weilte er in den alten Parken von Versailles und St. Cloud, die er mit einer gemischten Gesellschaft von Herren und Damen aus der Zeit der Pompadour, von antiken Nymphen und Faunen und von ganz modernen Gestalten aus den Nachtlokalen des Montmartre oder aus den Bällen der vornehmen Pariser Gesellschaft bevölkerte. Auch in den sogenannten »Singeries«, die eine besonders beliebte Spezialität der französischen Maler im 17. und 18. Jahrhundert bildeten, folgte La Touche ihren Spuren und zeigte uns Affen im akademischen Kostüm, die einer malenden Affenklasse die Geheimnisse der Kunst erklären, Affen als Vortragende Professoren und lauschende Hörer usw. Auch Innenräume aus der nämlichen Zeit belebte er mit der gleichen heterokliten Gesellschaft, die durch die einheitliche Empfindung und durch die einigende Macht der Farbenharmonie zusammengehalten wurde. La Touche schwelgte förmlich in den wärmsten Farbenakkorden, rauschende goldene und purpurne Töne verschmolz er zu jubelnden und doch niemals lauten Symphonien, und selbst Besnard ist ihm auf diesem, seinem ureigensten Gebiet kaum gleichzustellen. Allerdings ist die Farbenskala Besnards weit größer als die La Touches, aber die La Touche eigentümlichen Akkorde hat kein anderer Maler der Gegenwart so berückend abzuhandeln verstanden. Es ist mit Genugtuung zu vermerken, daß La Touche seit zehn oder zwölf Jahren — also schon als Fünfziger — endlich auch offizielle Beachtung fand und einige große Aufträge erhielt, die ihm gestatteten, festliche Wände in weiten Sälen mit seiner Kunst zu schmücken. Besonders die Malereien im Ackerbauministerium werden dem Namen Gaston LaTouche ein dauerndes Andenken sichern.
Prag. Am 10. Juli ist in Prag der tschechische Zeichner und Illustrator Nikolaus Ales gestorben. Der im Jahre 1852 geborene Künstler war bei seinen Landsleuten besonders wegen seiner kräftig stilisierten, ornamental bewegten Illustrationen in etwas altertümelnder Umrißmanier, die ihre Stoffe aus der heimischen Sage und Geschichte entnahmen, außerordentlich geschätzt. Seine stilisierende Zeichenkunst hat er auch auf große Kartons und dekorative Wandgemälde übertragen. Wie sein vor kurzem verstorbener Landsmann Hans Schwaiger war er ein verspäteter Nachfahre der Romantik, wie sie etwa in den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts (in Deutschland L. Richter!) geblüht hat. o. P.
Im Alter von 73 Jahren ist in Forges-les-Eaux der französische Bildhauer und Radierer Emile Fr£d£ric Salmon gestorben. Salmon war der Schüler der Tierbildhauer Mene und Auguste Cain und schuf im Anfänge seiner Laufbahn zahlreiche Tierstatuetten. Bald aber wandte er sich der Radierung zu und wurde einer der am meisten beschäftigten offiziellen Nachstecher Frankreichs. Originalplatten hat er nur sehr wenige geliefert, dagegen hat er ausgezeichnete Blätter nachGemälden Rembrandts, Murillos, Reynolds, Chaplins, Meissoniers und Rosa Bonheurs radiert. Mit Lerat, Waltner und Courtry war er einer der bekanntesten Nachstecher Frankreichs der letzten vierzig Jahre.
Am 26. Juni starb in Venedig der Architekt Prof. Giovanni Sardi, erst 49 Jahre alt, nach kurzem, aber um so schmerzlicherem Leiden. — Sein Verdienst ist, wie in diesem Blatte oft hervorgehoben, für die hiesigen Neubauten das Venezianisch-Gotische wieder zu Ehren gebracht zu haben. Eine Menge Geschmacklosigkeiten anderer hat er auf diese Weise unmöglich gemacht. Als ein völlig Unbekannter tat er mit dem Neubau des Hotel Bauer- Griinwald am Canal Grande den entscheidenden Schritt, der ihm die unbegrenzte Achtung und Bewunderung der hiesigen Künstlerschaft und eine Menge Aufträge einbrachte. Sein unbestritten größtes Werk ist das Excelsior
hotel auf dem Lido; seine letzte Arbeit der Palazzo Scarpa auf dem »Zattere«. Eine ganze Reihe kleinerer Bauten liegen zeitlich dazwischen. Die Nachahmer fehlen nicht. Sie haben seine Bestrebungen falsch verstanden und kopieren meist verständnislos. — Sardi nahm in Venedig eine bedeutende Stellung ein und dürfte kaum zu ersetzen sein. Mitten im regsten Schaffen hat ihn der unerbittliche Tod hingerafft. a. Wolf.
PERSONALIEN
Auf der Weltausstellung in Gent erhielten in der keramischen Abteilung die deutschen Künstler Professor Hoetger-Darmstadt und Barlach-Berlin die goldene Medaille, Riemerschmied und Niemeyer in Münster das Ehrendiplom.
Rom. Nach beendigter Konkurrenz hat der Unterrichtsminister die leergebliebenen Stellen von ispettori (Direktorialassistenten) in folgenden Museen besetzt: Dr. L. Ozzola im Kgl. Kupferstichkabinett im Palazzo Corsini zu Rom, Dr. A. Bertini-Calosso in der Kgl. Galerie Borghese, Dr. A. de Rinaldis in der Kgl. Pinakothek zu Neapel, Dr. M. Marangoni in der Kgl. Uffiziengalerie zu Florenz.
WETTBEWERBE
Der Sächsische Kunstverein eröffnet einen Wettbewerb für eine Plakette, die im Jahre 1914 als Vereinsgeschenk verteilt werden soll. Der Gegenstand der Darstellung ist freigestellt. Bedingung ist, daß für die verfügbare Summe von 6000 M. einschließlich Künstlerhonorar 2600 Stück in Bronze geprägt werden müssen. Die Plakette darf nicht unter 7 cm groß sein, jedoch ist Halbmassivprägung gestattet. Die Entwürfe sind in der Größe von 25 cm bis zum 1. Oktober d. J. beim Sekretär des Sächsischen Kunstvereins, Dresden, Brühlsche Terrasse, unter Kennwort einzureichen. Ein gleichbezeichneter verschlossener Umschlag hat Name und Wohnung des Künstlers zu enthalten. I. Preis: die Ausführung, II. Preis: 150 M., III. Preis: 100 M. Preisgericht ist der Vorstand des Sächsischen Kunstvereins. Zur Beteiligung berechtigt sind die in Sachsen lebenden oder geborenen selbständigen Künstler.
AUSGRABUNGEN
Veji. Die Ausgrabungen, von denen ich in der Kunstchronik schon verschiedentlich Nachricht gegeben habe, schreiten rüstig weiter. Die Forschungen werden an zwei Punkten der alten Stadt geführt, und zwar im städtischen Bereiche, da, wo man glaubt, daß die Akropolis gewesen sei, und außerhalb eines der südlichen Tore in der großen Nekropolis. Hier hat man bis jetzt die interessantesten Funde gemacht und zwar ist man auf eine Reihe kleiner Einäscherungsgräber gestoßen, deren Inhalt ganz dem der Gräber in Corneto, Vetulonia und Bisenzio entspricht, und auf wirkliche Bestattungsgräber, die viel älter sind. — Die Einäscherungsgräber sind im Tuff gegraben und enthalten Urnen in doppelkonischer Form. Man findet darin die Produkte der Verbrennung und wenige bronzene Gegenstände: einige Fibulae, ein Rasiermesser. Selten findet man Ketten aus Glaspasta und Bernstein. Reicher sind die Begräbnisstätten, wo man Bronzevasen, Ketten aus Gold, Glas und Bernstein findet. Einige Gräber sind so wohlerhalten, daß man sie in ihrer ursprünglichen Form in das Museo di Villa Giulia bringen wird. Wahrscheinlich werden diese Funde nicht wenig zur Lösung der relativen Stellung der Einäscherung und der Bestattung beitragen. — Was die Ausgrabungen im Bezirk der Akropolis betrifft, so ist ein wunderbarer Bau elliptischer Form ans Tageslicht gekommen, über dessen Deutung man noch nicht einig ist. Da der Bau halb in den Tuff des Hügels