zu haben gewesen wäre, zielbewußt aber, wenn man mit dem vergleicht, was man früher als ostasiatische Kunst zu uns brachte. Für ein zukünftiges Museum ist nur erst der Grundstein gelegt. Auf ihm gilt es, weiter zu bauen. In welcher Richtung, zeigt deutlich diese Ausstellung, die klar und scharf die Prinzipien einer Sammlung ostasiatischer Kunst festlegt und zugleich freimütig die noch offenen Lücken bekennt. Nun soll man hoffen, daß sie zugleich mitwirkt, den Boden zu bereiten, auf dem der geplante Bau errichtet werden soll, und dem künftigen Museum die Freunde zu werben, die es braucht. G.
NEKROLOGE
Der norwegische Landschaftsmaler Nils Hansteen ist am 12. Oktober in Christiania im Alter von 57 Jahren gestorben. Seine Bilder, die die norwegische Natur, besonders die norwegischen Fjorde mit gesunder Realistik schilderten, erfreuten sich einer außergewöhnlichen Popularität. Hansteen hat in Düsseldorf bei Gude studiert, später in München und Berlin.
PERSONALIEN
Dr. Hermann Voß, der seit einigen Jahren am Berliner Kaiser-Friedrich-Museum tätig war, ist am Leipziger Städtischen Museum angestellt worden. Neben anderem, wird ihm besonders die Verwaltung des Kupferstichkabinetts obliegen, die bisher von dem zum Direktor des Museums ernannten Prof. Julius Vogel geführt wurde.
WETTBEWERBE
Der große Wettbewerb für die umfangreichen Neubauten der Düsseldorfer Königl. Kunstakademie wird jetzt ausgeschrieben. Im Preisgereicht sind als Vertreter des Baufaches Geh. Oberbaurat R. Schulze und Saran, Geh. Oberbaurat Dr. Ludwig Hoffmann in Berlin, Architekt Wöhler und Baurat Radtke in Düsseldorf, Baurat J. Gräbner in Dresden, Prof. Dr. Gabriel von Seidl in München und Stadtbaurat Schoenfelder in Elberfeld. Zu Ersatzpreisrichtern wurden eingeladen: Prof. Friedrich Pützer in Darmstadt, Prof. Dr. G. Bestelmeyer in Dresden und Oberbaurat Prof. Dr. Hermann Billing-Karlsruhe. Der Wettbewerb gilt für Architekten, die Angehörige des Deutschen Reiches sind. Für Preise stehen 12000, 9000 und 7000 M. zur Verfügung Uber die Ankäufe entscheidet das Preisgericht. Die Einlieferung der Entwürfe muß bis zum 20. Januar erfolgen.
AUSSTELLUNGEN
Der Pariser Herbstsalon hat, was hierzulande bedeutend schwieriger und seltener ist als anderswo, den Grimm eines Stadtvaters erweckt, und dieser hat einen geharnischten Prozeß an den Staatssekretär für Kunstwesen gerichtet, den alle Blätter mit Genuß abgedruckt haben. Man kann daraus ersehen, wie sehr die Franzosen recht haben, ihr Land oder vielmehr ihre Stadt die Vaterstadt der Künste zu nennen. Denn der Protest des Stadtvaters gilt nicht etwa der zweifelhaften Moral unbekleideter Frauengestalten, sondern er wendet sich gegen die neuesten Ismen, den Kubismus und Futurismus, die in dem Herbstsalon ihre Orgien feiern. Der Pariser Stadtvater hat bei
seinem Proteste immerhin etwas mehr Berechtigung als der Berliner Bürgermeister, der kürzlich gegen die nämlichen Ismen protestiert hat. Den Berliner ging die Sache im Grunde überhaupt nichts an, denn die Berliner Ausstellung findet ja an einem privaten Orte statt. In Paris liegt die Sache etwas anders, weil die hiesige Herbstausstellung nicht in den Räumen eines Händlers oder an sonst einem privaten Orte stattfindet, sondern in dem Grand Palais, welches dem französischen Staate gehört.
Auch aus anderen Gründen zürnt man dem Herbstsalon. Besonders wirft man ihm das sehr zahlreiche ausländische Element vor, das zu ihm gehört. Ich habe mir das Vergnügen gemacht, die Aussteller auf ihre Nationalität hin zu untersuchen und gefunden, daß in der Tat von 688 Ausstellern 320 Ausländer sind. Das ist ein gewaltiger Prozentsatz, vielleicht doppelt so groß wie in den offiziellen Salons des Frühjahrs. Aber haben die Franzosen etwa Ursache, sich darüber zu beklagen? Ist diese starke Beteiligung der Ausländer an den Pariser Ausstellungen nicht der handgreiflichste Beweis davon, daß Paris tatsächlich die Hauptstadt der internationalen Künstlerrepublik ist?
Der Herbstsalon hält sich nicht ungeschickt in der Mitte zwischen den offiziellen Kunstmärkten des Frühjahres und den Unabhängigen, dabei neigt er aber doch vielleicht mehr zu den letzteren hin. Und bei den Unabhängigen sind freilich zahlreiche Maler und Bildhauer zu finden, deren Werke niemand verstehen kann. Dabei wird alle zwei oder drei Jahre eine neue Tollheit ausgeheckt, die bei den Leuten, die auf dem gewöhnlichen Wege ernsten Strebens und redlicher Arbeit nicht zum Ziele gelangen können, alsbald Beifall und Nachahmung findet. So haben wir im diesjährigen Herbstsalon zahlreiche Bilder, die zur Klasse des Futurismus oder Kubismus gehören und die eben darum keine Beachtung verdienen, weil ihre Urheber weiter nichts können als die Narrheiten anderer Leute nachahmen. Dagegen lobt man sich doch wirklich die Leute, die wenigstens auf eigne Hand Narren sind, zumal sich bei diesen weit eher als bei jenen Nachahmern toller Modekrankheiten originale Künstlernaturen entdecken lassen.
Die meisten Maler und Bildhauer, deren Werke man nicht versteht, weil sie alle ausgetretenen Pfade verschmähen, sind freilich nicht viel mehr als Scharlatane oder Unfähige, die das Publikum durch unerhörte Neuheiten niederzwingen wollen, nachdem es ihnen durch treue Arbeit auf der traditionellen Bahn nicht gelungen ist, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Aber es gibt auch andere, die aus wirklicher ehrlicher Überzeugung diese Bahnen verlassen, weil sie zu Recht oder Unrecht der Ansicht sind, die von Phidias und Michelangelo, von Tizian, Dürer und Rembrandt geübten Kunstformen seien veraltet und paßten nicht mehr in unsere Zeit. In unserer Zeit möchte man dem Herzen wie dem Verstande alles Recht absprechen, und das Auge soll zur alleinigen Gebieterin der Malerei werden. Daher kommen jene formlosen Farbenzusammenstellungen, die Franz Kupka, einer dieser ehrlichen und selbständigen, dabei logischen und zielbewußten Neuerer, unter dem Titel »Amorpha« ausstellt. Es sind das in der Tat sehr schöne Ornamente eines tüchtigen Künstlers, aber bei aller Achtung, die man einem ehrlich strebenden Manne schuldet, kann man sich dem Bedauern nicht verschließen, daß der Künstler, der in so weitem Maße wirken kann, sich freiwillig auf ein ganz enges Gebiet beschränkt. Es wäre das nämliche, wenn ein Dichter nur noch durch Wörter ohne jeden Zusammenhang oder vielmehr nur noch durch Zusammenstellung von Lauten auf unser Ohr wirken wollte. Man kann sich denken, daß auch auf diesem Wege unter Umständen etwas ganz Merkwürdiges und tatsächlich Wirkungsvolles zustande gebracht werden könnte. Das