In Dresden wurde ebenfalls eine Eugen Bracht- Jubiläumsausstellung, veranstaltet vom Sächsischen Kunstverein auf der Brühlschen Terrasse, eröffnet, die bis Mitte Dezember dauern soll. Sie umfaßt rund 500 Arbeiten. Zu den schon in Darmstadt gezeigten Bildern sind noch als Ergebnis dieses Jahres 25 neue hinzugekommen. Die Festschrift enthält eine Autobiographie, einen Aufsatz Eugen Bracht als Lehrer von Prof. Carl Langhammer-Berlin und eine Abhandlung über Brachts Schaffen von Prof. Dr. Otto Jaekel-Greifswald.
SAMMLUNGEN
In Königsberg i. Pr. soll am 5. Februar 1913 die neue Kunsthalle eingeweiht werden. Mit ihr verbunden sein wird eine Ausstellung zur Erinnerung an das Jahr 1813.
Venedig. Die kleine, aber nicht unwichtige Bildersammlung des Seminars, Sammlung Manfredini, ist endlich neugeordnet uud das Lokal selbst anständig und für den Besucher bequem ausgestattet worden. Ein hübsch gedrucktes Verzeichnis der Gemälde enthält weniger Irrtümer als das frühere, wenn auch für des Kenners Belustigung manches übrig bleibt. a. Wolf.
VEREINE
® In der Novembersitzung der Berliner Kunstgeschichtlichen Gesellschaft sprach Herr Dr. Hermann Schmitz über die Beziehungen der deutschen Maler zur Glasmalerei im 15. und 16. Jahrhundert. Er wies darauf hin, daß ein Viertel aller erhaltenen deutschen Zeichnungen Scheibenrisse seien und ging dann die verschiedenen Schulen durch, um, beginnend mit Köln, überall den Einfluß der führenden Meister und deren Beteiligung an der zeitgenössischen Glasmalerei darzulegen. Der Stil des Meister Wilhelm läßt sich an mehreren Scheiben nachweisen, ebenso der des Lochner sowie des Meisters des Marienlebens und des Meisters der hl. Sippe, auf den ja nach allgemeiner Annahme drei der großen Fenster im Nordschiff des Kölner Domes zurückgehen. An dieser Serie ist ferner der Meister von St. Severin mit einem Fenster beteiligt, sein Stil läßt sich ferner in einer Folge kleinerer Scheiben mit Darstellungen aus dem Leben des hl. Bernhard verfolgen. Bartel Bruyn entfaltet ebenfalls eine umfangreiche Tätigkeit für die Glasmalerei.
In Süddeutschland findet man als ersten Meister, auf dessen Stil sich Glasgemälde zurückführen lassen, Lucas Moser mit den Scheiben in der Bessererkapelle des Ulmer Münsters. Im Berner Münster ist ebenfalls die Ulmer Schule tätig mit Scheiben im Stile des Multscher. Aus der Straßburger Schule, in der flandrischer Einfluß sich bemerkbar macht, geht Hans Wildt hervor. Es ist sehr bemerkenswert, daß das bedeutendste Nürnberger Fenster, das Volkamerfenster in St. Lorenz, von ihm herrührt, nicht von einem einheimischen Meister. Für Rheinschwaben sind besonders charakteristisch Rundscheiben, von denen mehrere den Stil des Hausbuchmeisters verratendem auch ein Fenster in Hanau, das mit den ihm zugeschriebenen Gemälden zusammengeht, gehören dürfte. Die Tätigkeit Baidungs für die Glasmalerei ist bekannt, seine schönsten Scheiben besitzt das Berliner Kaiser Friedrich-Museum. ln Augsburg war Hans Holbein der Ältere auf diesem Gebiete tätig, die zwei Fenster in Eichstädt und Reste in St. Ulrich sind Zeugen dafür. Breu lieferte eine Folge von Entwürfen für Rundscheiben. In Oberbayern ist der Name des Hans Wertinger zu nennen. Nürnberg dagegen bleibt zurück, bis Dürer selbst auch auf diesem Gebiete führend eingreift. Ein Scheibenriß von
seiner Hand hat sich im Städelschen Institut zu Frankfurt erhalten, die Fenster der Landauerkapelle vom Jahre 1508, die das Berliner Kunstgewerbemuseum besitzt, führt der Vortragende auf Entwürfe des Meisters selbst zurück. Endlich sind die Schweizer zu nennen, deren beste Leistungen im Anfang des 16. Jahrhunderts liegen, während sich später eine sehr umfangreiche handwerkliche Produktion entfaltete. Im Anschluß an den Vortrag warnte Herr Direktor Friedländer vor allzu raschen Zuschreibungen an den Hausbuchmeister, zu denen lediglich Darstellung und Kostüm verführten. Er legte sodann die Publikation des Burgundischen Paramentenschatzes in Wien vor, die von J. Schlosser veranstaltet wurde, und wies auf die Schwierigkeit der Aufteilung der Stücke an einzelne Meister hin, da es sich offenbar um das Werk einer einheitlichen, aber im Verlaufe der Arbeit mit ihrer Zeit künstlerisch fortschreitenden Werkstatt handle und zudem durch die Sticktechnik der ursprüngliche Charakter der Vorzeichnungen zu sehr verdeckt werde, um Hände mit Sicherheit zu unterscheiden.
STIFTUNGEN
Den Inhabern des französischen Prix de Rome ist wieder ein neues Glück widerfahren. Bekanntlich wohnen die jungen Leute nicht nur drei Jahre lang in der herrlichen Villa Medici auf dem Pincio und erhalten nicht nur ein sehr bedeutendes Taschengeld während ihres Aufenthaltes, sondern durch allerlei Stiftungen wird auch nach dem Verlassen Roms für sie gesorgt, ganz davon abgesehen, daß der französische Staat bei seinen Aufträgen sich für verpflichtet hält, den ehemaligen Rompreislern den Vorzug zu geben. So erhalten die jungen Maler nach dem Verlassen Roms drei Jahre lang 3000 Franken jährlich, die jungen Musiker die nämliche Pension vier Jahre lang. Jetzt hat ein Wohltäter eine Summe hinterlassen, die den Architekten im gleichen Falle drei Jahre lang 2500 Franken gewährt. Die Architekten erfreuen sich außerdem anderer Stiftungen: sogleich nach Empfang des Rompreises erhalten sie aus der Stiftung Delannoy 1000 und aus der Stiftung Leprince 750 Franken, und im letzten Jahre ihres römischen Aufenthaltes werden ihnen aus der Stiftung Clauße 1000 Franken gezahlt. Warum findet die französische Freigebigkeit in Deutschland, wo man doch im aligemeinen weniger sparsam ist als in Frankreich, so wenig Nachahmung, also daß zum Beispiel Klingers Villa Romana in Florenz immerfort mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat und das dieser schönen Gründung gesteckte Ziel noch lange nicht erreicht hat?
VERMISCHTES
Einer der frechsten Diebstähle, welche die so reiche Chronik der französischen Museumsdiebstähle zu berichten weiß, hat die berühmte Maison Carrée in Nimes betroffen. Als der Wächter am Abend des 3. November das in der Maison Carrée untergebrachte numismatische Museum schließen wollte, stürzten sich zwei Besucher, die einzigen, die sich in dem Museum befanden, auf ihn, banden und knebelten ihn nach leichter Gegenwehr und räumten dann vor seinen Augen diejenigen Glasschränke aus, die wertvolle goldene Münzen enthielten. Dann machten sie sich mit ihrem Raube aus dem Staube, und obschon man selbstverständlich ihr genaues Signalement besitzt, hat man bisher keine Spur von ihnen gefunden und kann bei der in ähnlichen Fällen genugsam konstatierten Unzulänglichkeit der französischen Polizei auch kaum die Hoffnung hegen, daß man der Diebe habhaft werde.
Inhalt:Kubisten und Nazarener. — Th. Rivière †. — Personalien. — Votivkapelle in Venedig. — Ein Jobst Sackmann-Denkmal. — Wettbewerbe: Plakat der Internat. Buchgewerbe-Ausstellung Leipzig 1914; Düsseldorfer Akademie-Neubauten; Schloß für Herrn v. Waldthausen; Entwürfe für Möbel. — Funde in Delphi und Alesia. — Franzos. Ausgrabungen auf Delos. — Ausstellungen in Darmstadt u. Dresden. — Kunsthalle in Königsberg i. Pr.; Bildersammlung des Seminars in Venedig. — Berliner Kunstgesch. Gesellschaft. — Prix de Rome. — Vermischtes.
Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße 11a
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig
SAMMLUNGEN
In Königsberg i. Pr. soll am 5. Februar 1913 die neue Kunsthalle eingeweiht werden. Mit ihr verbunden sein wird eine Ausstellung zur Erinnerung an das Jahr 1813.
Venedig. Die kleine, aber nicht unwichtige Bildersammlung des Seminars, Sammlung Manfredini, ist endlich neugeordnet uud das Lokal selbst anständig und für den Besucher bequem ausgestattet worden. Ein hübsch gedrucktes Verzeichnis der Gemälde enthält weniger Irrtümer als das frühere, wenn auch für des Kenners Belustigung manches übrig bleibt. a. Wolf.
VEREINE
® In der Novembersitzung der Berliner Kunstgeschichtlichen Gesellschaft sprach Herr Dr. Hermann Schmitz über die Beziehungen der deutschen Maler zur Glasmalerei im 15. und 16. Jahrhundert. Er wies darauf hin, daß ein Viertel aller erhaltenen deutschen Zeichnungen Scheibenrisse seien und ging dann die verschiedenen Schulen durch, um, beginnend mit Köln, überall den Einfluß der führenden Meister und deren Beteiligung an der zeitgenössischen Glasmalerei darzulegen. Der Stil des Meister Wilhelm läßt sich an mehreren Scheiben nachweisen, ebenso der des Lochner sowie des Meisters des Marienlebens und des Meisters der hl. Sippe, auf den ja nach allgemeiner Annahme drei der großen Fenster im Nordschiff des Kölner Domes zurückgehen. An dieser Serie ist ferner der Meister von St. Severin mit einem Fenster beteiligt, sein Stil läßt sich ferner in einer Folge kleinerer Scheiben mit Darstellungen aus dem Leben des hl. Bernhard verfolgen. Bartel Bruyn entfaltet ebenfalls eine umfangreiche Tätigkeit für die Glasmalerei.
In Süddeutschland findet man als ersten Meister, auf dessen Stil sich Glasgemälde zurückführen lassen, Lucas Moser mit den Scheiben in der Bessererkapelle des Ulmer Münsters. Im Berner Münster ist ebenfalls die Ulmer Schule tätig mit Scheiben im Stile des Multscher. Aus der Straßburger Schule, in der flandrischer Einfluß sich bemerkbar macht, geht Hans Wildt hervor. Es ist sehr bemerkenswert, daß das bedeutendste Nürnberger Fenster, das Volkamerfenster in St. Lorenz, von ihm herrührt, nicht von einem einheimischen Meister. Für Rheinschwaben sind besonders charakteristisch Rundscheiben, von denen mehrere den Stil des Hausbuchmeisters verratendem auch ein Fenster in Hanau, das mit den ihm zugeschriebenen Gemälden zusammengeht, gehören dürfte. Die Tätigkeit Baidungs für die Glasmalerei ist bekannt, seine schönsten Scheiben besitzt das Berliner Kaiser Friedrich-Museum. ln Augsburg war Hans Holbein der Ältere auf diesem Gebiete tätig, die zwei Fenster in Eichstädt und Reste in St. Ulrich sind Zeugen dafür. Breu lieferte eine Folge von Entwürfen für Rundscheiben. In Oberbayern ist der Name des Hans Wertinger zu nennen. Nürnberg dagegen bleibt zurück, bis Dürer selbst auch auf diesem Gebiete führend eingreift. Ein Scheibenriß von
seiner Hand hat sich im Städelschen Institut zu Frankfurt erhalten, die Fenster der Landauerkapelle vom Jahre 1508, die das Berliner Kunstgewerbemuseum besitzt, führt der Vortragende auf Entwürfe des Meisters selbst zurück. Endlich sind die Schweizer zu nennen, deren beste Leistungen im Anfang des 16. Jahrhunderts liegen, während sich später eine sehr umfangreiche handwerkliche Produktion entfaltete. Im Anschluß an den Vortrag warnte Herr Direktor Friedländer vor allzu raschen Zuschreibungen an den Hausbuchmeister, zu denen lediglich Darstellung und Kostüm verführten. Er legte sodann die Publikation des Burgundischen Paramentenschatzes in Wien vor, die von J. Schlosser veranstaltet wurde, und wies auf die Schwierigkeit der Aufteilung der Stücke an einzelne Meister hin, da es sich offenbar um das Werk einer einheitlichen, aber im Verlaufe der Arbeit mit ihrer Zeit künstlerisch fortschreitenden Werkstatt handle und zudem durch die Sticktechnik der ursprüngliche Charakter der Vorzeichnungen zu sehr verdeckt werde, um Hände mit Sicherheit zu unterscheiden.
STIFTUNGEN
Den Inhabern des französischen Prix de Rome ist wieder ein neues Glück widerfahren. Bekanntlich wohnen die jungen Leute nicht nur drei Jahre lang in der herrlichen Villa Medici auf dem Pincio und erhalten nicht nur ein sehr bedeutendes Taschengeld während ihres Aufenthaltes, sondern durch allerlei Stiftungen wird auch nach dem Verlassen Roms für sie gesorgt, ganz davon abgesehen, daß der französische Staat bei seinen Aufträgen sich für verpflichtet hält, den ehemaligen Rompreislern den Vorzug zu geben. So erhalten die jungen Maler nach dem Verlassen Roms drei Jahre lang 3000 Franken jährlich, die jungen Musiker die nämliche Pension vier Jahre lang. Jetzt hat ein Wohltäter eine Summe hinterlassen, die den Architekten im gleichen Falle drei Jahre lang 2500 Franken gewährt. Die Architekten erfreuen sich außerdem anderer Stiftungen: sogleich nach Empfang des Rompreises erhalten sie aus der Stiftung Delannoy 1000 und aus der Stiftung Leprince 750 Franken, und im letzten Jahre ihres römischen Aufenthaltes werden ihnen aus der Stiftung Clauße 1000 Franken gezahlt. Warum findet die französische Freigebigkeit in Deutschland, wo man doch im aligemeinen weniger sparsam ist als in Frankreich, so wenig Nachahmung, also daß zum Beispiel Klingers Villa Romana in Florenz immerfort mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat und das dieser schönen Gründung gesteckte Ziel noch lange nicht erreicht hat?
VERMISCHTES
Einer der frechsten Diebstähle, welche die so reiche Chronik der französischen Museumsdiebstähle zu berichten weiß, hat die berühmte Maison Carrée in Nimes betroffen. Als der Wächter am Abend des 3. November das in der Maison Carrée untergebrachte numismatische Museum schließen wollte, stürzten sich zwei Besucher, die einzigen, die sich in dem Museum befanden, auf ihn, banden und knebelten ihn nach leichter Gegenwehr und räumten dann vor seinen Augen diejenigen Glasschränke aus, die wertvolle goldene Münzen enthielten. Dann machten sie sich mit ihrem Raube aus dem Staube, und obschon man selbstverständlich ihr genaues Signalement besitzt, hat man bisher keine Spur von ihnen gefunden und kann bei der in ähnlichen Fällen genugsam konstatierten Unzulänglichkeit der französischen Polizei auch kaum die Hoffnung hegen, daß man der Diebe habhaft werde.
Inhalt:Kubisten und Nazarener. — Th. Rivière †. — Personalien. — Votivkapelle in Venedig. — Ein Jobst Sackmann-Denkmal. — Wettbewerbe: Plakat der Internat. Buchgewerbe-Ausstellung Leipzig 1914; Düsseldorfer Akademie-Neubauten; Schloß für Herrn v. Waldthausen; Entwürfe für Möbel. — Funde in Delphi und Alesia. — Franzos. Ausgrabungen auf Delos. — Ausstellungen in Darmstadt u. Dresden. — Kunsthalle in Königsberg i. Pr.; Bildersammlung des Seminars in Venedig. — Berliner Kunstgesch. Gesellschaft. — Prix de Rome. — Vermischtes.
Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße 11a
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig