wieder geöffnet. Eines der wichtigsten Baudenkmäler Venedigs ist nun in seiner vollen Schönheit wieder genießbar.
Die Grande Chartreuse, das älteste Kloster des im elften Jahrhundert von dem heiligen Bruno gestifteten Karthäuserordens, ist jetzt als »monument historique« eingetragen worden, so daß der befürchtete Untergang verhindert ist. Das Kloster liegt in einer großartig wilden Gebirgsgegend etwa 20 km von Grenoble und war bis zu der vor wenigen Jahren erfolgten Austreibung der Mönche eigentlich mehr durch den hier fabrizierten Schnaps als durch seine Kunstschätze berühmt. Die weitläufigen Gebäude sind auch großenteils modern, und die alten Teile hatten in den letzten hundert Jahren sehr davon zu leiden, daß die klösterliche Schnapsbrennerei so viel Geld — bis zu einer halben Million jährlich — eintrug. Diese reichen Einkünfte wurden zum Teil zur Restauration, Änderung und Erneuerung der alten Gebäude benutzt, und dabei wurde dann wohl mehr geschadet als genützt. Immerhin finden sich in der Grande Chartreuse einige interessante Reste romanischen und gotischen Stiles, und so ist es mit Genugtuung zu verzeichnen, daß ihre Erhaltung jetzt gesichert ist.
WETTBEWERBE
X In dem zweiten Wettbewerb für den Neubau des Berliner Opernhauses hat die Akademie des Bauwesens, die nach Vereinbarung mit dem Abgeordnetenhause vom Ministerium als begutachtendes Kollegium eingesetzt worden war, von den eingegangenen 68 Entwurfskizzen fünf als »in erster Linie beachtenswert« bezeichnet. Die Frage des Ministeriums, ob sich unter den neuen Vorschlägen einer befände, der ohne weiteres zur Ausführung empfohlen werden könnte, hat die Akademie verneint und lieber jene vorsichtige Formulierung ihres Votums gewählt. Jene fünf Entwürfe stammen von den Architekten Martin Dülfer (Dresden), Jürgensen und Bachmann (Charlottenburg), Otto March (Charlottenburg), Karl Moritz (Köln) und Richard Seel (Berlin). Drei von diesen (Dülfer, March, Moritz) zählten zu den zehn Künstlern, die der Minister zu dem Wettbewerb eigens aufgefordert hatte, während die beiden anderen den Architektenverbänden angehören, die zur Beteiligung eingeladen oder besser zu gelassen worden waren. Mehrere der Architekten haben die Aufgabe vor allem als eine Platzfrage behandelt, was durchaus geboten erscheint, und gleich die Oesamtgestaltung des Königsplatzes in ihrem Entwurf mit hineingezogen. Die öffentliche Ausstellung des ganzen eingelaufenen Materials wird die Angelegenheit weiter klären. — Inzwischen haben zwischen den beteiligten Ministerien neue Beratungen stattgefunden, die in letzter Stunde noch einen anderen Platz für das Opernhaus zur Debatte stellen: ein Grundstück in der unmittelbaren Nähe des Schlosses, am Schloßplatz selbst. Es ist indes zweifelhaft, ob dies Terrain sich für solchen Zweck eignet.
Für den Bau einer neuen Kirche nebst Pfarrhaus in Berlin-Schmargendorf entschied man sich für die Ausführung des Entwurfes der Architekten Paulus und Lilloe in Berlin. — Auch Dahlem soll eine neue Kirche erhalten. Für den Neubau sind bereits 150000 M. vorhanden.
Bonn. Das Preisgericht in dem Wettbewerb für einen Laufbrunnen gegenüber der Universität hat jetzt von den im Juni preisgekrönten Entwürfen der Bildhauer Buscher, Burger, Emil Cauer und Faßbinder denjenigen von Carl Burger in Aachen zur Ausführung bestimmt. Der Künstler ist besonders durch das Denkmal des wehrhaften Schmiedes in Aachen bekannt geworden.
AUSSTELLUNGEN
Elberfeld. Am 18. Januar wird das Städtische Museum nach seiner umfassenden Erweiterung mit einer Ausstellung über die »Klassische Malerei des 19. Jahrhundertswiedereröffnet werden. Anfangend mit Werken von Goya und Constable soll diese Veranstaltung der Barbizonschule, den Impressionisten und den großen deutschen Meistern des 19 Jahrhunderts gerecht werden. Im März wird eine Ausstellung von solchen Elberfelder Familienporträts folgen, die in den letzten zehn Jahren entstanden sind.
Jena. Im städtischen Museum ist eine Ausstellung über »Napoleons Zug nach Rußland 1812« eröffnet worden, welche bis Ende dieses Jahres dauern soll. Sie umfaßt eine große Anzahl zeitgenössischer Kupferstiche und Lithographien, ferner die Werke von Albrecht Adam, Faber du Faur und Wereschagin über den Feldzug in Nachbildungen. Zeitgenössische Karikaturen auf den Untergang der »grande armée« und auf Napoleons Sturz, Uniformen und Uniformbilder, persönliche Erinnerungen an Napoleon I. und die neueste Literatur über den Feldzug von 1812 vervollständigen die Ausstellung, die sich vom ersten Tage an eines sehr lebhaften Besuches zu erfreuen hat.
Karlsruhe. Am 9. November 1912 wurde der neue Festsaal bau des Künstlerhauses, des Heimes des Vereins bildender Künstler Karlsruhe, durch den ersten Vorsitzenden Professor Dr. Ferdinand Keller eingeweiht. Der Neubau, errichtet von Regierungsbaumeister Schmieder, schließt sich würdig an das reizende alte Biedermeierhaus an, das eine der schönsten Blüten der für Karlsruhe so charakteristischen Bauart Weinbrenners darstellt. Das Neue ist hier, ohne jedoch eine kleinliche Summe kopierter Details zu sein, dem Alten in keiner Weise störend zugefügt, vielmehr ergänzt das eine geschmackvoll das andere. Zur vollständigen, in den feinsten Formen gehaltenen Innenausstattung lieferte eine Reihe namhafter Karlsruher Künstler Beiträge, so daß das jetzt nun vollendete Künstlerhaus ein würdiges Heim des Vereins bildet. — Die Feierlichkeiten zu Ferdinand Kellers siebzigstem Geburtstag (5. August 1912) wurden bis zum Beginn des winterlichen Festkreises verschoben und nahmen mit der Einweihung des Festsaalbaues des Künstlerhauses ihren Anfang. Hier dürfte vor allem die große Ferdinand-Keller-Ausstellung im Badischen Kunstverein zu Karlsruhe interessieren, die, weit über hundert Werke aller Gattung und alle Schaffensperioden des Meisters umfassend, sämtliche Räumlichkeiten des Kunstvereins in Anspruch nimmt. Bei der feierlichen Eröffnung der Ausstellung, die am Dienstag, den 12. November 1912 stattfand unter Anteilnahme des Hofes, der staatlichen und städtischen Vertreter, der Kunst- und Gelehrtenwelt, überbrachte unter anderen Rednern Oberbaurat Dr. Billing die Mitteilung, daß die Architekturabteilung der Technischen Hochschule »Fridericiana« zu Karlsruhe den Jubilar wegen seiner Verdienste um die Förderung der Kunst und des feinen Verständnisses, das er als Monumentalmaler dem Wesen der Architektur entgegengebracht habe, zum Doktor- Ingenieur ehrenhalber promoviert habe. — Die Ausstellung selbst, die vom 12. November bis zum 5. Dezember dauert, umfaßt einen großen Teil der erreichbaren und bekannten Werke des Künstlers, dessen Haupttätigkeit auf dem Gebiete der Figurenmalerei liegt. Nennen wir hier unter den Tafelbildern die beiden Frühwerke, den »Tod Philipps II. von Spanien« und den »Alchimisten«; ferner »Hero und Leander(Wien, Akademie), seine »Kinderfriese«, den »Wagnerfries«. Nicht vergessen sei der farbenglühende »Alexander von Humboldt am Orinoko« und die bekannte »Dame in Schwarz«. Aus der neueren Zeit, in der seine vordem schwere, satte