NEKROLOGE
In Coburg starb am 3. August der seit vielen Jahren in München lebende Marinemaler Heinrich Rasch, ein geborener Schleswig-Holsteiner. Rasch erhielt seine künstlerische Ausbildung in Karlsruhe (Kunstschule) und in München (Akademie). Prinz-Regent Luitpold hatte den Künstler vor mehreren Jahren durch Verleihung der Silbernen Prinz-Regent Luitpold-Medaille ausgezeichnet.
DENKMÄLER
Auf dem Alten Friedhofe in Bonn ist am 27. Juli ein Grabdenkmal des Archäologen Reinhard Kekule von Stradonitz von der Meisterhand Louis Tuaillons enthüllt worden. Es zeigt eine schlanke griechische Stele in weißem Marmor mit dem Reliefporträt in Medaillonform. Der Feier wohnten viele Freunde und Schüler des Verewigten aus seiner Bonner und Berliner akademischen Lehrtätigkeit bei; Geheimrat Franz Winter-Bonn hielt eine großangelegte Gedächtnisrede.
In seiner Geburtsstadt Vesoul ist dem Maler und Bildhauer Göröme ein Denkmal gesetzt worden. Es setzt sich aus der Büste Geromes von Carpeaux und der bekannten Figur »Tanagra« von Gerome selbst zusammen. Dieser etwas trockene Künstler, der ein gutes Menschenalter hindurch als strenger Schulmeister die offizielle Kunst Frankreichs beeinflußte, erhält damit schon sein zweites Monument. Das erste war weniger verdient als das zweite; wenn es der Vaterstadt eines bekannten Mannes unbenommen sein soll, ihre Söhne zu ehren, so müßte man in Paris doch nur die allergrößten Franzosen durch Denkmäler auszeichnen. Es ist gänzlich unangebracht gewesen, ein Denkmal für Gerome in den Louvregarten zu stellen, wo weder Manet noch Courbet, weder Corot noch Millet, weder David noch Gericault, weder Carpeaux noch Rüde noch Dalou einer solchen Ehre gewürdigt worden sind, — um so mehr, als dieses Denkmal eine sehr mittelmäßige Arbeit ist.
Der aus den Niederlanden stammende Bildhauer Klaus Schlüter, von den Franzosen Claux Sluter genannt, der am Hofe des Herzogs von Burgund die schönsten Skulpturen der ausklingenden Gotik auf französischem Boden schuf, erhält jetzt am Orte seiner Tätigkeit, in Dijon, ein Denkmal. Obschon der dortige Mosesbrunnen, den jeder Kunstfreund als eines der Meisterwerke aller Völker und Zeiten kennt, ihm ein unvergängliches Andenken sichert, kann man doch die vortreffliche Arbeit des Bildhauers Henry Bouchard, welche jetzt in Dijon aufgestellt werden soll, nachdem sie im diesjährigen Pariser Salon zu sehen war, nicht überflüssig finden.
FUNDE
Ein neu aufgefundenes Hausaltärchen in Weißenburg am Sand. Im Germanischen Museum befindet sich ein Hochrelief aus Alabaster, das einen hl. Georg zu Pferd im Kampf mit dem Drachen darstellt, Ende 15. Jahrhunderts. Laut Katalog »eine sehr verwandte Arbeit, vermutlich von derselben Hand, im Nationalmuseum in München, Nr. 401«. Ich habe nun ein drittes Alabasterrelief eines heiligen Georg in Weißenburg gefunden, das mit dem Nürnberger fast wörtlich übereinstimmt. Und zwar befindet sich der Weißenburger Georg noch in seinem wohlerhaltenen zweistöckigen Hausaltärchen mit beiderseits bemalten Flügeln und bemalter Predella, dessen oberer Schrein einen Gnadenstuhl, gleichfalls aus Alabaster, enthält. Daraus können wir schließen, daß auch die Münchner und die Nürnberger Arbeit einst Teile, Hauptstücke von Hausaltärchen gebildet haben. Hausaltärchen mit Alabaster- Hochreliefs waren uns so schon bekannt (Nr. 413 des
Nationalmuseums in München). Der Weißenburger Fund legt aber auch die Vermutung nahe, daß der Gnadenstuhl des Germanischen Museums, Nr. 49, von dem bereits der Josephische Katalog richtig bemerkt, daß er »in einem Schrein aufgestellt gewesen zu sein scheint«, einmal im oberen Stockwerke eines Hausaltärchens gestanden habe, dessen unteres Hauptstück ein hl. Georg (vielleicht sogar der Nürnberger oder der Münchner) gebildet hat. Auch die Maße stimmen dazu. Ich beabsichtige, das Weißenburger Georgsaltärchen demnächst mit Abbildungen zu veröffentlichen und dabei auch auf die einschlägigen Fragen bezgl. der Nürnberger und der Münchner Arbeit genauer einzugehen.
Friedr. Haack-Erlangen.
Ein Deckengemälde von Paul Gauguin. In dem kleinen Fischerdorfe und Seebade Pouldu, das nicht weit von dem Kriegshafen Lorient an der bretonischen Küste des Atlantischen Ozeans liegt, ist ein großes Deckengemälde des Malers Paul Gauguin zum Vorschein gekommen. Ehe er sich in die Südsee zurückzog, wohnte Gauguin, damals noch ganz unbekannt und unbeachtet, in dem Fischerdorfe und hatte sein Atelier mit einem 4x4 Meter großen Deckengemälde ausgeschmückt. Nach der Abreise des Malers hatte der Besitzer des Gebäudes die Decke weißen lassen, und nur durch einen Zufall ist das Gemälde wieder entdeckt worden. Es stellt Schwäne in exotischen Früchtekränzen dar, ist jetzt von einem Pariser Händler gekauft und, da es auf Leinewand gemalt ist, leicht von der Decke abgelöst worden. Wir werden der Arbeit wohl bald im internationalen Kunsthandel begegnen.
Das verschollene Tiepolobildnis, von Franz Lippold gemalt, wurde von Herrn Martin Bauer aus Rostock wieder aufgefunden. Er entdeckte es bei einem Kunstmaler in Frankfurt a. M., welcher weder wußte, daß Tiepolo der Dargestellte, noch Franz Lippold der Maler war. Franz Lippold war ein Schüler von B. Denner und seinerzeit ein berühmter Porträtmaler. Das Bildnis ist jetzt in den Besitz des Museums in Frankfurt a. M. übergegangen, nachdem es von Herrn Martin Bauer erworben worden war. Von Gewinner war das erwähnte Bildnis als verschollen angegeben. Martin Bauer.
AUSSTELLUNGEN
Die XI. internationale Kunstausstellung im Münchener Glaspalast. Der alte Glanz der internationalen Ausstellungen in München ist vorüber. Das ist wohl der stärkste Eindruck, den man von diesem Glaspalast mit sich nimmt. Von den kolossalen Räumlichkeiten beanspruchen zwar die Nichtdeutschen wieder die Hälfte und von den 3587 (!) Ausstellungsgegenständen ist über ein Drittel von ihnen. Außer England und den kriegführenden Balkanstaaten ist ganz Europa vertreten. Aber multa, non multum! Die einzelnen Abteilungen sind — bis auf Spanien — unsystematisch und regellos zusammengekommen, so daß man absolut kein übersichtliches Bild über die Fortschritte der einzelnen Länder erhält. Die deutschen Kunstzentren außer München haben beinahe völlig ausgelassen. Nur gering am Zahl und wenig charakteristisch vertreten hat man sie bei der Künstlergenossenschaft und Sezession eingeordnet. Die zahlreichen sonstigen deutschen Ausstellungen in diesem Jahr haben offenbar die meisten abgehalten.
Die Münchener haben damit leichtes Spiel. Doch liegt es sicher nicht nur daran, daß sie einen so guten, geschlossenen Gesamteindruck hervorrufen. Beide große Verbände: Künstlergenossenschaft wie Sezession haben die »neue Kunst«: Expressionismus, Futurismus usw. usw. fast völlig ferngehalten. Und dies scheint mir um so besser, als sie auch gar nicht im Münchener Bodeii entsprossen, aber