PERSONALIEN
Dr. M. J. Binder, Direktorialassistent des Kaiser- Friedrich-Museums in Berlin, wurde zum Direktor des Berliner Königl. Zeughauses ernannt.
Dr. Wilhelm Ernst Bredt ist zum Konservator der graphischen Sammlung in München ernannt worden an Stelle von Dr. Otto Weigmann, der auf sein Ansuchen aus dem bayerischen Staatsdienste entlassen wurde.
WETTBEWERBE
Die Entwürfe zum neuen Berliner Opernhaus. Im preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten sind insgesamt 48 Entwürfe zum Neubau des Opernhauses eingegangen, einschließlich der zehn Arbeiten, die von den gegen ein Honorar von 3000 M. besonders eingeladenen Architekten Billing, Burein, Dülfer, Theodor Fischer, Frentzen, Lossow & Kühne, March, Möhring, Moritz & Schmitz geliefert wurden. Von den sonst zugelassenen Mitgliedern des Verbandes Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine sowie des Bundes Deutscher Architekten haben also nur 38 dem Ministerium Skizzen zur Verfügung gestellt. Sämtliche Arbeiten werden, dem Beschluß des Landtags entsprechend, von der preußischen Akademie des Bauwesens begutachtet werden.
DENKMALPFLEGE
Potsdam. Das Ortsstatut, das die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung zum Schutze des baulichen Charakters der Stadt angenommen hat, wird hoffentlich endlich den zerstörenden Eingriffen ein Ende machen, die das Aussehen dieser Stadt in den letzten Jahrzehnten so schwer geschädigt haben. Nach dem Statut, das an die Stelle des Publikandum Friedrichs des Großen treten soll, dürfen innerhalb eines bezeichnten Schutzgebietes, in dem alle historischen und architektonisch wertvollen Bauwerke liegen, keinerlei bauliche Veränderungen vorgenommen werden. Außer den Veränderungen in diesem geschützten Gebiete verbietet das Ortsstatut die Anbringung von Reklameschildern, Schaukästen, Aufschriften und Abbildungen, sofern sie den Charakter der Stadt als Residenz und vornehme Wohnstadt gefährden. Diesem Charakter müssen auch alle Neubauten angepaßt sein. Die Entscheidung darüber fällt ein Sachverständigenausschuß.
DENKMÄLER
Das rheinische Bismarckdenkmal. Nach den wenig angenehmen Streitigkeiten, die der Plan des Bismarck- Nationaldenkmals auf der Elisenhöhe bei Bingerbrück heraufbeschworen hatte, mag mancher an dem Zustandekommen des gewaltigen Projekts überhaupt gezweifelt haben. Aber diese Skeptiker haben die Energie und tatkräftige Begeisterungsfähigkeit der rheinischen Enthusiasten unterschätzt, die das Schifflein ihrer Lieblingsidee unermüdlich durch alle Klippen und Stürme hindurchgesegelt haben. Sie werden es nun trotz allen Hindernissen, und wenn nicht alles täuscht, in nicht zu ferner Zeit ans Ziel bringen. Man hofft sogar, daß bis zum 1. April 1915, dem hundertsten Geburtstage Bismarcks, das Monument, das freilich einen Aufwand von Millionen erfordert, der Vollendung mindestens nahegebracht sein wird.
Zur ordnungsgemäßen geschäftlichen Abwicklung des Unternehmens sind jetzt die Maßnahmen getroffen worden. Der alte Binger und Bingerbrücker Lokalverein, der bisher den Ausgangspunkt der Aktion bildete, löste sich auf, und an seine Stelle tritt ein über das ganze Reich sich ausdehnender »eingetragener Verein«, dessen konstituierende
Versammlung am 17. Oktober in Bingen stattfand. Seinen Vorstand, dessen Präsidium der Reichstagsabgeordnete Dr. Beumer übernommen hat, steht ein »Vorstandsbeiratzur Seite, zu dessen Vorsitzenden der Oberpräsident der Rheinprovinz von Rheinbaben, und zu dessen Ehrenpräsident der Reichskanzler v. Bethmann-Hollweg gewählt wurde, während etwa zweihundert Persönlichkeiten in allen deutschen Staaten und Provinzen der Propaganda dienen sollen.
Am folgenden Tage veranstaltete dann dieser neugegründete Verein eine große Feierlichkeit. Unter Böllerschüssen, Musik, Gesang, bei flatternden Fahnen, gutem Wein und allgemeinem Tücherschwenken ward eine Rheinfahrt unternommen. Der Dampfer kreuzte zuerst zwischen der Nahemündung und Rüdesheim um die Elisenhöhe, deren Situation noch einmal geprüft werden sollte. »Geprüft«, d. h. so, daß an der Entscheidung für diesen Platz nichts mehr gerüttelt werden sollte. Dabei bestätigte sich das alte Urteil: daß die Stelle an sich für die Aufstellung eines imposanten Wahrzeichens gewiß nicht ungeeignet ist, daß aber ihre Wahl trotzdem aus vielerlei Gründen, vor allem wegen der unmittelbaren Nachbarschaft des Niederwalddenkmals, zu bedauern ist. Allerdings: ändern läßt sich an diesem Punkte wohl nichts mehr, und so wollen wir aufhören, darüber unnütze und darum unfruchtbare Klage zu führen.
Dann ging es rheinaufwärts nach Mainz, wo in der Stadthalle eine große Kundgebung vorgesehen war. Hier hatten inzwischen Wilhelm Kreis und Hugo Lederer ihren neuen Entwurf aufgestellt und dem »Kunstausschuß« vorgeführt. Die beiden Künstler haben seit dem November vorigen Jahres, da der Beschluß zu ihren Gunsten fiel — es bildete das Ereignis, das den Sturm entfesselte —, ihre Vorschläge einer durchgreifenden Wandlung unterzogen. Eine Wandlung, die, soweit die Architektur in Frage kommt, eine völlige Neubearbeitung und eine große Überraschung bedeutete. Kreis hat der Kritik seiner früheren Projekte, dessen allzu mächtige, urtürmliche Formen als bombastisch getadelt wurden (auch von denen, die prinzipiell damit einverstanden waren), ein aufmerksames Ohr geliehen. Eine Reise nach Italien, die er im letzten Frühjahr unternahm, kam mit ihren Eindrücken und Anregungen hinzu. Und so stellt sich sein Rundbau heute ganz anders dar als damals. Er ist in der Höhe um ein bedeutendes Stück reduziert: rund zwanzig Meter niedriger ist er gehalten. Er ist ferner in der Gestaltung ruhiger, reifer, zurückhaltender geworden. Die ausladenden Halbtürme der Mauerpfeiler sind verschwunden; an ihre Stelle treten — man könnte sagen: im Gegenteil — zwölf flache Kuppelnischen, von dorischen Halbsäulen getrennt, über deren Kapitälen kräftig ausladende Kämpfer die Bogenlinien auffangen. Die zwölf Kanten sollen durch die Masken von Kriegerköpfen betont werden. Sehr schön wächst dann aus diesem Mantel der Rundbau heraus, der in sorgsam bedachten Übergängen zu der flachen Kuppel führt. Nach Westen, dem Strome zu, stellt eine schön gefügte (wenn auch in Einzelheiten noch verbesserungsfähige) Üntermauerung den Übergang von den felsigen Hügeln zum Bauwerk dar; nach Osten zu lehnt sich an dieses der um vier Meter tiefer liegende Festplatz an, ein mächtiges Rechteck, von dorischen Kolonnaden umzogen, in deren Langseiten dreigeteilte Portals mit aufgesetzten Attiken die Zugänge anzeigen. Auch im Innern ist eine Säulenordnung eingestellt, um den Raum zu teilen und dadurch zu beleben. Hinter ihnen liegen vier Absiden, deren eine den sitzenden Bismarck Lederers beherbergt. Auch diese Statue hat eine Wandlung durchgemacht, Wenn auch keine so radikale. Lederer hat der Figur das götzenhaft