gehauen ist, dachten einige an eine große Zisterne oder an die Favissa eines Heiligtums. Fed. H.
AUSSTELLUNGEN
Die Kunstausstellung in Kassel. Unter den großen künstlerischen Veranstaltungen diesesjahres ist die»Deutsche Kunstausstellung zur Jahrtausendfeier der Residenzstadt Kassel« als letzte am 14. Juni eröffnet worden. Mit einem begrenzten Programm, das das Ausland und die Verstorbenen ausschloß, ohne den Ehrgeiz, nur das Neueste bieten zu wollen, darf die Veranstaltung doch den Anspruch auf allgemeine Beachtung erheben: und zwar einmal wegen der äußeren Gestaltung, dann wegen des Gesamtcharakters des Gebotenen.
Kassel besitzt bisher nicht, wie eine Reihe deutscherStädte, ein eigenes Ausstellungsgebäude, aber für den besonderen Zweck wurde auch dieses Mal — wie schon früher bei anderen Veranstaltungen — vom Landwirtschaftsministerium das Orangerieschloß am Eingang der Karlsaue zur Verfügung gestellt. Jeder Besucher der Stadt kennt die reizende, zu Beginn des 18. Jahrhunderts errichtete Du Rysche Schöpfung, vor der sich breit die Wiese des Bowlinggreen bis zu dem Beginn der fächerförmig ausstrahlenden alten Alleen hin ausdehnt: ein stimmungsvolles, geschlossenes Denkmal höfischer Kunstpflege einer an solchen Anlagen so reichen Epoche. Das Gebäude umfaßt einen Kuppelraum und zwei lange Galerien mit hohen, fast bis zur Erde reichenden Fenstern gegen Südwesten, die durch geschickte Einbauten rasch in je sieben größere und kleinere Kabinette zu verwandeln waren. Die abgeblendeten Fenster zusammen mit ein paar Oberlichtpultdächern geben das feinste, tonige Licht, das man sich für Bilder nur wünschen mag, so daß gerade an trüben Tagen die malerische Schönheit der einzelnen Werke gesteigert erscheint. Im Mittelraum, der die großen Skulpturwerke umschließt, wurde die Wölbung in einer leicht antikisierenden Form nach einem Entwurf des Architekten Prof, von Tettau und des Malers Prof. Wagner sehr geschickt bemalt. Für die graphische Abteilung endlich wurden je drei Räume im ersten Stock der beiden Eckpavillons gewonnen, deren einige noch die schönen alten Stuckdekorationen und Malereien zeigen.
Soweit das Äußere. Die Ausstellung selbst wurde in ihrer Begrenzung schon andeutend charakterisiert. Der Wunsch des Komitees, das die Veranstaltung seit langem vorbereitet hat, ging dahin, von dem deutschen Kunstschaffen der Gegenwart einen guten Überblick zu gewähren, daher vorzüglich solche Werke zu vereinigen, die für den einzelnen Künstler besonders charakteristisch wären, einerlei, ob vom letzten Jahre, oder ob durch andere Ausstellungen schon bekannt. Daher wurde nach Kräften in den Ateliers selbst das Material zusammengesucht, und soweit es irgend anging, nichts genommen, was nicht von einem der Herren des Komitees oder einem Vertrauensmann besichtigt worden war. Ganz ausgeschlossen waren Gruppen, die mit eigener Jury in corpore ausstellten; denn wie’s die Erfahrung genugsam hat zeigen können, bedeutet diese Art der Zulassung die Belastung und den Krebsschaden unserer großen Kunstausstellungen. Die letzte Dresdner Ausstellung z. B. war in dieser Hinsicht äußerst lehrreich.
Der Ton bei der Zusammenstellung wurde ferner auf diejenige Kunstrichtung gelegt, die man heute als festes Gut unserer künstlerischen Kultur bezeichnen darf. Dagegen durfte man von der neuesten Phase der Entwicklung, von jenen Bestrebungen, deren Endziele niemand vorauszusehen und deren Bedeutung kaum jemand richtig abzuschätzen vermag, billig absehen. Denn es galt, in Kassel einer wesentlich auf alten Prinzipien beharrenden Geschmacksrichtung einen Begriff von der Kunst der Gegen
wart zu geben: man durfte also nur mit dem Besten und Ausgereiftesten kommen. Es durfte genügen, die Möglichkeiten, die sich über den fast schon als klassisch und altmeisterlich anzusprechenden Impressionismus hinaus eröffnen, an einigen Beispielen zu zeigen.
So kam denn eine Ausstellung zustande, die viele an jene feinen und gewählten Veranstaltungen erinnert, wie sie die Münchner Sezession in ihren ersten (und besten) Jahren geboten hat. Auch die Art des Hängens, das Arrangement, die feine Stimmung der Räume mag die Gedanken daran zuriicklenken. Der Umfang des ausgestellten Materiales (etwa 850 Nummern, davon etwa 400 Bilder, 100 Werke der Plastik und 350 graphische Arbeiten) macht den Genuß nicht illusorisch, wie es die Massen in den Glaspalästen tun müssen, und das ist gewiß, daß nicht häufig eine gleich hohe Durchschnittsqualität erreicht worden ist.
Auf Einzelheiten einzugehen darf unterbleiben. Die allen geläufigen Namen würden aneinandergereiht werden, ohne doch einen Begriff zu geben. Nur soviel sei gesagt, daß unter den Werken etwa der vierte Teil von hessischen Künstlern herstammt, unter denen Bantzer mit einer größeren Anzahl von Arbeiten (die einzige Ausnahme, da sonst die Höchstzahl für den einzelnen Künstler auf drei beschränkt blieb) eines nachhaltigen Eindrucks gewiß ist. Die Bilder, die Hans Olde und die Schar jüngerer durch ihn an die Akademie berufener Künstler ausstellt, werden dartun, daß für die Zukunft Kassels das Beste zu erwarten ist.
Die Aufnahme, die die Ausstellung gefunden hat, ist sehr erfreulich; derer, die grollend beiseite stehen, weil sie »zu modern« ist, sind wenige; die jüngere Generation aber wird bleibende Eindrücke davontragen. Eine stattliche Zahl von Ankäufen, die bereits zustandegekommen sind, wird gewiß dazu beitragen, das Ansehen Kassels als Kunststadt nach außen hin zu heben.
o, Gr.
Baden-Baden. Als dritte Sonderausstellung findet zurzeit eine solche von Werken des Malers Lothar von Seebach (Straßburg) statt. Die 66 ausgestellten Kunstwerke sind zum großen Teil lebendige Porträts aus der neueren Zeit, dann auch Naturstudien, Akte und Landschaften. Der Künstler liebt es nicht auszustellen, er ist nur sehr selten mit seinen Werken an die Öffentlichkeit getreten. Die Kollektivausstellung in Baden-Baden ist die reichhaltigste, die außerhalb Straßburgs bis jetzt überhaupt von seinen Werken veranstaltet worden ist.
Zur Erinnerung an die denkwürdige Zeit vor 100 Jahren veranstaltet der Kunst-, Kunstgewerbe- und Altertumsverein für den Regierungsbezirk Koblenz unter Führung der städtischen Verwaltungen im Januar 1914 eine Gedächtnisausstellung: »Koblenz und Ehrenbreitstein vor 100 Jahren«. Diese Ausstellung wird eine besondere Anziehungskraft durch eine Kollektivausstellung des ausgezeichneten 1797 in Ehrenbreitstein gestorbenen Rokokomalers Januarius Zick erhalten. An der Organisation dieser Abteilung wirken auch verschiedene Kunstgelehrte mit, u. a. Dr. Walter Cohen in Bonn und Dr. Adolf Feulner in München, der mit den Vorarbeiten zu einer umfassenden Zick-Monographie beschäftigt ist. Zick wird auch auf der großen Ausstellung deutscher Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts in Darmstadt durch mehrere Hauptwerke vertreten sein. Bemerkt sei noch, daß seit kurzem an der Spitze des Koblenzer Altertumsvereins der um das rheinische Kunstleben hochverdiente Präsident E. zur Nedden steht.
Aus Anlaß der Großen Kunstausstellung in Düsseldorf sind vom Kaiser drei große goldene Medaillen zur Auszeichnung solcher Künstler, die sich auf der Ausstellung besonders hervortun, bewilligt worden,
AUSSTELLUNGEN
Die Kunstausstellung in Kassel. Unter den großen künstlerischen Veranstaltungen diesesjahres ist die»Deutsche Kunstausstellung zur Jahrtausendfeier der Residenzstadt Kassel« als letzte am 14. Juni eröffnet worden. Mit einem begrenzten Programm, das das Ausland und die Verstorbenen ausschloß, ohne den Ehrgeiz, nur das Neueste bieten zu wollen, darf die Veranstaltung doch den Anspruch auf allgemeine Beachtung erheben: und zwar einmal wegen der äußeren Gestaltung, dann wegen des Gesamtcharakters des Gebotenen.
Kassel besitzt bisher nicht, wie eine Reihe deutscherStädte, ein eigenes Ausstellungsgebäude, aber für den besonderen Zweck wurde auch dieses Mal — wie schon früher bei anderen Veranstaltungen — vom Landwirtschaftsministerium das Orangerieschloß am Eingang der Karlsaue zur Verfügung gestellt. Jeder Besucher der Stadt kennt die reizende, zu Beginn des 18. Jahrhunderts errichtete Du Rysche Schöpfung, vor der sich breit die Wiese des Bowlinggreen bis zu dem Beginn der fächerförmig ausstrahlenden alten Alleen hin ausdehnt: ein stimmungsvolles, geschlossenes Denkmal höfischer Kunstpflege einer an solchen Anlagen so reichen Epoche. Das Gebäude umfaßt einen Kuppelraum und zwei lange Galerien mit hohen, fast bis zur Erde reichenden Fenstern gegen Südwesten, die durch geschickte Einbauten rasch in je sieben größere und kleinere Kabinette zu verwandeln waren. Die abgeblendeten Fenster zusammen mit ein paar Oberlichtpultdächern geben das feinste, tonige Licht, das man sich für Bilder nur wünschen mag, so daß gerade an trüben Tagen die malerische Schönheit der einzelnen Werke gesteigert erscheint. Im Mittelraum, der die großen Skulpturwerke umschließt, wurde die Wölbung in einer leicht antikisierenden Form nach einem Entwurf des Architekten Prof, von Tettau und des Malers Prof. Wagner sehr geschickt bemalt. Für die graphische Abteilung endlich wurden je drei Räume im ersten Stock der beiden Eckpavillons gewonnen, deren einige noch die schönen alten Stuckdekorationen und Malereien zeigen.
Soweit das Äußere. Die Ausstellung selbst wurde in ihrer Begrenzung schon andeutend charakterisiert. Der Wunsch des Komitees, das die Veranstaltung seit langem vorbereitet hat, ging dahin, von dem deutschen Kunstschaffen der Gegenwart einen guten Überblick zu gewähren, daher vorzüglich solche Werke zu vereinigen, die für den einzelnen Künstler besonders charakteristisch wären, einerlei, ob vom letzten Jahre, oder ob durch andere Ausstellungen schon bekannt. Daher wurde nach Kräften in den Ateliers selbst das Material zusammengesucht, und soweit es irgend anging, nichts genommen, was nicht von einem der Herren des Komitees oder einem Vertrauensmann besichtigt worden war. Ganz ausgeschlossen waren Gruppen, die mit eigener Jury in corpore ausstellten; denn wie’s die Erfahrung genugsam hat zeigen können, bedeutet diese Art der Zulassung die Belastung und den Krebsschaden unserer großen Kunstausstellungen. Die letzte Dresdner Ausstellung z. B. war in dieser Hinsicht äußerst lehrreich.
Der Ton bei der Zusammenstellung wurde ferner auf diejenige Kunstrichtung gelegt, die man heute als festes Gut unserer künstlerischen Kultur bezeichnen darf. Dagegen durfte man von der neuesten Phase der Entwicklung, von jenen Bestrebungen, deren Endziele niemand vorauszusehen und deren Bedeutung kaum jemand richtig abzuschätzen vermag, billig absehen. Denn es galt, in Kassel einer wesentlich auf alten Prinzipien beharrenden Geschmacksrichtung einen Begriff von der Kunst der Gegen
wart zu geben: man durfte also nur mit dem Besten und Ausgereiftesten kommen. Es durfte genügen, die Möglichkeiten, die sich über den fast schon als klassisch und altmeisterlich anzusprechenden Impressionismus hinaus eröffnen, an einigen Beispielen zu zeigen.
So kam denn eine Ausstellung zustande, die viele an jene feinen und gewählten Veranstaltungen erinnert, wie sie die Münchner Sezession in ihren ersten (und besten) Jahren geboten hat. Auch die Art des Hängens, das Arrangement, die feine Stimmung der Räume mag die Gedanken daran zuriicklenken. Der Umfang des ausgestellten Materiales (etwa 850 Nummern, davon etwa 400 Bilder, 100 Werke der Plastik und 350 graphische Arbeiten) macht den Genuß nicht illusorisch, wie es die Massen in den Glaspalästen tun müssen, und das ist gewiß, daß nicht häufig eine gleich hohe Durchschnittsqualität erreicht worden ist.
Auf Einzelheiten einzugehen darf unterbleiben. Die allen geläufigen Namen würden aneinandergereiht werden, ohne doch einen Begriff zu geben. Nur soviel sei gesagt, daß unter den Werken etwa der vierte Teil von hessischen Künstlern herstammt, unter denen Bantzer mit einer größeren Anzahl von Arbeiten (die einzige Ausnahme, da sonst die Höchstzahl für den einzelnen Künstler auf drei beschränkt blieb) eines nachhaltigen Eindrucks gewiß ist. Die Bilder, die Hans Olde und die Schar jüngerer durch ihn an die Akademie berufener Künstler ausstellt, werden dartun, daß für die Zukunft Kassels das Beste zu erwarten ist.
Die Aufnahme, die die Ausstellung gefunden hat, ist sehr erfreulich; derer, die grollend beiseite stehen, weil sie »zu modern« ist, sind wenige; die jüngere Generation aber wird bleibende Eindrücke davontragen. Eine stattliche Zahl von Ankäufen, die bereits zustandegekommen sind, wird gewiß dazu beitragen, das Ansehen Kassels als Kunststadt nach außen hin zu heben.
o, Gr.
Baden-Baden. Als dritte Sonderausstellung findet zurzeit eine solche von Werken des Malers Lothar von Seebach (Straßburg) statt. Die 66 ausgestellten Kunstwerke sind zum großen Teil lebendige Porträts aus der neueren Zeit, dann auch Naturstudien, Akte und Landschaften. Der Künstler liebt es nicht auszustellen, er ist nur sehr selten mit seinen Werken an die Öffentlichkeit getreten. Die Kollektivausstellung in Baden-Baden ist die reichhaltigste, die außerhalb Straßburgs bis jetzt überhaupt von seinen Werken veranstaltet worden ist.
Zur Erinnerung an die denkwürdige Zeit vor 100 Jahren veranstaltet der Kunst-, Kunstgewerbe- und Altertumsverein für den Regierungsbezirk Koblenz unter Führung der städtischen Verwaltungen im Januar 1914 eine Gedächtnisausstellung: »Koblenz und Ehrenbreitstein vor 100 Jahren«. Diese Ausstellung wird eine besondere Anziehungskraft durch eine Kollektivausstellung des ausgezeichneten 1797 in Ehrenbreitstein gestorbenen Rokokomalers Januarius Zick erhalten. An der Organisation dieser Abteilung wirken auch verschiedene Kunstgelehrte mit, u. a. Dr. Walter Cohen in Bonn und Dr. Adolf Feulner in München, der mit den Vorarbeiten zu einer umfassenden Zick-Monographie beschäftigt ist. Zick wird auch auf der großen Ausstellung deutscher Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts in Darmstadt durch mehrere Hauptwerke vertreten sein. Bemerkt sei noch, daß seit kurzem an der Spitze des Koblenzer Altertumsvereins der um das rheinische Kunstleben hochverdiente Präsident E. zur Nedden steht.
Aus Anlaß der Großen Kunstausstellung in Düsseldorf sind vom Kaiser drei große goldene Medaillen zur Auszeichnung solcher Künstler, die sich auf der Ausstellung besonders hervortun, bewilligt worden,