des 17. und 18. Jahrhunderts überwiegen, als ob eine bewußte Betonung der Barockmalerei beabsichtigt wäre. Bei den stark nach dieser Seite gravitierenden Neigungen der jüngeren Kunsthistorikergeneration wäre es nicht wunderbar, wenn ein derartiger Versuch einmal gemacht würde. Die Leipziger Galerie dürfte insofern nicht ungeeignet dafür sein, als diese in der Hauptsache moderne Sammlung in ihrer älteren Abteilung eine gewisse Selbstbeschränkung üben muß und auf dem Gebiete der altdeutschen und niederländischen Malerei bereits ansehnliche und geschlossene Bestände besitzt, zu deren würdiger Erweiterung erhebliche Mittel gehören würden, ln ihren italienischen Bildern verfügt sie über einen leidlichen Grundstock, der aber des Ausbaues fähig ist und einen solchen durchaus lohnen würde. Die Tendenz, hierbei die spätere Zeit zu begünstigen, scheint uns an sich ebenso fruchtbar und anregend, wie sie bei der gegenwärtigen Markt, konjunktur begreiflich ist. Allerdings wäre ein vorsichtiges und von Einseitigkeit freies, vor allem auf künstlerische Qualität gerichtetes Handeln dabei die notwendige Voraussetzung.
—t.
Eine Zentrale für Museumskataloge regt Dr. Val. Scherer in einem Aufsatze der von K. Koetschau edierten »Museumskunde« an. Der Verfasser wünscht in Deutschland zum mindesten eine Stelle, wo vorerst einmal die neuesten Kataloge sämtlicher öffentlichen Sammlungen Deutschlands einzusehen sind. Die Zentrale müßte jedoch außerdem systematisch alle bisher erschienenen Kataloge jeder öffentlichen deutschen Sammlung bis in ihre Anfänge zurück sammeln. Erwünscht wären Kataloge oder Verzeichnisse der deutschen Privatsammlungen und wenn möglich deutscher Kunstauktionen. Hieran hätten sich schließlich wenigstens die besten und neuesten Kataloge der außerdeutschen Museen zu gliedern. Als Ort einer solchen Zentrale wird Berlin vorgeschlagen.
Neuerworbene Antiken im New Yorker Museum. Kaum hatten wir über hervorragende Antiken, welche das Metropolitan-Museum of At in New York erworben hat, berichtet, (siehe Kunstchronik vom 2.Mail913), so finden wir in dem Mai-Bulletin des genannten Museums wiederum zwei neue in das Museum eiugetretene Antiken abgebildet, die von allerhöchster Bedeutung sind. Es handelt sich zunächst um eine archaische Grabstele von ungewöhnlicher Größe — es ist in der Tat die größte aus der archaischen Periode bekannte —, welche mit einer Sorgfalt ausgeschmückt ist, die sie ebenfalls zu einem Unikum macht. In der Ausschmückung waren sowohl Skulptur wie Malerei angewandt. Von den Farben sind noch soviel Reste übrig geblieben, daß sie nicht allein von der Art und Weise, wie sie für die Skulptur angewandt worden sind, Aufschluß geben, sondern auch noch Konturen, die allein in Farbe wiedergegeben waren, erkennen lassen. — Im allgemeinen gehört die Stele zu dem wohlbekannten Typus des hohen dünnen Schaftes, der auf einer viereckigen Basis steht und durch ein Endstück gekrönt ist. Die Vorderseite der Stele trägt die Darstellung des Verstorbenen in Relief in voller Größe, aber während die anderen Beispiele solcher Grabdenkmäler nur eine Figur zeigen, stehen hier deren zwei, vermutlich Bruder und Schwester, nebeneinander. Der Jüngling ist nackt und hält in der linken Hand einen Granatapfel. Ein kleiner Aryballos, wie ihn Athleten mit Öl gefüllt trugen, hängt an seinem Handgelenk. Rechte Hand und Arm fehlen; man kann ahnen, daß sie an der Seite schlaff herunterhingen. Das Mädchen ist in vollerGewandung und trägt eine kleine Blume in der linken Hand. Kopf und Hand des Mädchens, wie sie auf der Reproduktion des Bulletins zu sehen sind, sind jedoch aus Gips an
gefügt; denn, wie wohl bekannt ist, befinden sich die Originale dieser Teile im Berliner Museum seit zehn oder zwölfjahren, und im edlen Wettstreit, das Ganze zu besitzen, ließ keines der beiden Museen dem anderen seinen Besitz an dieser Stele ab. Um die oberen Teile dieser Figuren herum und auf denselben zeigen sich noch bedeutende Farbenreste, meistens rot; möglicherweise ist aber ein Teil dieses Rot Überrest von einer anderen Farbe, deren übrigen Bestandteile sich verflüchtigt haben, denn es lassen sich sonst noch geringe Spuren von einigen anderen Farben erkennen. Unter der Linie, auf der die Figuren stehen, ist eine rechteckige Fläche, die möglicherweise mit Malerei bedeckt war, von der sich aber jetzt nichts mehr sehen läßt. Die Krönung besteht aus zwei Teilen; der untere Teil war vollständig mit Farben verziert und es bleibt genug von der Dekoration zu erkennen, so daß man sie gänzlich rekonstruieren kann. Es war eine Kombination von Voluten und Palmetten. Der oberste Teil der Krönung bestand aus einem sitzenden Löwen oder Sphinx, vollrund ausgearbeitet, was zweifellos dem Ganzen eine bedeutende Wirkung gab. Außer den vier Füßen läßt sie aber nichts erkennen. Während die bis jetzt geschilderten Teile der Grabstele aus pentelischem Marmor bestanden, befand sich darunter ein Block aus blaugrauem Hymettos-Marmor. Auf diesem sind Reste einer noch nicht entzifferten größeren Inschrift zu sehen. Die Höhe des ganzen Monumentes ist über 4 m, die Stele als solche ohne die Krönung ist 2,70 m hoch. Wenn man das Tier, das als oberste Krönung auf der Stele saß, dazunimmt, muß sich das Ganze nochmals um mindestens 70 cm erhöht haben. Das Monument ist von einzigartiger Bedeutung für die frühe griechische Kunst und namentlich der Kopf des Jünglings ist ein Meisterwerk archaischer Reliefkunst und in solcher Erhaltung nach New York gelangt, als wenn er eben erst das Atelier des Meisters verlassen hätte. Für das Studium der griechischen Skulptur ist das Werk unschätzbar als eine Illustration der Feinheit und Subtilität der Technik der frühen attischen Künstler. Der Bildhauer hatte noch nicht gelernt, das Auge korrekt im Profil wiederzugeben; er konnte auch noch nicht dem Munde den richtigen Ausdruck geben, aber die Aussenzeichnung des Gesichts ist exquisit und das Gesicht selbst ist mit einer Feinheit modelliert, die eine volle Kenntnis der Qualitäten des Fleisches zeigt. Das Stück ist in die Zeit von 550—525 v. Chr. zu rechnen. — Von nicht minderer Bedeutung — und durch seine Aufstellung auf der Höhe der Haupttreppe des Museums als derartig gekennzeichnet — ist ein römischer Porträtkopf, der nach dem Stil der Modellierung und den Eigentümlichkeiten der Büstenform in die letzten Jahre der Republik oder den Beginn der römischen Kaiserzeit zu setzen ist. Der Porträtkopf muß einen nicht zu identifizierenden Zeitgenossen des Cäsar oder des Augustus darstellen. Eine Eigentümlichkeit in der Ausführung dieser prächtigen Büste muß noch erwähnt werden. Man könnte nach der Photographie glauben, daß der Kopf vollständig kahl ist, aber das ist nicht der Fall. Die Linie des Haares ist klar durch eine kleine Erhebung um Gesicht und Nacken zu erkennen und die von dieser Linie umfangene Oberfläche über den ganzen Schädel ist in feiner Weise ausgeraspelt. Die dadurch hervorgebrachten Linien sollen aber keinesfalls das Haar repräsentieren. Es ist nun ganz unbegreiflich, daß Gesicht, Nacken und Ohren in solchem Detail vollendet ausgearbeitet sind und der übrige Teil des Kopfes gleichgültig behandelt worden sein sollte. Man darf daher annehmen, daß die jetzt sichtbaren Linien nur die Vorbereitung für den Bildhauer für eine Auflage von Stuck oder Farbe waren. Wir haben zwar kein anderes Beispiel einer solchen Technik in der römischen Skulptur,
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Eine Zentrale für Museumskataloge regt Dr. Val. Scherer in einem Aufsatze der von K. Koetschau edierten »Museumskunde« an. Der Verfasser wünscht in Deutschland zum mindesten eine Stelle, wo vorerst einmal die neuesten Kataloge sämtlicher öffentlichen Sammlungen Deutschlands einzusehen sind. Die Zentrale müßte jedoch außerdem systematisch alle bisher erschienenen Kataloge jeder öffentlichen deutschen Sammlung bis in ihre Anfänge zurück sammeln. Erwünscht wären Kataloge oder Verzeichnisse der deutschen Privatsammlungen und wenn möglich deutscher Kunstauktionen. Hieran hätten sich schließlich wenigstens die besten und neuesten Kataloge der außerdeutschen Museen zu gliedern. Als Ort einer solchen Zentrale wird Berlin vorgeschlagen.
Neuerworbene Antiken im New Yorker Museum. Kaum hatten wir über hervorragende Antiken, welche das Metropolitan-Museum of At in New York erworben hat, berichtet, (siehe Kunstchronik vom 2.Mail913), so finden wir in dem Mai-Bulletin des genannten Museums wiederum zwei neue in das Museum eiugetretene Antiken abgebildet, die von allerhöchster Bedeutung sind. Es handelt sich zunächst um eine archaische Grabstele von ungewöhnlicher Größe — es ist in der Tat die größte aus der archaischen Periode bekannte —, welche mit einer Sorgfalt ausgeschmückt ist, die sie ebenfalls zu einem Unikum macht. In der Ausschmückung waren sowohl Skulptur wie Malerei angewandt. Von den Farben sind noch soviel Reste übrig geblieben, daß sie nicht allein von der Art und Weise, wie sie für die Skulptur angewandt worden sind, Aufschluß geben, sondern auch noch Konturen, die allein in Farbe wiedergegeben waren, erkennen lassen. — Im allgemeinen gehört die Stele zu dem wohlbekannten Typus des hohen dünnen Schaftes, der auf einer viereckigen Basis steht und durch ein Endstück gekrönt ist. Die Vorderseite der Stele trägt die Darstellung des Verstorbenen in Relief in voller Größe, aber während die anderen Beispiele solcher Grabdenkmäler nur eine Figur zeigen, stehen hier deren zwei, vermutlich Bruder und Schwester, nebeneinander. Der Jüngling ist nackt und hält in der linken Hand einen Granatapfel. Ein kleiner Aryballos, wie ihn Athleten mit Öl gefüllt trugen, hängt an seinem Handgelenk. Rechte Hand und Arm fehlen; man kann ahnen, daß sie an der Seite schlaff herunterhingen. Das Mädchen ist in vollerGewandung und trägt eine kleine Blume in der linken Hand. Kopf und Hand des Mädchens, wie sie auf der Reproduktion des Bulletins zu sehen sind, sind jedoch aus Gips an
gefügt; denn, wie wohl bekannt ist, befinden sich die Originale dieser Teile im Berliner Museum seit zehn oder zwölfjahren, und im edlen Wettstreit, das Ganze zu besitzen, ließ keines der beiden Museen dem anderen seinen Besitz an dieser Stele ab. Um die oberen Teile dieser Figuren herum und auf denselben zeigen sich noch bedeutende Farbenreste, meistens rot; möglicherweise ist aber ein Teil dieses Rot Überrest von einer anderen Farbe, deren übrigen Bestandteile sich verflüchtigt haben, denn es lassen sich sonst noch geringe Spuren von einigen anderen Farben erkennen. Unter der Linie, auf der die Figuren stehen, ist eine rechteckige Fläche, die möglicherweise mit Malerei bedeckt war, von der sich aber jetzt nichts mehr sehen läßt. Die Krönung besteht aus zwei Teilen; der untere Teil war vollständig mit Farben verziert und es bleibt genug von der Dekoration zu erkennen, so daß man sie gänzlich rekonstruieren kann. Es war eine Kombination von Voluten und Palmetten. Der oberste Teil der Krönung bestand aus einem sitzenden Löwen oder Sphinx, vollrund ausgearbeitet, was zweifellos dem Ganzen eine bedeutende Wirkung gab. Außer den vier Füßen läßt sie aber nichts erkennen. Während die bis jetzt geschilderten Teile der Grabstele aus pentelischem Marmor bestanden, befand sich darunter ein Block aus blaugrauem Hymettos-Marmor. Auf diesem sind Reste einer noch nicht entzifferten größeren Inschrift zu sehen. Die Höhe des ganzen Monumentes ist über 4 m, die Stele als solche ohne die Krönung ist 2,70 m hoch. Wenn man das Tier, das als oberste Krönung auf der Stele saß, dazunimmt, muß sich das Ganze nochmals um mindestens 70 cm erhöht haben. Das Monument ist von einzigartiger Bedeutung für die frühe griechische Kunst und namentlich der Kopf des Jünglings ist ein Meisterwerk archaischer Reliefkunst und in solcher Erhaltung nach New York gelangt, als wenn er eben erst das Atelier des Meisters verlassen hätte. Für das Studium der griechischen Skulptur ist das Werk unschätzbar als eine Illustration der Feinheit und Subtilität der Technik der frühen attischen Künstler. Der Bildhauer hatte noch nicht gelernt, das Auge korrekt im Profil wiederzugeben; er konnte auch noch nicht dem Munde den richtigen Ausdruck geben, aber die Aussenzeichnung des Gesichts ist exquisit und das Gesicht selbst ist mit einer Feinheit modelliert, die eine volle Kenntnis der Qualitäten des Fleisches zeigt. Das Stück ist in die Zeit von 550—525 v. Chr. zu rechnen. — Von nicht minderer Bedeutung — und durch seine Aufstellung auf der Höhe der Haupttreppe des Museums als derartig gekennzeichnet — ist ein römischer Porträtkopf, der nach dem Stil der Modellierung und den Eigentümlichkeiten der Büstenform in die letzten Jahre der Republik oder den Beginn der römischen Kaiserzeit zu setzen ist. Der Porträtkopf muß einen nicht zu identifizierenden Zeitgenossen des Cäsar oder des Augustus darstellen. Eine Eigentümlichkeit in der Ausführung dieser prächtigen Büste muß noch erwähnt werden. Man könnte nach der Photographie glauben, daß der Kopf vollständig kahl ist, aber das ist nicht der Fall. Die Linie des Haares ist klar durch eine kleine Erhebung um Gesicht und Nacken zu erkennen und die von dieser Linie umfangene Oberfläche über den ganzen Schädel ist in feiner Weise ausgeraspelt. Die dadurch hervorgebrachten Linien sollen aber keinesfalls das Haar repräsentieren. Es ist nun ganz unbegreiflich, daß Gesicht, Nacken und Ohren in solchem Detail vollendet ausgearbeitet sind und der übrige Teil des Kopfes gleichgültig behandelt worden sein sollte. Man darf daher annehmen, daß die jetzt sichtbaren Linien nur die Vorbereitung für den Bildhauer für eine Auflage von Stuck oder Farbe waren. Wir haben zwar kein anderes Beispiel einer solchen Technik in der römischen Skulptur,