donnengruppe erinnerte unmittelbar an die hellfarbige, schöne Madonna des Kaiser-Friedrich-Museums mit ihrem lichten Inkarnat und dem stofflich so glänzend charakterisierten grauen Pelzwerk. Die Verwandtschaft ist fast bedenklich nahe, denn das Haus und die Brücke links, sowie die Gruppe der Flucht nach Ägypten rechts kehren auf beiden Bildern gleich wieder. Daß David Jan van Eyck und Goes, Rogier und Memling kopierte, wird man zugeben, damit daß er sich selbst in solchen Dingen wiederholte, wird man nicht ohne weiteres einverstanden sein. Trotzdem steht der Fall nicht allein. Man vergleiche Gebäulichkeiten in der Budapester und der Kaufmannschen Anbetung Christi, man denke daran, daß die Madonna bei Johnson und das Vorbild jener in Darmstadt genau so auf dem Marienaltar im Louvre Vorkommen. Doch wären auch diese Analoga nicht entscheidend, spräche nicht das Granadabild in seiner höchst reizvollen munteren Farbigkeit und dem sorgsam gezeichneten Marienkopf (die Abbildung entstellt denselben etwas) für Eigenhändigkeit. Man wird vor dem Original bei keiner Partie des Bildes an Schülerarbeit erinnert, das Gesicht der Madonna hat die feinlinige Zeichnung etwas eingebüßt. Der Schatten der rechten Wange ist vergröbert. Das Bild steht der meines Erachtens von Bodenhausen stark unterschätzten Berliner Madonna durchaus ebenbürtig zur Seite. Die beiden Madonnen der Sammlung Traumann sind demgegenüber in der Farbe recht monoton, wenn auch die Typik ausgesprochen die des David ist — die Suppenmadonna ist dazu von hervorragend guter Erhaltung.
Die Madonna mit zwei Engeln aus dem Boutskreise mußte das 15. Jahrhundert vertreten. Sie war schon bekannt durch die Autotypie, die Gòmez Moreno in seinem Aufsatz über die Bilder der Sakramentsschreine der kgl. Kapelle gab (Gazette des Beaux- Arts 1908, auch diese Abbildung entstellt das recht ansehnliche Bild, cf. auch jene im »Museum«) und ließ keineswegs vermuten, daß das in Farbe und Zeichnung gleich treffliche Werk dem Bouts selbst nahesteht. Die Erhaltung ist ausgezeichnet, die stoffliche Charakteristik des grünen Brokates wie der Glassäulen fast virtuos, das Inkarnat stark rosig, ganz ähnlich jenem des Marienaltars des David im Louvre. Die Typik der Engel und der Madonna spricht freilich nicht für D. Bouts. Als so trefflicher Schüler des Meisters aber ist uns der Künstler in der noch recht dürftigen Zahl bekannter Nacheiferer des Bouts sehr willkommen. Dirk Bouts’ Hauptwerk hatte man leider in dem Sakramentsschrein belassen. Es ist die in der Auffassung ebenso liebenswürdige, wie im Schmelz der Farben hinreißend schöne Madonna, die Gòmez-Moreno schon Bouts zuschrieb und in trefflicher Reproduktion beigab. Es ist wohl die glücklichste und harmonischste Madonnenschöpfung des bisweilen zu einsilbigen Meisters.
Der Hieronymus (Nr. 312, Bes. Don Luis Andrada) gehört zur großen Familie der von Dürers Lissaboner Werke abstammenden Bilder. Merkwürdigerweise ist er in der Zeichnung des Kopfes und der Hände, dem
braunen Fleischton, in der schwarzen Umrandung der Finger und einzelner Gesichtsteile, sowie in der Art, wie die Lichter aufgesetzt sind, so daß das Fleisch speckig glänzend erscheint, so eng dem Stile des Meisters verwandt, daß man immer wieder an die Dürersche Werkstatt zu denken wagt — wäre nicht die durchaus niederländische Landschaft und Art der Zimmerausstattung gewesen. Das merkwürdige Bild, wohl von einem Dürer nachahmenden Niederländer, übertrifft alle mir bekannten Wiederholungen in bezug auf Sorgfalt der Ausführung. Der geistige Gehalt des Kopfes ist gering.
In einem Schaukasten war die Naturgeschichte des Albertus Magnus aus der Universitätsbibliothek ausgestellt. Den Band zieren zahlreiche Miniaturen, die in ihrer Wichtigkeit bisher ebensowenig beachtet wurden wie die Gruppe, zu der sie gehören. Durrieu 1) und Gheyn 2) haben die Handschrift in ihre Berichte über in Spanien befindliche flämische und französische Miniaturen aufgenommen, ohne ihre kunsthistorische Bedeutung näher zu erörtern. Der Verfasser Albertus Magnus wie die Inschriften in deutscher Sprache (z. B. »... scheppfst du das wasser in... «,
»... ist nit... «) weisen auf Deutschland, ja schon auf Oberdeutschland hin. Im Stil sind sie, wie sich leicht erkennen läßt, den Werken des Konrad Witz verwandt 3), ohne doch die gleiche künstlerische Bedeutung beanspruchen zu können. Eine Photographie, die mir von dem Photograph, Herrn Santa Cruz freundlichst übermittelt wurde (im »Museum« diese Aufnahme ebenfalls als Abbildung), machte es mir möglich, dem Künstler der Miniaturen weiter nachzuspüren. Danach scheint er derselbe zu sein, der zwei Werke der Wiener Hofbibliothek schmückte: Canon. Stundengebete und eine deutsche Übersetzung des Trojanerkriegs von Guido da Columna, beide Handschriften entweder für Kaiser Sigismund († 1437) oder für dessen Frau Barbara von Cilli († 1451) geschaffen (cod. 1767 u. 2773). Die letztere Handschrift hat auf Fol. 1 eine Inschrift: »Martinus opifex«, die wohl auf den Künstler der Miniaturen zu deuten ist 4). Meister Martins Heimat ist also vermutlich am Oberrhein und Bodensee zu suchen. Jedenfalls bedürfte diese Witz-artige Gruppe einer sorgfältigen zusammenfassenden Untersuchung, es soll nicht an weiteren Beispielen von Miniaturen dieser Zeit um 1430—1450 und Gegend fehlen.
1) Bibl. de l’Ecole des Chartes 1893.
2) Annales de l’Acad. royale d’Archéol. de Belgique t. 58, 1906/7.
3) Der mir unbekannte Verfasser des Aufsatzes im »Museum« hat meine dem Grafen de las Infantas gegenüber getane Äußerung, daß die Miniaturen den Witzschen Werken verwandt wären, mißverstanden. Er glaubt, daß ich die Miniaturen Witz selbst zuschreibe, was mir natürlich fern liegt. Ich glaube sogar, daß die Verwandtschaft zwischen Hs. und Witz mehr eine lokale als eine speziell zwischen den Miniaturen und den Tafelbildern bestehende ist.
4) A. de Hevesy, Bulletin de la Société Française de Reproduct. de Manuscrits à Peintures I, Nr. 2, mit mehreren Abbildungen.
Die Madonna mit zwei Engeln aus dem Boutskreise mußte das 15. Jahrhundert vertreten. Sie war schon bekannt durch die Autotypie, die Gòmez Moreno in seinem Aufsatz über die Bilder der Sakramentsschreine der kgl. Kapelle gab (Gazette des Beaux- Arts 1908, auch diese Abbildung entstellt das recht ansehnliche Bild, cf. auch jene im »Museum«) und ließ keineswegs vermuten, daß das in Farbe und Zeichnung gleich treffliche Werk dem Bouts selbst nahesteht. Die Erhaltung ist ausgezeichnet, die stoffliche Charakteristik des grünen Brokates wie der Glassäulen fast virtuos, das Inkarnat stark rosig, ganz ähnlich jenem des Marienaltars des David im Louvre. Die Typik der Engel und der Madonna spricht freilich nicht für D. Bouts. Als so trefflicher Schüler des Meisters aber ist uns der Künstler in der noch recht dürftigen Zahl bekannter Nacheiferer des Bouts sehr willkommen. Dirk Bouts’ Hauptwerk hatte man leider in dem Sakramentsschrein belassen. Es ist die in der Auffassung ebenso liebenswürdige, wie im Schmelz der Farben hinreißend schöne Madonna, die Gòmez-Moreno schon Bouts zuschrieb und in trefflicher Reproduktion beigab. Es ist wohl die glücklichste und harmonischste Madonnenschöpfung des bisweilen zu einsilbigen Meisters.
Der Hieronymus (Nr. 312, Bes. Don Luis Andrada) gehört zur großen Familie der von Dürers Lissaboner Werke abstammenden Bilder. Merkwürdigerweise ist er in der Zeichnung des Kopfes und der Hände, dem
braunen Fleischton, in der schwarzen Umrandung der Finger und einzelner Gesichtsteile, sowie in der Art, wie die Lichter aufgesetzt sind, so daß das Fleisch speckig glänzend erscheint, so eng dem Stile des Meisters verwandt, daß man immer wieder an die Dürersche Werkstatt zu denken wagt — wäre nicht die durchaus niederländische Landschaft und Art der Zimmerausstattung gewesen. Das merkwürdige Bild, wohl von einem Dürer nachahmenden Niederländer, übertrifft alle mir bekannten Wiederholungen in bezug auf Sorgfalt der Ausführung. Der geistige Gehalt des Kopfes ist gering.
In einem Schaukasten war die Naturgeschichte des Albertus Magnus aus der Universitätsbibliothek ausgestellt. Den Band zieren zahlreiche Miniaturen, die in ihrer Wichtigkeit bisher ebensowenig beachtet wurden wie die Gruppe, zu der sie gehören. Durrieu 1) und Gheyn 2) haben die Handschrift in ihre Berichte über in Spanien befindliche flämische und französische Miniaturen aufgenommen, ohne ihre kunsthistorische Bedeutung näher zu erörtern. Der Verfasser Albertus Magnus wie die Inschriften in deutscher Sprache (z. B. »... scheppfst du das wasser in... «,
»... ist nit... «) weisen auf Deutschland, ja schon auf Oberdeutschland hin. Im Stil sind sie, wie sich leicht erkennen läßt, den Werken des Konrad Witz verwandt 3), ohne doch die gleiche künstlerische Bedeutung beanspruchen zu können. Eine Photographie, die mir von dem Photograph, Herrn Santa Cruz freundlichst übermittelt wurde (im »Museum« diese Aufnahme ebenfalls als Abbildung), machte es mir möglich, dem Künstler der Miniaturen weiter nachzuspüren. Danach scheint er derselbe zu sein, der zwei Werke der Wiener Hofbibliothek schmückte: Canon. Stundengebete und eine deutsche Übersetzung des Trojanerkriegs von Guido da Columna, beide Handschriften entweder für Kaiser Sigismund († 1437) oder für dessen Frau Barbara von Cilli († 1451) geschaffen (cod. 1767 u. 2773). Die letztere Handschrift hat auf Fol. 1 eine Inschrift: »Martinus opifex«, die wohl auf den Künstler der Miniaturen zu deuten ist 4). Meister Martins Heimat ist also vermutlich am Oberrhein und Bodensee zu suchen. Jedenfalls bedürfte diese Witz-artige Gruppe einer sorgfältigen zusammenfassenden Untersuchung, es soll nicht an weiteren Beispielen von Miniaturen dieser Zeit um 1430—1450 und Gegend fehlen.
1) Bibl. de l’Ecole des Chartes 1893.
2) Annales de l’Acad. royale d’Archéol. de Belgique t. 58, 1906/7.
3) Der mir unbekannte Verfasser des Aufsatzes im »Museum« hat meine dem Grafen de las Infantas gegenüber getane Äußerung, daß die Miniaturen den Witzschen Werken verwandt wären, mißverstanden. Er glaubt, daß ich die Miniaturen Witz selbst zuschreibe, was mir natürlich fern liegt. Ich glaube sogar, daß die Verwandtschaft zwischen Hs. und Witz mehr eine lokale als eine speziell zwischen den Miniaturen und den Tafelbildern bestehende ist.
4) A. de Hevesy, Bulletin de la Société Française de Reproduct. de Manuscrits à Peintures I, Nr. 2, mit mehreren Abbildungen.