Sicherheit hingesetzten Flecken, die schon in geringer Entfernung von der Bildfläche überraschendes Leben empfangen. Dieses Hamburger Alsterbild ist ein glänzendes Beispiel dessen, was die deutsche Malerei dem französischen Impressionismus an die Seite zu stellen hat, und vertritt Liebermanns Kunst in ihrer vollen Reife. Mit diesem Ankauf ist einem der dringendsten Bedürfnisse der modernen Abteilung der Dresdner Galerie genügt; denn die kleine Studie, die 1897 erworben wurde, ist zwar ein feines Werk, kann aber doch keinen ausreichenden Begriff von Liebermanns künstlerischer Bedeutung geben. Hoffentlich gelingt es nun bald, auch ein bezeichnendes Werk aus Liebermanns früherer Zeit für die Dresdner Galerie zu erwerben. Auch Leibi und Trübner sind noch keineswegs genügend in ihr vertreten. Man darf aber von Dr. Posses Energie erwarten, daß er diesen Mängeln sobald als möglich abhelfen wird. Es ist bemerkenswert, daß der Akademische Rat es abgelehnt hat, das genannte Werk von Liebermann aus Mitteln der Pröll-Heuer-Stiftung zu kaufen, daß die Generaldirektion der Kgl. Sammlungen auf Antrag des Galeriedirektors aber trotzdem das Bild — teils aus Staatsmitteln, teils durch Beihilfen einiger Kunstfreunde — angekauft hat. Wie wir schon mitgeteilt haben, hat sich die Generaldirektion auch sonst von dem einseitigen Einfluß des Akademischen Rates als Verwalters der Pröll-Heuer- Stiftung freigemacht. Infolge einer Feststellung der Rechte, wie sie aus dem Testament Pröll-Heuers und aus der sächsischen Verfassung hervorgehen, hat der Akademische Rat das alleinige Recht, aus den Zinsen des Pröll-Heuerschen Stiftungskapitals Gemälde anzukaufen. Die Generaldirektion der kgl. Sammlungen aber in Verbindung mit dem Galeriedirektor hat das Recht, die Aufnahme dieser Gemälde in die Galerie zu verweigern, wenn sie ihr ungeeignet erscheinen. Damit Konflikte vermieden werden, bleibt nichts übrig, als daß der Akademische Rat und die Generaldirektion nebst dem Galeriedirektor sich vor jedem Ankauf aus Mitteln der Pröll-Heuer-Stiftung verständigen. Das soll denn auch künftig des Friedens wegen jedesmal geschehen. Damit ist die für die Galerie so nachteilige Verquickung von Galerie- und Ausstellungsinteressen beseitigt und damit ruht die endgültige Entscheidung über die Ankäufe für die Galerie, wie dies nie hätte anders sein sollen, in einer Hand, nämlich bei der Stelle, die von jedermann für den Zustand der Galerie verantwortlich gemacht wird.
Aachen. Das städtische Suermondt-Museum hat aus der Kollektiv-Ausstellung von Erich Erler auf der großen Kunstausstellung in Düsseldorf dessen Hauptwerk »Rauhes Land« erworben.
ct Die Leitung des Wallraf-Richartz-Museums in Köln hat wiederum in aller Stille eine Überraschung vorbereitet. Nachdem jüngst im Erdgeschosse die neueingerichteten »Düsseldorfer Säle« eröffnet wurden (s. Kunstchronik Sp. 438), wird jetzt im oberen Stockwerke demjenigen Freunde der Altkölner Schule eine freundliche Gabe geboten, der nicht ohne ein Gefühl des Mißbehagens jene nordwestlichen Eckräume des schon seit einiger Zeit in den alten Italienersaal ausgewanderten »Meisters des Todes der Maria« und der beiden B. Bruyn durchwanderte. Der Eindruck der lieblosen Übeifüllung, den die beiden Säle bisher machten, ist vollständig gewichen. Den größeren hat man geschickt in Kabinette zerteilt, die Decken sind entsprechend denen der übrigen Räume um ein bedeutendes Stück herabgezogen worden und an die Stelle der kahlen Frostigkeit ist jetzt ein intimer, fast wohnlicher Charakter getreten. Dieser Eindruck wird noch verstärkt durch eine überaus sorgfältig erwogene Tönung der Wände,
die mit Nüancen wie Braunviolett und einem gesättigten dunklen Blau einen vorzüglichen Hintergrund zumal für einige Gemälde des Meisters von St. Severin und des älteren Bruyn bietet. Das grau in grau gemalte Triptychon mit der Stigmatisation des hl. Franzikus von dem zuerst genannten Künstler wird erst jetzt in seinem wahren Werte erkannt — es ist schwerlich ein Schulbild, wie man früher annahm — und Bilder des späteren 16. Jahrhunderts, die bisher grell und disharmonisch in der Färbung erschienen, erschließen einer ganz neuen Wertschätzung das Feld. Erwägt man fernerhin, daß die Aufhängung der Gemälde mit sicherem Takte und besonderem Feingefühl für koloristische Werte vor sich ging, so ist es das geringste Lob, das hier ausgesprochen werden muß, daß diese neuen Galerieräume zu den erfreulichsten gehören, die überhaupt in Deutschland zu finden sind. Für die Kölner selbst aber sind sie gewissermaßen eine Mahnung, den alten Kunstbesitz nicht nur als Anreiz zur Hebung des Fremdenverkehrs zu betrachten, sondern in immer neuer Betrachtung ihn sich immer aufs Neue zu erobern.
Königsberg i. Pr. Die Städtische Gemäldegalerie erwarb auf der 47. Kunstausstellung die Gemälde von Karl Albrecht »Schneehühner«, Rudi Hammer »Bildnis einer alten Dame«, ferner die Bronze »Löwin« von Aug. Gaul und die Büste »Porträtstudie« von Th. v. Gosen, —d—
Leipzig, Kunstgewerbe-Museum. Die kürzlich erschienenen Nummern 3 und 4 der »Mitteilungen des Städtischen Kunstgewerbemuseums« bringen über die Erwerbungen des Jahres 1912 einen Bericht. Dank der Opferwilligkeit der Freunde des Museums, deren Beiträge das Budget vermehrten, standen der Direktion 123000 M. für Erwerbungen zur Verfügung. Das Hauptstück bildete eine trefflich erhaltene gemalte Holzdecke, die aus dem Palazzo Ravenna in Ferrara stammt und im Venezianer Kunsthandel aus Mitteln derSchlick-Schumann-Stiftung erworben worden ist. Die nahezu quadratische Felderdecke zeigt in einem sechsseitigen gerahmten Mittelstück eine figurenreiche Schilderung: den musischen Wettstreit zwischen Apollo und Pan und König Midas, im Stile der ferraresischen Malerei von der Mitte des 16. Jahrhunderts. Vier vergoldete holzgeschnitzte Rosetten markieren die Ecken der Decke, zwei größere und zwei kleinere längliche Bilder sind zwischen den Rosetten eingelassen und werden durch geometrisches Rahmenwerk untereinander und mit dem Mittelstück verbunden. Die Schmalbilder enthalten in landschaftlicher Umgebung lagernde Gestalten: Nymphe mit Satyr, Athena und Apollo, eine ruhende weibliche Gestalt, die Schindung des Marsyas. Das steigende Karniesprofil des Übergangs von der Decke zur Wand zeigt eine praktische Vorkehrung zur Verdeckung der Stelle, an der der Wandstoff angeheftet wurde: eine aufklappbare Leiste verbirgt die Nägel und Ösen des Randes der Stoff- oder Gobelinbespannung. — Leider verbieten die mißlichen Raumnöte im Grassimuseum die Anbringung der Decke als wirkungsvollen Anschluß eines entsprechend eingerichteten Raumes; sie ist provisorisch vertikal aufgestellt worden.
Ebenfalls aus den Mitteln der genannten Stiftung wurde eine große oberitalienische Intarsiatruhe erworben, die noch dem 15. Jahrhundert angehört und die mit ihren eingelegten Feldern (stilisierte Blumen auf schwarzem Grund), mit den zierlichen Örnamentbändern und mit einem Sockelfries mit gestielten Blüten die Kunstfertigkeit der eingelegten Holzarbeit vortrefflich veranschaulicht. Ein mit der Truhe in Wien gekaufter rechteckiger Nußholztisch auf zwei Brettstützen in Vasenform ist in der breiten Flachschnitzerei der Stützen und des verbindenden Querbrettes ein sehr gefälliges Beispiel Florentiner Tischlerei aus der
Aachen. Das städtische Suermondt-Museum hat aus der Kollektiv-Ausstellung von Erich Erler auf der großen Kunstausstellung in Düsseldorf dessen Hauptwerk »Rauhes Land« erworben.
ct Die Leitung des Wallraf-Richartz-Museums in Köln hat wiederum in aller Stille eine Überraschung vorbereitet. Nachdem jüngst im Erdgeschosse die neueingerichteten »Düsseldorfer Säle« eröffnet wurden (s. Kunstchronik Sp. 438), wird jetzt im oberen Stockwerke demjenigen Freunde der Altkölner Schule eine freundliche Gabe geboten, der nicht ohne ein Gefühl des Mißbehagens jene nordwestlichen Eckräume des schon seit einiger Zeit in den alten Italienersaal ausgewanderten »Meisters des Todes der Maria« und der beiden B. Bruyn durchwanderte. Der Eindruck der lieblosen Übeifüllung, den die beiden Säle bisher machten, ist vollständig gewichen. Den größeren hat man geschickt in Kabinette zerteilt, die Decken sind entsprechend denen der übrigen Räume um ein bedeutendes Stück herabgezogen worden und an die Stelle der kahlen Frostigkeit ist jetzt ein intimer, fast wohnlicher Charakter getreten. Dieser Eindruck wird noch verstärkt durch eine überaus sorgfältig erwogene Tönung der Wände,
die mit Nüancen wie Braunviolett und einem gesättigten dunklen Blau einen vorzüglichen Hintergrund zumal für einige Gemälde des Meisters von St. Severin und des älteren Bruyn bietet. Das grau in grau gemalte Triptychon mit der Stigmatisation des hl. Franzikus von dem zuerst genannten Künstler wird erst jetzt in seinem wahren Werte erkannt — es ist schwerlich ein Schulbild, wie man früher annahm — und Bilder des späteren 16. Jahrhunderts, die bisher grell und disharmonisch in der Färbung erschienen, erschließen einer ganz neuen Wertschätzung das Feld. Erwägt man fernerhin, daß die Aufhängung der Gemälde mit sicherem Takte und besonderem Feingefühl für koloristische Werte vor sich ging, so ist es das geringste Lob, das hier ausgesprochen werden muß, daß diese neuen Galerieräume zu den erfreulichsten gehören, die überhaupt in Deutschland zu finden sind. Für die Kölner selbst aber sind sie gewissermaßen eine Mahnung, den alten Kunstbesitz nicht nur als Anreiz zur Hebung des Fremdenverkehrs zu betrachten, sondern in immer neuer Betrachtung ihn sich immer aufs Neue zu erobern.
Königsberg i. Pr. Die Städtische Gemäldegalerie erwarb auf der 47. Kunstausstellung die Gemälde von Karl Albrecht »Schneehühner«, Rudi Hammer »Bildnis einer alten Dame«, ferner die Bronze »Löwin« von Aug. Gaul und die Büste »Porträtstudie« von Th. v. Gosen, —d—
Leipzig, Kunstgewerbe-Museum. Die kürzlich erschienenen Nummern 3 und 4 der »Mitteilungen des Städtischen Kunstgewerbemuseums« bringen über die Erwerbungen des Jahres 1912 einen Bericht. Dank der Opferwilligkeit der Freunde des Museums, deren Beiträge das Budget vermehrten, standen der Direktion 123000 M. für Erwerbungen zur Verfügung. Das Hauptstück bildete eine trefflich erhaltene gemalte Holzdecke, die aus dem Palazzo Ravenna in Ferrara stammt und im Venezianer Kunsthandel aus Mitteln derSchlick-Schumann-Stiftung erworben worden ist. Die nahezu quadratische Felderdecke zeigt in einem sechsseitigen gerahmten Mittelstück eine figurenreiche Schilderung: den musischen Wettstreit zwischen Apollo und Pan und König Midas, im Stile der ferraresischen Malerei von der Mitte des 16. Jahrhunderts. Vier vergoldete holzgeschnitzte Rosetten markieren die Ecken der Decke, zwei größere und zwei kleinere längliche Bilder sind zwischen den Rosetten eingelassen und werden durch geometrisches Rahmenwerk untereinander und mit dem Mittelstück verbunden. Die Schmalbilder enthalten in landschaftlicher Umgebung lagernde Gestalten: Nymphe mit Satyr, Athena und Apollo, eine ruhende weibliche Gestalt, die Schindung des Marsyas. Das steigende Karniesprofil des Übergangs von der Decke zur Wand zeigt eine praktische Vorkehrung zur Verdeckung der Stelle, an der der Wandstoff angeheftet wurde: eine aufklappbare Leiste verbirgt die Nägel und Ösen des Randes der Stoff- oder Gobelinbespannung. — Leider verbieten die mißlichen Raumnöte im Grassimuseum die Anbringung der Decke als wirkungsvollen Anschluß eines entsprechend eingerichteten Raumes; sie ist provisorisch vertikal aufgestellt worden.
Ebenfalls aus den Mitteln der genannten Stiftung wurde eine große oberitalienische Intarsiatruhe erworben, die noch dem 15. Jahrhundert angehört und die mit ihren eingelegten Feldern (stilisierte Blumen auf schwarzem Grund), mit den zierlichen Örnamentbändern und mit einem Sockelfries mit gestielten Blüten die Kunstfertigkeit der eingelegten Holzarbeit vortrefflich veranschaulicht. Ein mit der Truhe in Wien gekaufter rechteckiger Nußholztisch auf zwei Brettstützen in Vasenform ist in der breiten Flachschnitzerei der Stützen und des verbindenden Querbrettes ein sehr gefälliges Beispiel Florentiner Tischlerei aus der