ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Im Münchener Kunsthandel wurde eine prächtige Tiroler Truhe aus Kiefernholz
aus spätgotischer Zeit erworben, deren für sich gearbeiteter Untersatz mit gotischer Flachschnitzerei verziert ist.
Eine Gruppe Holzschnitzereien meist italienischer Herkunft wurde auch aus Stiftungsmitteln von einem Wiener Kunstsammler erworben, eine andere Gruppe vorwiegend holländischer Eichenholzschnitzereien wurde auf einer Versteigerung in Amsterdam erstanden, einzelne Stücke
wurden gelegentlich in München, Berlin und Bologna gekauft oder gingen dem Museum als Geschenke zu.
Zu erwähnen sind dann noch folgende Erwerbungen: ein breiter Spitzenbesatz einer Alba, Brüsseler Arbeit, An
fang 18. Jahrh., zwei Tiroler Wappenscheiben von 1576. Eine monumentale italienische Renaissance-Schenkkanne aus Bronze, eine vorzügliche Arbeit des 16. Jahrhunderts. Auf der Versteigerung Enrichetta Castellani, die zu Rom im Frühjahr 1907 stattfand, erschien eine ähnliche eiförmige
Bronzekanne mit kurzem Ausguß und einem runden Henkel, die in die Sammlung Morgan zu hohem Preise gelangt ist. Sehr stattlich ist der Zuwachs an Goldschmiedearbeiten im vergangenen Jahre gewesen. Die Haupterwerbung, ein
schöner, silbervergoldeter Nautiluspokal, eine anscheinend niederländische Arbeit um die Mitte des 16. Jahrhunderts, wurde von der Gesellschaft der Freunde des Kunstgewerbe
museums, ein guter Leipziger Deckelpokal des Leipziger Meisters Hans Scholler 1671 von dem Kunstgewerbeverein geschenkt. Eine barocke Prunkkanne und Schüssel aus Silber und teilweise vergoldet, mit reichem getriebenen ornamentalen und figürlichen Schmuck dürfte nach der un
deutlichen Beschau Thorner Arbeit und um die Mitte des 17. Jahrhunderts entstanden sein.
Eine der letzten und kunsthistorisch wohl die interessanteste Erwerbung des Jahres war die Dürersche Gliederpuppe, eine außerordentlich feine, wahrscheinlich Nürnberger Schnitzerei in Buchsholz, um 1530. Be
kanntlich ist das Stück seit 1726 im Besitz der Stadt Leipzig nachweisbar. Es kam 1886 in die Sammlung Felix, aus der es nunmehr, allerdings zu hohem Preise, an die Stadt Leipzig zurückkehrte. Ähnliche Gliederpuppen sind in Berlin (Akademie und Kaiser-Friedrich-Museum) und
in Innsbruck (Ferdinandeum). Das Gegenstück der Leipziger Puppe, eine männliche Figur, befindet sich in Madrid.
Zurzeit ist im Kunstgewerbe-Museum ausgestellt eine Sammlung ägyptischer Altertümer aus den Grabungen der Ernst von Sieglin-Expedition in Nubien 1912, über die ein besonderer »Führer« mit einer Einleitung von Prof. Dr. Georg Steindorff erschienen ist. Ganz besonderen Kunstwert haben ein paar bronzene Untersetzer um 1400 v. Chr., dann Schnitzereien in Holz, Knochen und gewisse
keramische Erzeugnisse, an denen die Expedition eine reiche Ausbeute herbeigebracht hat.
FORSCHUNGEN
Der Monogrammist F. T. Diesem Anonymus hat O. von Falke eins der wichtigsten Kapitel in seinem Buche über »Das rheinische Steinzeug« gewidmet. Er ist der maßgebende Siegburger Künstler der beginnenden Blüte
zeit, dessen Arbeitszeit durch die zwei Jahreszahlen 1559 und 1568 festgelegt ist. ln dem soeben erschienenen von Direktor Dr. Creutz verfaßten Jahresberichte des Kunst
gewerbemuseums der Stadt Köln für 1912 wird nun auf einen neuen Siegburger Scherbenfund hingewiesen, dessen
Hauptstück, eine Scherbe mit dem Namen F. Track, durch ein Geschenk in die Kölner Steinzeugsammlung gekommen ist. Creutz ist der Ansicht, die er gewiß später belegen
wird, daß der Monogrammist F. T. mit dem Meister F. Track wahrscheinlich identisch ist. — Der sehr reich
illustrierte Jahresbericht ist auch sonst für die keramische Forschung wertvoll, da er auf einige Altdelfter Fayencen des 16. Jahrhunderts hinweist, die bei Ausschachtungs
arbeiten für Kölner Neubauten gefunden und dem Museum überwiesen wurden. Besonders eine guterhaltene blaue Madonnenschüssel mit breitem Sternchenrande ist ein außer
ordentlich seltenes und wichtiges Stück. Wegen seiner nahen Verwandtschaft mit den Faenza-Tellern des 15. Jahr
hunderts ist dieser ganze Altdelfter Fund im Saale der italienischen Renaissance zur Ausstellung gelangt. —n.
Giovannoni setzt im zweiten Heft der Arte seine Studien über die römischen Kirchen des späteren Cinquecento mit einigen Untersuchungen über Giacomo
della Porta und seine Schule fort. Er möchte diesen Künstler als einen Norditaliener angesehen wissen, der früh nach Rom kam. Von ihm erbaute Kirchenfassaden wären
nach Giovannoni nunmehr die der Gesü, die von S. Maria dei Monti, S. Luigi dei Francesi in Rom, S. Sinforosa in
Tivoli, Sant’ Atanasio in Rom. Für S. Trinitä dei Monti nimmt G. wegen der Verwandtschaft ihrer Turmbauten mit denen von Sant’ Atanasio mindestens eine Mitwirkung Portas an. Es werden dann angeschlossen Martino Lunghi, der Erbauer der von der Madonna dei Monti abhängigen Kirche San Girolamo degli Schiavoni, und Francesco da Volterra, von dessen Tätigkeit nur fragmentarische
Bauteile zeugen. Zum Schluß gibt Giovannoni einen Überblick über die Entwicklung der Kirchenfassade in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Ein Herausrücken des Hauptportals oder des mittleren zweigeschossigen Teiles vor die übrige Fassadenfläche und später die Verbindung dieser beiden Motive, bei der eine doppelte Ab
stufung des Fassadengrundrisses entsteht, scheinen die wesentlichen Momente zu sein. Daneben läuft die Ent
wickelung, die zur Hochführung der seitlichen Teile bis zur Höhe des Giebelansatzes des Mittelteiles und dann
auch zur oberen Fortführung dieser Seitenteile in zwei Fassadentürmen gelangt.
Oskar Wulff veröffentlicht im Jahrbuch der kgl. preußischen Kunstsammlungen einen ausführlichen Aufsatz über den florentinischen Bildhauer Nanni di
Banco, der diesen älteren Zeitgenossen Donatellos in ganz neuem Lichte erscheinen läßt. Zuerst geht Wulff daran, Nannis Jugendwerk zu rekonstruieren. Er stellt eine Figur des harfespielenden David, die seit 1903 im Besitz des Kaiser-Friedrich-Museums in Berlin ist, mit den beiden Figuren einer Verkündigung im Florentiner Dommuseum und einem geigespielenden Engel im Bargello zusammen. Die erstgenannten Werke galten bisher als Arbeiten des Antonio di Banco. Wulff möchte sie aber für Nanni in Anspruch nehmen. Darum unternimmt er eine eingehende
Untersuchung der Porta della Mandorla des Florentiner Domes, in deren Verlauf es ihm gelingt, mit großer Wahr
scheinlichkeit folgende Teile der Portalwände als Arbeiten Nannis zu bestimmen: die Engelsfiguren 1, 2 und 5 (von
unten) am linken Pfeiler, die Figuren des Herkules, des geigenden Apoll am linken, die der Abundantia, des von hinten gesehenen Mannes am rechten Pfeiler, endlich den
Schmerzensmann am Schlußstein. Alle bisher genannten Arbeiten will er als Jugendwerke Nannis angesehen wissen.
Des weiteren untersucht Wulff die reifen Werke Nannis, die er so anordnet, daß die vier Heiligen an Orsanmichele den Anfang bilden, dann der hl. Philippus folgt und am Schluß dieser Reihe der hl. Eligius angesetzt wird. Elemente verschiedener Entwickelungsstufen sieht er im Lukas der Domfassade, dessen Entstehung demnach auf die Zeit zwischen 1408 und 1415 anzusetzen wäre.
Ausgeschieden wird der hl. Markus an Orsanmichele, den
aus spätgotischer Zeit erworben, deren für sich gearbeiteter Untersatz mit gotischer Flachschnitzerei verziert ist.
Eine Gruppe Holzschnitzereien meist italienischer Herkunft wurde auch aus Stiftungsmitteln von einem Wiener Kunstsammler erworben, eine andere Gruppe vorwiegend holländischer Eichenholzschnitzereien wurde auf einer Versteigerung in Amsterdam erstanden, einzelne Stücke
wurden gelegentlich in München, Berlin und Bologna gekauft oder gingen dem Museum als Geschenke zu.
Zu erwähnen sind dann noch folgende Erwerbungen: ein breiter Spitzenbesatz einer Alba, Brüsseler Arbeit, An
fang 18. Jahrh., zwei Tiroler Wappenscheiben von 1576. Eine monumentale italienische Renaissance-Schenkkanne aus Bronze, eine vorzügliche Arbeit des 16. Jahrhunderts. Auf der Versteigerung Enrichetta Castellani, die zu Rom im Frühjahr 1907 stattfand, erschien eine ähnliche eiförmige
Bronzekanne mit kurzem Ausguß und einem runden Henkel, die in die Sammlung Morgan zu hohem Preise gelangt ist. Sehr stattlich ist der Zuwachs an Goldschmiedearbeiten im vergangenen Jahre gewesen. Die Haupterwerbung, ein
schöner, silbervergoldeter Nautiluspokal, eine anscheinend niederländische Arbeit um die Mitte des 16. Jahrhunderts, wurde von der Gesellschaft der Freunde des Kunstgewerbe
museums, ein guter Leipziger Deckelpokal des Leipziger Meisters Hans Scholler 1671 von dem Kunstgewerbeverein geschenkt. Eine barocke Prunkkanne und Schüssel aus Silber und teilweise vergoldet, mit reichem getriebenen ornamentalen und figürlichen Schmuck dürfte nach der un
deutlichen Beschau Thorner Arbeit und um die Mitte des 17. Jahrhunderts entstanden sein.
Eine der letzten und kunsthistorisch wohl die interessanteste Erwerbung des Jahres war die Dürersche Gliederpuppe, eine außerordentlich feine, wahrscheinlich Nürnberger Schnitzerei in Buchsholz, um 1530. Be
kanntlich ist das Stück seit 1726 im Besitz der Stadt Leipzig nachweisbar. Es kam 1886 in die Sammlung Felix, aus der es nunmehr, allerdings zu hohem Preise, an die Stadt Leipzig zurückkehrte. Ähnliche Gliederpuppen sind in Berlin (Akademie und Kaiser-Friedrich-Museum) und
in Innsbruck (Ferdinandeum). Das Gegenstück der Leipziger Puppe, eine männliche Figur, befindet sich in Madrid.
Zurzeit ist im Kunstgewerbe-Museum ausgestellt eine Sammlung ägyptischer Altertümer aus den Grabungen der Ernst von Sieglin-Expedition in Nubien 1912, über die ein besonderer »Führer« mit einer Einleitung von Prof. Dr. Georg Steindorff erschienen ist. Ganz besonderen Kunstwert haben ein paar bronzene Untersetzer um 1400 v. Chr., dann Schnitzereien in Holz, Knochen und gewisse
keramische Erzeugnisse, an denen die Expedition eine reiche Ausbeute herbeigebracht hat.
FORSCHUNGEN
Der Monogrammist F. T. Diesem Anonymus hat O. von Falke eins der wichtigsten Kapitel in seinem Buche über »Das rheinische Steinzeug« gewidmet. Er ist der maßgebende Siegburger Künstler der beginnenden Blüte
zeit, dessen Arbeitszeit durch die zwei Jahreszahlen 1559 und 1568 festgelegt ist. ln dem soeben erschienenen von Direktor Dr. Creutz verfaßten Jahresberichte des Kunst
gewerbemuseums der Stadt Köln für 1912 wird nun auf einen neuen Siegburger Scherbenfund hingewiesen, dessen
Hauptstück, eine Scherbe mit dem Namen F. Track, durch ein Geschenk in die Kölner Steinzeugsammlung gekommen ist. Creutz ist der Ansicht, die er gewiß später belegen
wird, daß der Monogrammist F. T. mit dem Meister F. Track wahrscheinlich identisch ist. — Der sehr reich
illustrierte Jahresbericht ist auch sonst für die keramische Forschung wertvoll, da er auf einige Altdelfter Fayencen des 16. Jahrhunderts hinweist, die bei Ausschachtungs
arbeiten für Kölner Neubauten gefunden und dem Museum überwiesen wurden. Besonders eine guterhaltene blaue Madonnenschüssel mit breitem Sternchenrande ist ein außer
ordentlich seltenes und wichtiges Stück. Wegen seiner nahen Verwandtschaft mit den Faenza-Tellern des 15. Jahr
hunderts ist dieser ganze Altdelfter Fund im Saale der italienischen Renaissance zur Ausstellung gelangt. —n.
Giovannoni setzt im zweiten Heft der Arte seine Studien über die römischen Kirchen des späteren Cinquecento mit einigen Untersuchungen über Giacomo
della Porta und seine Schule fort. Er möchte diesen Künstler als einen Norditaliener angesehen wissen, der früh nach Rom kam. Von ihm erbaute Kirchenfassaden wären
nach Giovannoni nunmehr die der Gesü, die von S. Maria dei Monti, S. Luigi dei Francesi in Rom, S. Sinforosa in
Tivoli, Sant’ Atanasio in Rom. Für S. Trinitä dei Monti nimmt G. wegen der Verwandtschaft ihrer Turmbauten mit denen von Sant’ Atanasio mindestens eine Mitwirkung Portas an. Es werden dann angeschlossen Martino Lunghi, der Erbauer der von der Madonna dei Monti abhängigen Kirche San Girolamo degli Schiavoni, und Francesco da Volterra, von dessen Tätigkeit nur fragmentarische
Bauteile zeugen. Zum Schluß gibt Giovannoni einen Überblick über die Entwicklung der Kirchenfassade in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Ein Herausrücken des Hauptportals oder des mittleren zweigeschossigen Teiles vor die übrige Fassadenfläche und später die Verbindung dieser beiden Motive, bei der eine doppelte Ab
stufung des Fassadengrundrisses entsteht, scheinen die wesentlichen Momente zu sein. Daneben läuft die Ent
wickelung, die zur Hochführung der seitlichen Teile bis zur Höhe des Giebelansatzes des Mittelteiles und dann
auch zur oberen Fortführung dieser Seitenteile in zwei Fassadentürmen gelangt.
Oskar Wulff veröffentlicht im Jahrbuch der kgl. preußischen Kunstsammlungen einen ausführlichen Aufsatz über den florentinischen Bildhauer Nanni di
Banco, der diesen älteren Zeitgenossen Donatellos in ganz neuem Lichte erscheinen läßt. Zuerst geht Wulff daran, Nannis Jugendwerk zu rekonstruieren. Er stellt eine Figur des harfespielenden David, die seit 1903 im Besitz des Kaiser-Friedrich-Museums in Berlin ist, mit den beiden Figuren einer Verkündigung im Florentiner Dommuseum und einem geigespielenden Engel im Bargello zusammen. Die erstgenannten Werke galten bisher als Arbeiten des Antonio di Banco. Wulff möchte sie aber für Nanni in Anspruch nehmen. Darum unternimmt er eine eingehende
Untersuchung der Porta della Mandorla des Florentiner Domes, in deren Verlauf es ihm gelingt, mit großer Wahr
scheinlichkeit folgende Teile der Portalwände als Arbeiten Nannis zu bestimmen: die Engelsfiguren 1, 2 und 5 (von
unten) am linken Pfeiler, die Figuren des Herkules, des geigenden Apoll am linken, die der Abundantia, des von hinten gesehenen Mannes am rechten Pfeiler, endlich den
Schmerzensmann am Schlußstein. Alle bisher genannten Arbeiten will er als Jugendwerke Nannis angesehen wissen.
Des weiteren untersucht Wulff die reifen Werke Nannis, die er so anordnet, daß die vier Heiligen an Orsanmichele den Anfang bilden, dann der hl. Philippus folgt und am Schluß dieser Reihe der hl. Eligius angesetzt wird. Elemente verschiedener Entwickelungsstufen sieht er im Lukas der Domfassade, dessen Entstehung demnach auf die Zeit zwischen 1408 und 1415 anzusetzen wäre.
Ausgeschieden wird der hl. Markus an Orsanmichele, den