leiteten; von ihnen sind vor allen zu nennen: Baranowka, Horodnica, Tomaszöw, Proszowice und Cmielöw, eine Fabrik, die noch heutzutage produziert und sich einer großen Popularität erfreut.
Die Fayencen aus der Zeit des Königs Stanislaus Augustus können an künstlerischem Wert mit den besten europäischen Erzeugnissen jener Zeit wetteifern; sie haben übrigens mit gleichzeitigen Arbeiten anderer Länder eine gewisse Ähnlichkeit, die vor allem durch den überall damals wirkenden chinesischen Einfluß bedingt ist. Am interessantesten sind die großen Prachtvasen,die sog. »Belvedere- Vasen«, die von der königlichen Manufaktur ihren Namen bekommen haben, die aber auch in anderen Manufakturen gearbeitet wurden. Über 50 solcher Vasen von ungefähr gleicher chinesischer Form, aber in verschiedenen Farben und mit verschiedenen Mustern finden sich jetzt in der Ausstellung. Außer den Vasen ist noch eine Reihe von Tellern, Tassen und anderen Nutzwaren aus den genannten Manufakturen ausgestellt; auch diese Arbeiten von hoher künstlerischer Kultur.
Die zweite Periode ist in der Ausstellung noch weit vollständiger vertreten, als die erste. Namentlich über die
reiche und vielseitige Produktion von Korzec und Baranowka bekommt man einen vollständigen Überblick. Auch von Proszowice und Tomaszöw, deren Arbeiten schon als Seltenheiten gelten, gelang es noch, verhältnismäßig viel zusammenzubringen; Erzeugnisse der beiden Fabriken gehören zu den feinsten Sachen, die sich in der Ausstellung finden. Aus dem späteren 19. Jahrhundert sind nur Arbeiten der nicht mehr existierenden Fabriken ausgestellt. Davon wären zwei Fabriken zu erwähnen, die nur kurze Zeit tätig waren und deren Arbeiten jetzt sehr gesucht sind: Lubartöw (in den vierziger) und Nieboröw (in den siebziger Jahren.)
Die ausgestellten keramischen Gegenstände gehören zahlreichen, hauptsächlich Warschauer Privatsammlungen; davon sind die wichtigsten die von G. Soubise-Bisier, K. Tarasowicz, B. Wydzga, A. Strzalecki, W. Kolasinski, Margräfin Wielopolska u. a.
Der Katalog enthält auf 29 Tafeln die vollständige Sammlung der in der Ausstellung vertretenen Porzellanmarken; es ist die vollständigste Sammlung, die bis jetzt zusammengestellt worden ist; wir geben davon einige typische Proben.
Die Abteilung der Gläser umfaßt über 600 Gegenstände, die hauptsächlich aus den Sammlungen von S. Ursyn- Rusiecki und Graf Zamoyski stammen. Es sind hauptsächlich Arbeiten des 18. Jahrhunderts, Pokale, Gläser, Flaschen, durchweg mit Wappen und Sprüchen geschmückt. Namentlich die Arbeiten der Glashütten in Urzecz und Naliboki sind von einzigartiger Schönheit. Aus Urzecz stammen auch schöne Spiegel und Kronleuchter.
Eine besondere Abteilung bilden die Polonica, nämlich Arbeiten ausländischer Fabriken in Glas und Porzellan, die entweder für Polen verfertigt worden sind, oder in ihrem Schmuck polnische Themata behandeln. Man sieht hier Meißner, Berliner, Wiener, Sevres, Venezianer Teller und Tassen mit Bildnissen polnischer berühmter Persönlichkeiten, mit Wappen polnischer Geschlechter, mit polnischen militärischen und Volkstypen, mit polnischen Landschaften.
Anhangsweise ist der Ausstellung noch eine Sammlung polnischer Bronzen angegliedert worden. Die Wände sind mit polnischen Teppichen und Geweben geschmückt. Die ganze Ausstellung gibt ein Bild der reichen kunstindustriellen Tätigkeit Polens in vergangenen Jahrhunderten.
w. T.
SAMMLUNGEN
Im Museum der bildenden Künste zu Leipzig fand eine italienische Küstenlandschaft von Michele Marieschi Aufstellung, die von Dr. H. Voss kürzlich in London erworben worden ist. Die glücklich abgewogene Komposition weist rechts im Vordergründe eine Ruine in antiken Formen auf, links wird der Blick über eine weite Wasserfläche zu einer steilen Gebirgsküste geführt, auf der sich ein Leuchtturm erhebt. Kolorit und Pinselführung gemahnen in Frische und Reiz unmittelbar an Guardi, der als der wesentlich Jüngere von Marieschi beeinflußt zu sein scheint. Dagegen zeigt sich in der korrekten und etwas harten Zeichnung der Ruine noch die Nachwirkung des Canalettostils. Der italienische Raum des Leipziger Museums erfährt durch die neuerworbene Landschaft eine um so erwünschtere Bereicherung, als dadurch das Ensemble reiner Figurenbilder angenehm durchbrochen und in seiner Schwere entlastet wird. Außerdem war nach den Gemälden von Bissolo, Tintoretto und der von Wilhelm Bode kürzlich geschenkten, farbig ungemein reizvollen Grablegung von Gius. Bazzani ein Vertreter der spätesten venezianischen Malerei sehr willkommen.
Es scheint von der im ganzen recht glücklichen neuen
Zusammenstellung des Italienersaales, in dem die Schulen
1—3. Kgl. Manufaktur in Belvedere; 4. Wolffs Manufaktur in Bielin; 5—8. Korzec; 9. Proszowice; 10—11. Tomaszöw; 12—15. Baranowka;
16—17. Cmielöw; 18. Nieboröw.