drei Heiligen: thronender Bischof, — deutsch, 14. Jahrhundert; fünf Wappenscheiben, — englisch, 14. —15. Jahrhundert; deutsche Rundscheibe im Stil des Hausbuchmeisters; Kölnische Rundscheibe von ca. 1500; Rundscheibe im Stil des Dirk Vellert, Antwerpen, ca. 1520; Rundscheibe im Stil des Jan Swart von Groningen, ca. 1530, sowie eine italienische Glasmalerei aus dem 16. Jahrhundert und eine holländische von 1645.
Auch einige hervorragende Werke der zeitgenössischen amerikanischen Malerei sind teils durch Kauf, teils durch Schenkungen in den Besitz des Museums gelangt, so ein prachtvolles, duftig gemaltes Frauenporträt von John W. Alexander, »The Ring«; ein ähnliches Bild — »The Chinese Statuette«, Dame in Biedermeierkostüm vor dem Spiegel sitzend —, von Richard E. Miller; ein mondänes Frauenbildnis von Harry W. Watrous, »Passing of Summer«; ein großartig komponiertes Seestück von Elliott Daingerfield, »Christus beruhigt den Sturm«; eine luftig gemalte New Yorker Vedute von Guy C. Wiggins und endlich eine Stimmungslandschaft des Deutsch - Amerikaners Eugen Speicher.
Ein wichtiges Ereignis für das Museum ist die leihweise Überführung einer Reihe von 27 bedeutenden Gemälden der italienischen Schulen aus der Sammlung L. E. Holden in Cleveland, Ohio. Diese wurde von James Jackson Jarves, dem auch die bekannte Gemäldesammlung in New Haven ihre Entstehung verdankt, zusammengebracht. Die meisten dieser Bilder können nicht mit Bestimmtheit irgend einem Meister zugeschrieben werden, sie bieten jedoch, besonders für das Quattrocento, gute Schulbeispiele und zeichnen sich durch besonders guten Erhaltungszustand aus. Sie wurden von Mary Logan Berenson in der Mailänder Rassegna d’arte, 1907 (p. 1 f. ) ausführlich besprochen. Eins der vorzüglichsten frühen Bilder ist eine Madonna mit dem Kinde, von Jarves dem Domenico Ghirlandajo, vom alten Baron Liphart Verrocchio, von Frau Berenson Francesco Botticini zugeschrieben. Jedenfalls ist es ein anziehendes, recht tüchtiges Beispiel der Verrocchio-Schule. Der seltene urbinatische Quattrocentist Lorenzo da San Severino ist mit einer vorzüglichen Madonna zwischen Heiligen vertreten. Das interessanteste der Cinquecentobilder ist eine Madonna in Halbfigur mit dem Kind, rechts und links reichdetaillierte Landschaftsausblicke, die der Baron von Liphart noch 1877 mit aller Entschiedenheit dem Lionardo da Vinci selbst zuschrieb. Frau Berenson denkt an Ambrogio de Predis, B. Burroughs, der jetzige Vorsteher der Gemäldegalerie an Francesco Napoletano. Tatsächlich bietet das anziehende Bildchen mit der bezeichneten Madonna des letzteren, seltenen Meisters in der Züricher Galerie (N. 397 a) so viel Analogien — besonders das Schiffmotiv, rechts von der Madonna, das auf dem Züricher Bild beinahe ganz genau so wiederkehrt; der Christuskopf scheint in beiden Bildern auf dasselbe Modell zurückzugehen —, daß man die Zuschreibung an Francesco Napoletano mit allem Nachdruck unterschreiben kann. Von weiteren Werken des 16. Jahrhunderts sei ein anziehendes, sehr charakteristisches Breitbild, Bildnis eines Ehepaares von Giovanni Battista Moroni genannt, während unter den späteren Stücken eine kleine, farbenprächtige Skizze für eine Decke (für die des Palazzo Rezzonico, 1753? ) von Giovanni Battista Tiepolo hervorragt.
M. H. B.
Aus dem Bostoner Museum. Unter den Neuerwerbungen dieses Instituts nimmt ein signiertes Frauenbildnis von Lukas Kranach d. Ä. von 1549 einen hervorragenden Platz ein. Aus der Weber-Sammlung wurden das bekannte große Triptychon des Meisters von Sankt Severin und die Kreuzigung des Meisters des Todes Mariä (Joos van Cleve
d. Ä.? ), N. 84 des Versteigerungskatalogs, angekauft. Eine großartige Bereicherung erfuhr das Museum durch die Erwerbung von 45 Wasserfarbenbildchen von J. S. Sargent. Dieselben umfassen die mannigfaltigsten Motive, wie sie dem Künstler während seiner Sommerreisen in Italien, der Schweiz usw. in den Weg kommen, und zeigen die brillante, farbenfreudige malerische Begabung des Meisters von den verschiedensten Seiten. Eine ähnliche Kollektion von Sargent gehört seit Jahren zu den Schätzen des Brooklyner Museums. Von Rodin ist die Büste Jules Dalou’s geschenkweise ins Museum gekommen.
m. h. b.
STIFTUNGEN
Der Berliner Akademie der Künste ist jetzt eine große Stiftung zugefallen. Geberin ist Frau Louisa E. Wenizel in Baden-Baden, übrigens eine Schwägerin der Fran Elise Wenzel-Heckmann, die wegen ihrer großen Stiftungen für wissen schaftliche Zwecke zum Ehrenmitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften gewählt worden ist. Das von Frau Louisa Wentzel gestiftete Kapital, dessen Annahme nunmehr der Akademie genehmigt wurde, beträgt nicht weniger als 289000 Mark. Was der Stiftung besonderen Wert gibt, ist, daß ihre Statutenbestimmungen mehr den modernen Bedürfnissen und sozialen Verhältnissen entsprechen, als das sonst wohl bei derartigen Stiftungen der Fall ist. Es sollen die Stipendien aus der Stiftung nämlich nicht nur als Studienbeihilfen und zur Ausbildung junger Künstler zur Verwendung kommen. Sie wird auch bereits ausgebildeten Künstlern zugute kommen und ihnen zur Begründung ihrer Existenz Beihilfe gewähren. So können da zum Beispiel Bildhauern Beiträge zur Ausführung fertiger Entwürfe in edlem Material und dergleichen bewilligt werden. Die Akademie der Künste hat für die hochherzige Geberin eine besondere Ehrung beschlossen. Ihre Büste, die der Berliner Bildhauer Eberhardt Encke im Auftrage der Berliner Akademie geschaffen hat, soll in deren Gebäude am Pariser Platz Aufstellung finden.
FORSCHUNGEN
»Drei vlämische Madonnen in Italien« bespricht Pierre Bautier in Heft 9 von »L’art flamand et hollandais(Onze Kunst). Es handelt sich um längst bekannte Gemälde des 16. Jahrhunderts in Genua, Galeria Durazzo-Pallavicini, im Palazzo Colonna zu Rom und in der Galeria Lochis in Bergamo. Angenehm berührt die Bekanntschaft des Verfassers mit der einschlägigen deutschen Literatur. Nicht dasselbe läßt sich von der Arbeit von J. A. Wauters über Rogier van der Weyden im Novemberhefte des »Burlington Magazine« sagen. Es ist ihm u. a. der wichtige Aufsatz von Wilhelm Bode über das Original des Berliner Marienaltars aus Miraflores in den »Amtlichen Berichtenentgangen. Neu ist, daß der auf mysteriöse Weise aus dem Domschatz zu Granada verschwundene rechte Flügel von Rogiers Triptychon »Christus erscheint Maria« sich jetzt bei Duveen in London befindet.
Zu Raphaels Krönung des Heiligen Nikolaus von Tolentino. Wie ich schon in der Kunstchronik mitteilte, wurden vor kurzer Zeit durch Dr. Oskar Fischeis Scharfsinn im Nationalmuseum zu Neapel der Gottvater und in der Pinacoteca Tosio Martinengo zu Brescia ein Engelskopf als Bruchstück eines verloren geglaubten Bildes Raphaels, der Krönung des Heiligen Nikolaus von Tolentino, entdeckt. Die Reinigung des übermalten Bildes vonBrescia, die Professor Cavenaghi vornahm, zeigte deutlich, wie recht Dr. Fischei gesehen hatte, denn nicht nur erschienen die Züge des Engels in der ganzen Schönheit der noch knabenhaften Kunst des jungen Raphael, sondern neben dem Kopfe zeigte sich auch die untere Ecke des Buches, welches der
Auch einige hervorragende Werke der zeitgenössischen amerikanischen Malerei sind teils durch Kauf, teils durch Schenkungen in den Besitz des Museums gelangt, so ein prachtvolles, duftig gemaltes Frauenporträt von John W. Alexander, »The Ring«; ein ähnliches Bild — »The Chinese Statuette«, Dame in Biedermeierkostüm vor dem Spiegel sitzend —, von Richard E. Miller; ein mondänes Frauenbildnis von Harry W. Watrous, »Passing of Summer«; ein großartig komponiertes Seestück von Elliott Daingerfield, »Christus beruhigt den Sturm«; eine luftig gemalte New Yorker Vedute von Guy C. Wiggins und endlich eine Stimmungslandschaft des Deutsch - Amerikaners Eugen Speicher.
Ein wichtiges Ereignis für das Museum ist die leihweise Überführung einer Reihe von 27 bedeutenden Gemälden der italienischen Schulen aus der Sammlung L. E. Holden in Cleveland, Ohio. Diese wurde von James Jackson Jarves, dem auch die bekannte Gemäldesammlung in New Haven ihre Entstehung verdankt, zusammengebracht. Die meisten dieser Bilder können nicht mit Bestimmtheit irgend einem Meister zugeschrieben werden, sie bieten jedoch, besonders für das Quattrocento, gute Schulbeispiele und zeichnen sich durch besonders guten Erhaltungszustand aus. Sie wurden von Mary Logan Berenson in der Mailänder Rassegna d’arte, 1907 (p. 1 f. ) ausführlich besprochen. Eins der vorzüglichsten frühen Bilder ist eine Madonna mit dem Kinde, von Jarves dem Domenico Ghirlandajo, vom alten Baron Liphart Verrocchio, von Frau Berenson Francesco Botticini zugeschrieben. Jedenfalls ist es ein anziehendes, recht tüchtiges Beispiel der Verrocchio-Schule. Der seltene urbinatische Quattrocentist Lorenzo da San Severino ist mit einer vorzüglichen Madonna zwischen Heiligen vertreten. Das interessanteste der Cinquecentobilder ist eine Madonna in Halbfigur mit dem Kind, rechts und links reichdetaillierte Landschaftsausblicke, die der Baron von Liphart noch 1877 mit aller Entschiedenheit dem Lionardo da Vinci selbst zuschrieb. Frau Berenson denkt an Ambrogio de Predis, B. Burroughs, der jetzige Vorsteher der Gemäldegalerie an Francesco Napoletano. Tatsächlich bietet das anziehende Bildchen mit der bezeichneten Madonna des letzteren, seltenen Meisters in der Züricher Galerie (N. 397 a) so viel Analogien — besonders das Schiffmotiv, rechts von der Madonna, das auf dem Züricher Bild beinahe ganz genau so wiederkehrt; der Christuskopf scheint in beiden Bildern auf dasselbe Modell zurückzugehen —, daß man die Zuschreibung an Francesco Napoletano mit allem Nachdruck unterschreiben kann. Von weiteren Werken des 16. Jahrhunderts sei ein anziehendes, sehr charakteristisches Breitbild, Bildnis eines Ehepaares von Giovanni Battista Moroni genannt, während unter den späteren Stücken eine kleine, farbenprächtige Skizze für eine Decke (für die des Palazzo Rezzonico, 1753? ) von Giovanni Battista Tiepolo hervorragt.
M. H. B.
Aus dem Bostoner Museum. Unter den Neuerwerbungen dieses Instituts nimmt ein signiertes Frauenbildnis von Lukas Kranach d. Ä. von 1549 einen hervorragenden Platz ein. Aus der Weber-Sammlung wurden das bekannte große Triptychon des Meisters von Sankt Severin und die Kreuzigung des Meisters des Todes Mariä (Joos van Cleve
d. Ä.? ), N. 84 des Versteigerungskatalogs, angekauft. Eine großartige Bereicherung erfuhr das Museum durch die Erwerbung von 45 Wasserfarbenbildchen von J. S. Sargent. Dieselben umfassen die mannigfaltigsten Motive, wie sie dem Künstler während seiner Sommerreisen in Italien, der Schweiz usw. in den Weg kommen, und zeigen die brillante, farbenfreudige malerische Begabung des Meisters von den verschiedensten Seiten. Eine ähnliche Kollektion von Sargent gehört seit Jahren zu den Schätzen des Brooklyner Museums. Von Rodin ist die Büste Jules Dalou’s geschenkweise ins Museum gekommen.
m. h. b.
STIFTUNGEN
Der Berliner Akademie der Künste ist jetzt eine große Stiftung zugefallen. Geberin ist Frau Louisa E. Wenizel in Baden-Baden, übrigens eine Schwägerin der Fran Elise Wenzel-Heckmann, die wegen ihrer großen Stiftungen für wissen schaftliche Zwecke zum Ehrenmitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften gewählt worden ist. Das von Frau Louisa Wentzel gestiftete Kapital, dessen Annahme nunmehr der Akademie genehmigt wurde, beträgt nicht weniger als 289000 Mark. Was der Stiftung besonderen Wert gibt, ist, daß ihre Statutenbestimmungen mehr den modernen Bedürfnissen und sozialen Verhältnissen entsprechen, als das sonst wohl bei derartigen Stiftungen der Fall ist. Es sollen die Stipendien aus der Stiftung nämlich nicht nur als Studienbeihilfen und zur Ausbildung junger Künstler zur Verwendung kommen. Sie wird auch bereits ausgebildeten Künstlern zugute kommen und ihnen zur Begründung ihrer Existenz Beihilfe gewähren. So können da zum Beispiel Bildhauern Beiträge zur Ausführung fertiger Entwürfe in edlem Material und dergleichen bewilligt werden. Die Akademie der Künste hat für die hochherzige Geberin eine besondere Ehrung beschlossen. Ihre Büste, die der Berliner Bildhauer Eberhardt Encke im Auftrage der Berliner Akademie geschaffen hat, soll in deren Gebäude am Pariser Platz Aufstellung finden.
FORSCHUNGEN
»Drei vlämische Madonnen in Italien« bespricht Pierre Bautier in Heft 9 von »L’art flamand et hollandais(Onze Kunst). Es handelt sich um längst bekannte Gemälde des 16. Jahrhunderts in Genua, Galeria Durazzo-Pallavicini, im Palazzo Colonna zu Rom und in der Galeria Lochis in Bergamo. Angenehm berührt die Bekanntschaft des Verfassers mit der einschlägigen deutschen Literatur. Nicht dasselbe läßt sich von der Arbeit von J. A. Wauters über Rogier van der Weyden im Novemberhefte des »Burlington Magazine« sagen. Es ist ihm u. a. der wichtige Aufsatz von Wilhelm Bode über das Original des Berliner Marienaltars aus Miraflores in den »Amtlichen Berichtenentgangen. Neu ist, daß der auf mysteriöse Weise aus dem Domschatz zu Granada verschwundene rechte Flügel von Rogiers Triptychon »Christus erscheint Maria« sich jetzt bei Duveen in London befindet.
Zu Raphaels Krönung des Heiligen Nikolaus von Tolentino. Wie ich schon in der Kunstchronik mitteilte, wurden vor kurzer Zeit durch Dr. Oskar Fischeis Scharfsinn im Nationalmuseum zu Neapel der Gottvater und in der Pinacoteca Tosio Martinengo zu Brescia ein Engelskopf als Bruchstück eines verloren geglaubten Bildes Raphaels, der Krönung des Heiligen Nikolaus von Tolentino, entdeckt. Die Reinigung des übermalten Bildes vonBrescia, die Professor Cavenaghi vornahm, zeigte deutlich, wie recht Dr. Fischei gesehen hatte, denn nicht nur erschienen die Züge des Engels in der ganzen Schönheit der noch knabenhaften Kunst des jungen Raphael, sondern neben dem Kopfe zeigte sich auch die untere Ecke des Buches, welches der