Ausgrabungen begründet wurde, W. M. Flinders Petrie die Mittel zur Verfügung gestellt, besonders für die epochemachenden Grabungen in Illar Kun und in der Stadt des Mittleren Reiches (um 1900 v. Chr. ), die Petrie Kahun genannt hat. Von allen diesen Grabungen hatte Kennard etwas für seine Sammlungen erhalten. Was das Berliner Museum aus dieser nun aufgelösten Sammlung erwarb, wird vorläufig als Leihgabe von Dr. James Simon aufbewahrt. Wie Direktor Dr. Schäfer in den Amtlichen Berichten mitteilt, sind darunter eine ganze Anzahl von Stücken, die in den Veröffentlichungen ägyptischer Grabungen erwähnt sind, also feste Punkte in der ägyptischen Archäologie bilden. Dr. Möller bespricht ein besonders merkwürdiges Stück, das Musterbrett eines Amulettfabrikanten. Das neuerworbene Brett zeigt die Amulette zum Teil in flachem Relief eingeschnitten und mit Blattgold belegt, zum Teil aus Halbedelsteinen gefertigt. Es scheint die Mustertafel zu sein, die ein Bestattungsunternehmer und Amulettfabrikant für seine Kunden bereit hielt. Von der Fülle der anderen bemerkenswerten Stücke aus der Kennard-Sammlung seien hervorgehoben: die Fayencefigur eines Hasen, zwei Rohrflöten aus dem Grabe der Maket in Kahun mit ihrem antiken Behälter aus einem Durrastengel, Spitzen von bronzenen Prozessionsspeeren mit Falkenköpfen und Krokodilen, ein hölzernes Kapitell von kunstgeschichtlich wichtiger Form, die an die sogenannte »Lilie« erinnert, eine gegossene Kupferfigur aus dem mittleren Reiche, die Bronzefigur einer Frau, vielleicht der Griff eines Gerätes — sie stammt aus einem Grabe der Zeit ungefähr der 23. Dynastie, das an der Stelle des Tempels Amenophis II. angelegt ist — und endlich eine Reihe von Gegenständen von den Ausgrabungen in Meroë. Eine besonders merkwürdige Neuerwerbung der ägyptischen Abteilung ist eine Ordenskette, die von Dr. Moeller besprochen wird. Sie besteht aus lauter goldenen Fliegen von fast doppelter Lebensgröße, mit Perlen aus Gold und Fayence aufgezogen. Goldfiguren von Fliegen wurden neben Löwenfigürchen unter der 18. Dynastie, etwa 1500 bis 1400 v. Chr. als königliche Auszeichnung für Tapferkeit verliehen. Auch anderer Goldschmuck aus Ägypten konnte für das Berliner Museum erworben werden. So die Zierplatte eines Fingerrings mit Blütenblättern aus farbigem Glas und ein paar Ohrringe, eine griechische Arbeit, runde Goldstäbe, die durch Auflöten feiner Drahtspiralen verziert sind und deren Enden der Goldschmied erst am Rohr der Käuferin verknüpfte, so daß der Schmuck ohne Gewalt nicht mehr abzunehmen war.
Der islamischen Abteilung der Berliner Museen hat Frau Dr. Mertens ein großes zweiseitiges maurisches Doppelfenster aus Holz (Ajimes) geschenkt. Das Werk, das aus Murcia stammen soll, entspricht, wie Dr. Kühnei in den Amtlichen Berichten mitteilt, dem Stil von Granada aus dem 14. Jahrhundert. Die Formen finden sich ganz ähnlich in den Arkaden des berühmten Löwenhofes der Alhambra, der vom Sultan Mohammed V. erbaut wurde. In den medaillonartigen Feldern findet sich immer dieselbe ornamentale Füllung, die Überbleibsel des Wortes für »Segen« vermuten läßt. Die Holzschnitzerei ist in der Art der Stuckarbeiten ausgeführt, mit vielen Durchbrechungen, die dem Ganzen den Eindruck großer Leichtigkeit geben. Als Entstehungszeit ist das spätere 15. Jahrhundert anzusehen. Mit der ersten Blütezeit der mohammedanischen Kultur des Abendlandes, der Zeit der Omaijaden von Cordoba, sind zwei spanisch-maurische Kapitelle in Verbindung zu bringen, die jetzt in der islamischen Kunstabteilung Aufstellung gefunden haben und die noch dem Ende des
10. Jahrhunderts angehören können. Von den Fragmenten spanischer Lüsterfayencen, die in den Trümmerstätten von Altkairo gefunden wurden, besitzt die islamische Abteilung jetzt bereits eine kleine Sammlung. Sie sind bis auf eine Scherbe, die der Manufaktur von Malaga entstammt, sämtlich aus den Werkstätten in und um Valencia hervorgegangen und bilden ein wichtiges Zeugnis für die weite Verbreitung dieser Luxuskeramik.
Das Museum in Chemnitz hat Böcklins »Malerei und Dichtung« als Geschenk vom Geheimrat Vogel erhalten, dem diese Sammlung schon so manche wertvolle Förderung verdankt.
FORSCHUNGEN
Ein Jugendwerk Donatellos publiziert Wilhelm Bode im 4. Heft des Jahrbuchs der Kgl. preußischen Kunstsammlungen. Es handelt sich um eine Madonnenstatuette im Kaiser-Friedrich-Museum, die Bode früher selbst in der Gruppe jener florentinischen Madonnenbilder vom Anfang des Quattrocento untergebracht hat, die mit dem sogenannten Meister der Pellegrini-Kapelle im Zusammenhang stehen muß. Ein Vergleich mit den frühesten Werken Donatellos, wie den Prophetenfiguren an der Porta della Mandorla und dem Marmordavid, läßt ihn das Werk jetzt dem jungen Donatello zuschreiben. —l.
Über ein authentisches Gemälde von Gosewyn (Goossen) van der Weyden berichtet Georges Hulin im Oktoberheft des Burlington Magazine. Die Biographie dieses Enkelsohnes von Rogier van der Weyden war seit langem bekannt, jedoch ist es niemals mit Sicherheit gelungen, seinen Namen mit einem beglaubigten Werke in Verbindung zu bringen, und so spukte dieser Künstler in oft romanhafter Gewandung in den verschiedensten Darstellungen der altniederländischen Kunstgeschichte. Hulin weist nun auf den Zyklus von acht Bildern aus dem Leben der heiligen Dymphna hin, der vor kurzem aus der Abtei Tongerloo bei Brüssel in den Besitz der Kunsthandlung Frederik Muller in Amsterdam gelangte, und zurzeit dort ausgestellt ist. Nach glaubwürdigen alten Nachrichten ist dieses figurenreiche Altarwerk um 1505 vollendet worden. Schon Léon de Burbure hatte den Versuch gemacht, die Herkunft von Gosewyn van der Weyden nachzuweisen; solange jedoch ein authentisches Werk fehlte, konnte diese Annahme nur als Hypothese gelten. Hulin ist es jetzt gelungen, in einem den Forschern wohlbekannten Gemälde des Kaiser-Friedrich-Museums in Berlin (Nr. 526, niederländischer Meister um 1480, Maria mit dem Kinde und Stiftern) das »missing link« zu finden. Er weist mit guten Gründen nach, daß auf dieser Darstellung die Gründung von Calmpthout geschildert ist, und eben diesen Vorgang hat nach alten Quellen Gosewyn zwischen 1511 und 1515 gemalt. Auf Grund der stilistischen Verwandtschaft glaubt Hulin — es ist nicht ganz leicht, ihm hier zu folgen — nicht nur den ganzen Dymphna-Zyklus, sondern auch das große Katharinen-Triptychon der Sammlung Cook in Richmond, das 1902 in Brügge viel beachtet wurde, dem Künstler zusprechen zu dürfen. Da Gosewyn, der wahrscheinlich in Brüssel 1465 geboren war, in den letzten Jahren des Jahrhunderts nach Antwerpen übersiedelte, wäre der Dymphna-Zyklus von 1505, falls Hulins Annahme zu Recht besteht, eines der frühesten Hauptwerke der in ihren Anfängen noch so wenig bekannten Antwerpner Malerschule und daher von der größten kunstgeschichtlichen Bedeutung.
Inhalt:Kölner Kunstbrief. — Der Knabenkopf der Sammlung Weber. Von A. Bredius. — Niederländ. u. deutsche Werke d. 15. u. 16. Jahrh. auf der Ausstellung in Granada. Von F. Winkler. — E. W. Moes † — Burgbau in Altena. — Wettbewerb: Eugen Richter-Denkmal. — Funde im Tempio Malatestiano zu Rimini. — Ausstellungen in Berlin. Essen. Düsseldorf, Amerika. Paris. — Wallraf-Richartz-Museum; Züricher Galerie; Ägypt. u. islam. Abteilung der Berliner Museen; Museum in Chemnitz. — Jugendwerk Donatellos; Gemälde von O. v. a. Weyden.
Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße 11a
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig
Der islamischen Abteilung der Berliner Museen hat Frau Dr. Mertens ein großes zweiseitiges maurisches Doppelfenster aus Holz (Ajimes) geschenkt. Das Werk, das aus Murcia stammen soll, entspricht, wie Dr. Kühnei in den Amtlichen Berichten mitteilt, dem Stil von Granada aus dem 14. Jahrhundert. Die Formen finden sich ganz ähnlich in den Arkaden des berühmten Löwenhofes der Alhambra, der vom Sultan Mohammed V. erbaut wurde. In den medaillonartigen Feldern findet sich immer dieselbe ornamentale Füllung, die Überbleibsel des Wortes für »Segen« vermuten läßt. Die Holzschnitzerei ist in der Art der Stuckarbeiten ausgeführt, mit vielen Durchbrechungen, die dem Ganzen den Eindruck großer Leichtigkeit geben. Als Entstehungszeit ist das spätere 15. Jahrhundert anzusehen. Mit der ersten Blütezeit der mohammedanischen Kultur des Abendlandes, der Zeit der Omaijaden von Cordoba, sind zwei spanisch-maurische Kapitelle in Verbindung zu bringen, die jetzt in der islamischen Kunstabteilung Aufstellung gefunden haben und die noch dem Ende des
10. Jahrhunderts angehören können. Von den Fragmenten spanischer Lüsterfayencen, die in den Trümmerstätten von Altkairo gefunden wurden, besitzt die islamische Abteilung jetzt bereits eine kleine Sammlung. Sie sind bis auf eine Scherbe, die der Manufaktur von Malaga entstammt, sämtlich aus den Werkstätten in und um Valencia hervorgegangen und bilden ein wichtiges Zeugnis für die weite Verbreitung dieser Luxuskeramik.
Das Museum in Chemnitz hat Böcklins »Malerei und Dichtung« als Geschenk vom Geheimrat Vogel erhalten, dem diese Sammlung schon so manche wertvolle Förderung verdankt.
FORSCHUNGEN
Ein Jugendwerk Donatellos publiziert Wilhelm Bode im 4. Heft des Jahrbuchs der Kgl. preußischen Kunstsammlungen. Es handelt sich um eine Madonnenstatuette im Kaiser-Friedrich-Museum, die Bode früher selbst in der Gruppe jener florentinischen Madonnenbilder vom Anfang des Quattrocento untergebracht hat, die mit dem sogenannten Meister der Pellegrini-Kapelle im Zusammenhang stehen muß. Ein Vergleich mit den frühesten Werken Donatellos, wie den Prophetenfiguren an der Porta della Mandorla und dem Marmordavid, läßt ihn das Werk jetzt dem jungen Donatello zuschreiben. —l.
Über ein authentisches Gemälde von Gosewyn (Goossen) van der Weyden berichtet Georges Hulin im Oktoberheft des Burlington Magazine. Die Biographie dieses Enkelsohnes von Rogier van der Weyden war seit langem bekannt, jedoch ist es niemals mit Sicherheit gelungen, seinen Namen mit einem beglaubigten Werke in Verbindung zu bringen, und so spukte dieser Künstler in oft romanhafter Gewandung in den verschiedensten Darstellungen der altniederländischen Kunstgeschichte. Hulin weist nun auf den Zyklus von acht Bildern aus dem Leben der heiligen Dymphna hin, der vor kurzem aus der Abtei Tongerloo bei Brüssel in den Besitz der Kunsthandlung Frederik Muller in Amsterdam gelangte, und zurzeit dort ausgestellt ist. Nach glaubwürdigen alten Nachrichten ist dieses figurenreiche Altarwerk um 1505 vollendet worden. Schon Léon de Burbure hatte den Versuch gemacht, die Herkunft von Gosewyn van der Weyden nachzuweisen; solange jedoch ein authentisches Werk fehlte, konnte diese Annahme nur als Hypothese gelten. Hulin ist es jetzt gelungen, in einem den Forschern wohlbekannten Gemälde des Kaiser-Friedrich-Museums in Berlin (Nr. 526, niederländischer Meister um 1480, Maria mit dem Kinde und Stiftern) das »missing link« zu finden. Er weist mit guten Gründen nach, daß auf dieser Darstellung die Gründung von Calmpthout geschildert ist, und eben diesen Vorgang hat nach alten Quellen Gosewyn zwischen 1511 und 1515 gemalt. Auf Grund der stilistischen Verwandtschaft glaubt Hulin — es ist nicht ganz leicht, ihm hier zu folgen — nicht nur den ganzen Dymphna-Zyklus, sondern auch das große Katharinen-Triptychon der Sammlung Cook in Richmond, das 1902 in Brügge viel beachtet wurde, dem Künstler zusprechen zu dürfen. Da Gosewyn, der wahrscheinlich in Brüssel 1465 geboren war, in den letzten Jahren des Jahrhunderts nach Antwerpen übersiedelte, wäre der Dymphna-Zyklus von 1505, falls Hulins Annahme zu Recht besteht, eines der frühesten Hauptwerke der in ihren Anfängen noch so wenig bekannten Antwerpner Malerschule und daher von der größten kunstgeschichtlichen Bedeutung.
Inhalt:Kölner Kunstbrief. — Der Knabenkopf der Sammlung Weber. Von A. Bredius. — Niederländ. u. deutsche Werke d. 15. u. 16. Jahrh. auf der Ausstellung in Granada. Von F. Winkler. — E. W. Moes † — Burgbau in Altena. — Wettbewerb: Eugen Richter-Denkmal. — Funde im Tempio Malatestiano zu Rimini. — Ausstellungen in Berlin. Essen. Düsseldorf, Amerika. Paris. — Wallraf-Richartz-Museum; Züricher Galerie; Ägypt. u. islam. Abteilung der Berliner Museen; Museum in Chemnitz. — Jugendwerk Donatellos; Gemälde von O. v. a. Weyden.
Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße 11a
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig