nitzer mit Recht als der »Höhepunkt Stoßischer Kunst in der ersten Nürnberger Periode« erklärt. Unglücklicherweise äußert der Verfasser dabei die Ansicht, daß in den Worten Vasaris über den Urheber (»maestro Janni franzese«) das Adjektiv »franzese« (modern-italienisch »francese«) als »aus Franken stammend« zu übersetzen sei. Philologisch betrachtet ist dieser Vorschlag undiskutierbar, und in historischer Beziehung bedeutet er eine Verdunkelung des völlig klar liegenden Sachverhaltes. Offenkundig war die Rochusstatue bereits zu Vasaris Zeit ohne Namenstradition und wurde so als herrenloses, fremdartiges Out einem französischen, in Florenz tätig gewesenen Holzschnitzer zugewiesen, der Vasari dafür allein in Frage zu kommen schien.
Mit großer Ausführlichkeit wird von Loßnitzer die Stoßschule behandelt. Dabei erfährt die genaue Scheidung der einzelnen Hände manche Förderung, ohne daß freilich alle Resultate in Bausch und Bogen zu akzeptieren wären. Für die berühmte Rosenkranztafel des Germanischen Museums wird ein eigener Meister aufgestellt, dem einzelne andere Arbeiten, zum Teil in Überstimmung mit dem Katalog von Josephi, zugewiesen werden. Im übrigen führt die Verfolgung des sehr weit reichenden Stoßschen Einflußes in die verschiedensten Gegenden; die Oberpfalz, Schwaben, Bayern, das Salzkammergut (wo zuerst W. Vöge die Spuren seines Stiles fand), endlich Polen und selbst Siebenbürgen weisen zahlreiche unter seiner Einwirkung stehende Werke auf.
Die Ausstattung des Buches verdient in ihrer sachlichen und geschmackvollen Art alle Anerkennung. Weniger befriedigen die Abbildungen, Autotypien von oft ungenügender Größe und Schärfe, die leider auf das für solche Zwecke wenig geeignete nichtglänzende Kreidepapier gedruckt sind. Immerhin ist das Material von 60 Tafeln sehr stattlich und unterstützt aufs glücklichste die stilkritischen Ausführungen Loßnitzers. Hermann Voss.
SAMMLUNGEN
Lady Carlisles Schenkung an die Londoner National Gallery. Zurzeit sind eine Reihe von Gemälden ersten Ranges, die herrliche Gabe Lady Carlisles, zur allgemeinen Besichtigung ausgestellt, bevor sie in die betreffenden Schulen eingereiht werden. Über die vorzunehmende Auswahl von Bildern aus der Sammlung der Gräfin Carlisle hatte zuvor eine Verständigung zwischen ihr und dem Verwaltungsrat der National Gallery stattgefunden.
Ich nenne zuerst eine Pieta und die drei Marien von Annibale Carracci. Es heißt, daß der König von Spanien willens war, das Gemälde für soviel Louisdor zu erwerben, als die Oberfläche der Leinwand zur Bedeckung benötigte, d. h. für 160000 Frcs. Zuerst nachweislich war es in der Seignelay-Sammlung, und vor der französischen Revolution, schon seit 1727 in der Orleans Galerie, im Palais Royal. Bei Auflösung der letzteren in den Jahren 1792—93 kaufte Lord Carlisle das Meisterwerk für die damals als fabelhaft geltende Summe von 84000 Mark. Die National Gallery besaß bisher kein so charakteristisches Beispiel der eklektischen Schule wie dieses. Als zweites Bild erwähne ich eine Landschaft von P. P. Rubens. Zur Rechten der Darstellung ein Hirt, dessen Herde am Saume des Waldes und am Ufer eines Flusses weidet. Besonders schön sind die Bäume in diesem charakteristischen Werk durchgeführt.
Drittens ist ein sehr eigenartiges Gemälde von Lukas Cranach dem Älteren zu nennen, betitelt Barmherzigkeit. Sämtliche Figuren, von denen eine ein Kind nährt, sind unbekleidet, zwei andere Personen wurden zur Seite der letzteren abgebildet. Das mit einem fliegenden Drachen
bezeichnete Gemälde stammt etwa aus dem Jahre 1550.
Das vierte Werk »Mariana von Österreich«, die Mutter Karls II. von Spanien, von Juan Bap. Martinez del Mazo, nimmt nach den verschiedensten Seiten hin unser Interesse in außerordentlichstem Maße in Anspruch, vor allem schon dadurch, daß es voll signiert ist »Juan Bap. del Mazo, 1666«. Die Königin, die zweite Gemahlin Philipps IV. von Spanien, sehen wir auf einem Sessel, in einem mit Marmorboden bedeckten Saal sitzend. Sie hält ein Papier in der Hand, auf dem der Name des Malers, wenn auch undeutlich, eingeschrieben ist. Sie selbst wurde in klösterlicher, gelegentlich durch Weiß unterbrochener, schwarzer Tracht und zu ihren Füßen ein Hund dargestellt. Im Hintergründe befinden sich drei Zwerge, mit denen sich zwei Nonnen beschäftigen. Da die Königin-Regentin im Jahre 1635 geboren wurde, so muß sie hier also in ihrem 31. Lebensjahre porträtiert worden sein. Zweifellos haben wir ein prachtvolles Beispiel der spanischen Malerei jener Epoche vor uns! Nach Curtis sind Wiederholungen des Werkes vorhanden in der Cook-Sammlung (Doughty- House) und in der Hermosa-Galerie in Madrid.
Die fünfte Gabe ist ein sehr schönes, in vier Abteilungen gehaltenes, mit einer Predella versehenes Bild von Barnaba de Modena. Die Sujets sind: die Krönung der Jungfrau, die Dreifaltigkeit, Jungfrau und Kind, umgeben von den Stiftern, und die Kreuzigung, ln der Predella befinden sich die ungemein charakteristischen Brustbilder der zwölf Apostel. Das aus dem früheren Besitz von Lord Wensleydale stammende Gemälde trägt die Bezeichnung Barnabas de Mutina pinxit 1374. Bei der äußersten Seltenheit von guten Werken der primitiven Schule von Siena muß dieser vorzüglichen Arbeit hier doppelt Wert beigelegt werden. Reichliche Auftragungen von Goldfarbe und andere Merkmale lassen keinen Zweifel darüber obwalten, daß Barnaba de Modena durch byzantinische Vorbilder beeinflußt wurde.
Besonders bedeutungsvoll für die National Gallery war ferner die Schenkung eines Werkes von Pierre Mignard (1610—1695), da sie bisher kein Beispiel seiner Kunst besaß. In diesem hier ist Descartes, der Philosoph und Begründer der modernen analytischen Geometrie, halb lebensgroß, in einem Rundbild, mit dem Ausdruck tiefsten Nachdenkens, aber auch dem des Zweifels und der Melancholie, hervorragend gut porträtiert. Die vom Künstler vollzogene Signatur lautet: »Rene Descartes peint par Mignard 1674«.
Zum Schluß erwähne ich ein Gemälde Gainsboroughs, das die Galerie der Generosität von Lady Carlisle verdankt. Dargeslellt ist in entzückender Weise die schöne Mrs. Graham, als Hausmädchen gekleidet. Das Porträt vermag eigentlich nur als Skizze zu gelten, in der der Kopf etwas mehr durchgeführt wurde, während das Übrige auf blaß-rotem Untergründe, und nach unten hin in braun skizziert erscheint. Hinsichtlich der Methode und Technik des großen englischen Meisters bietet dies Werk gerade für Künstler außergewöhnliches Interesse.
O. von Schleinitz.
Paris. Die Sammlungen des Louvre sind durch einige Geschenke bereichert worden, deren allerdings keines besondere Bedeutung besitzt. Madame Arconati Visconti hat dem Louvre das Porträt des Konventmitgliedes Milhaud von David geschenkt, eine wenig interessante Arbeit des im Louvre mit anderen Gemälden weit besser vertretenen Künstlers. Der amerikanische Maler Walter Gay, der seit vielen Jahren in Paris lebt, hat eine ganze Reihe höchst interessanter Studienblätter von Millet, Corot, Theodore Rousseau und Daumier gestiftet. — Dem städtischen Museum im Petit Palais ist von dem bekannten Kunstfreunde
Mit großer Ausführlichkeit wird von Loßnitzer die Stoßschule behandelt. Dabei erfährt die genaue Scheidung der einzelnen Hände manche Förderung, ohne daß freilich alle Resultate in Bausch und Bogen zu akzeptieren wären. Für die berühmte Rosenkranztafel des Germanischen Museums wird ein eigener Meister aufgestellt, dem einzelne andere Arbeiten, zum Teil in Überstimmung mit dem Katalog von Josephi, zugewiesen werden. Im übrigen führt die Verfolgung des sehr weit reichenden Stoßschen Einflußes in die verschiedensten Gegenden; die Oberpfalz, Schwaben, Bayern, das Salzkammergut (wo zuerst W. Vöge die Spuren seines Stiles fand), endlich Polen und selbst Siebenbürgen weisen zahlreiche unter seiner Einwirkung stehende Werke auf.
Die Ausstattung des Buches verdient in ihrer sachlichen und geschmackvollen Art alle Anerkennung. Weniger befriedigen die Abbildungen, Autotypien von oft ungenügender Größe und Schärfe, die leider auf das für solche Zwecke wenig geeignete nichtglänzende Kreidepapier gedruckt sind. Immerhin ist das Material von 60 Tafeln sehr stattlich und unterstützt aufs glücklichste die stilkritischen Ausführungen Loßnitzers. Hermann Voss.
SAMMLUNGEN
Lady Carlisles Schenkung an die Londoner National Gallery. Zurzeit sind eine Reihe von Gemälden ersten Ranges, die herrliche Gabe Lady Carlisles, zur allgemeinen Besichtigung ausgestellt, bevor sie in die betreffenden Schulen eingereiht werden. Über die vorzunehmende Auswahl von Bildern aus der Sammlung der Gräfin Carlisle hatte zuvor eine Verständigung zwischen ihr und dem Verwaltungsrat der National Gallery stattgefunden.
Ich nenne zuerst eine Pieta und die drei Marien von Annibale Carracci. Es heißt, daß der König von Spanien willens war, das Gemälde für soviel Louisdor zu erwerben, als die Oberfläche der Leinwand zur Bedeckung benötigte, d. h. für 160000 Frcs. Zuerst nachweislich war es in der Seignelay-Sammlung, und vor der französischen Revolution, schon seit 1727 in der Orleans Galerie, im Palais Royal. Bei Auflösung der letzteren in den Jahren 1792—93 kaufte Lord Carlisle das Meisterwerk für die damals als fabelhaft geltende Summe von 84000 Mark. Die National Gallery besaß bisher kein so charakteristisches Beispiel der eklektischen Schule wie dieses. Als zweites Bild erwähne ich eine Landschaft von P. P. Rubens. Zur Rechten der Darstellung ein Hirt, dessen Herde am Saume des Waldes und am Ufer eines Flusses weidet. Besonders schön sind die Bäume in diesem charakteristischen Werk durchgeführt.
Drittens ist ein sehr eigenartiges Gemälde von Lukas Cranach dem Älteren zu nennen, betitelt Barmherzigkeit. Sämtliche Figuren, von denen eine ein Kind nährt, sind unbekleidet, zwei andere Personen wurden zur Seite der letzteren abgebildet. Das mit einem fliegenden Drachen
bezeichnete Gemälde stammt etwa aus dem Jahre 1550.
Das vierte Werk »Mariana von Österreich«, die Mutter Karls II. von Spanien, von Juan Bap. Martinez del Mazo, nimmt nach den verschiedensten Seiten hin unser Interesse in außerordentlichstem Maße in Anspruch, vor allem schon dadurch, daß es voll signiert ist »Juan Bap. del Mazo, 1666«. Die Königin, die zweite Gemahlin Philipps IV. von Spanien, sehen wir auf einem Sessel, in einem mit Marmorboden bedeckten Saal sitzend. Sie hält ein Papier in der Hand, auf dem der Name des Malers, wenn auch undeutlich, eingeschrieben ist. Sie selbst wurde in klösterlicher, gelegentlich durch Weiß unterbrochener, schwarzer Tracht und zu ihren Füßen ein Hund dargestellt. Im Hintergründe befinden sich drei Zwerge, mit denen sich zwei Nonnen beschäftigen. Da die Königin-Regentin im Jahre 1635 geboren wurde, so muß sie hier also in ihrem 31. Lebensjahre porträtiert worden sein. Zweifellos haben wir ein prachtvolles Beispiel der spanischen Malerei jener Epoche vor uns! Nach Curtis sind Wiederholungen des Werkes vorhanden in der Cook-Sammlung (Doughty- House) und in der Hermosa-Galerie in Madrid.
Die fünfte Gabe ist ein sehr schönes, in vier Abteilungen gehaltenes, mit einer Predella versehenes Bild von Barnaba de Modena. Die Sujets sind: die Krönung der Jungfrau, die Dreifaltigkeit, Jungfrau und Kind, umgeben von den Stiftern, und die Kreuzigung, ln der Predella befinden sich die ungemein charakteristischen Brustbilder der zwölf Apostel. Das aus dem früheren Besitz von Lord Wensleydale stammende Gemälde trägt die Bezeichnung Barnabas de Mutina pinxit 1374. Bei der äußersten Seltenheit von guten Werken der primitiven Schule von Siena muß dieser vorzüglichen Arbeit hier doppelt Wert beigelegt werden. Reichliche Auftragungen von Goldfarbe und andere Merkmale lassen keinen Zweifel darüber obwalten, daß Barnaba de Modena durch byzantinische Vorbilder beeinflußt wurde.
Besonders bedeutungsvoll für die National Gallery war ferner die Schenkung eines Werkes von Pierre Mignard (1610—1695), da sie bisher kein Beispiel seiner Kunst besaß. In diesem hier ist Descartes, der Philosoph und Begründer der modernen analytischen Geometrie, halb lebensgroß, in einem Rundbild, mit dem Ausdruck tiefsten Nachdenkens, aber auch dem des Zweifels und der Melancholie, hervorragend gut porträtiert. Die vom Künstler vollzogene Signatur lautet: »Rene Descartes peint par Mignard 1674«.
Zum Schluß erwähne ich ein Gemälde Gainsboroughs, das die Galerie der Generosität von Lady Carlisle verdankt. Dargeslellt ist in entzückender Weise die schöne Mrs. Graham, als Hausmädchen gekleidet. Das Porträt vermag eigentlich nur als Skizze zu gelten, in der der Kopf etwas mehr durchgeführt wurde, während das Übrige auf blaß-rotem Untergründe, und nach unten hin in braun skizziert erscheint. Hinsichtlich der Methode und Technik des großen englischen Meisters bietet dies Werk gerade für Künstler außergewöhnliches Interesse.
O. von Schleinitz.
Paris. Die Sammlungen des Louvre sind durch einige Geschenke bereichert worden, deren allerdings keines besondere Bedeutung besitzt. Madame Arconati Visconti hat dem Louvre das Porträt des Konventmitgliedes Milhaud von David geschenkt, eine wenig interessante Arbeit des im Louvre mit anderen Gemälden weit besser vertretenen Künstlers. Der amerikanische Maler Walter Gay, der seit vielen Jahren in Paris lebt, hat eine ganze Reihe höchst interessanter Studienblätter von Millet, Corot, Theodore Rousseau und Daumier gestiftet. — Dem städtischen Museum im Petit Palais ist von dem bekannten Kunstfreunde