Künstlergruppe! Hierdurch beweist er, daß er dieser Künstlergruppe ganz fremd gegenüber steht.
Dasselbe gilt von der Bemerkung über den Witwer (H.d.G. 1013), der von irgendwelchem guten Genremaler der Zeit stammen soll. »Irgendwelche gute Genremaler«, die so gut haben zeichnen können, waren auch im Holland des 17. Jahrhunderts sehr dünn gesät und diejenigen, von denen uns Zeichnungen erhalten sind, haben eine absolut andere Technik gehabt. Diese flotte Art der Federzeichnung mit leichter Lavierung und zahlreichen Selbstverbesserungen ist das ausschließliche Eigentum Rembrandts und seiner nächsten Schule. Eine Behauptung, die Zeichnung sei von Flinck oder Eeckhout oder Hoogstraten, wäre diskutabel gewesen, die, daß sie von irgendwelchem Genremaler sei, ist dies nicht.
Im übrigen braucht man nur das dreimal wiederholte Kinderköpfchen mit Dutzenden von anderen Kinderstudien Rembrandts zu vergleichen, um zu erkennen, daß das Blatt in den Rembrandtschen Kreis hineingehört, man halte es dann mit mir für Rembrandts eigenes Werk oder nicht.
August 1913 CO RN. HOFSTEDE DE GROOT.
PERSONALIEN
In einem warmempfundenen Nachrufe, den PaulClemen seinem Vorgänger auf dem kunsthistorischen Lehrstuhle der Friedrich-Wilhelms-Universität in der alljährlich erscheinenden »Chronik« der Universität Bonn widmet, werden folgende wertvolle Mitteilungen über die literarische Hinterlassenschaft Carl justis gemacht: »Ein Essay über die Porträtkunst lag unvollendet in seinem Pult, Abschnitte über die großen Bildnismaler, Aphorismen über Rembrandt, begonnene Ausarbeitungen über Dürer und Holbein, in denen er niederschreiben wollte, was er zu diesen beiden und zum Thema der deutschen Kunst zu sagen hatte, eine Mappe mit der Aufschrift: Moderne Irrtümer, Auslassungen über allerlei Torheiten der neueren Kunst und Kunstpflege. Vielleicht mehr aber noch als diese letzten Früchte seines Geistes würden die Briefe nach der Veröffentlichung verlangen, die er, zumal in früheren Jahren, an die Mutter und die Schwester gerichtet, Briefe aus Italien und aus Spanien, lange Selbstgespräche, die oft die bedeutendsten Denkmäler der einsamen Menschen sind, die ihre Lieben und ihre Freunde in solcher Weise an ihrem Innenleben teilnehmen lassen, mit entzückender Frische der Schilderung und großem Freimut der Urteile, mit anmutigem Humor und oft mit feiner Selbstironisierung.«
WETTBEWERBE
Bei dem allgemeinen deutschen Wettbewerb für das Botschaftspalais in Washington wurde dem Entwurf des Prof. Bruno Moehring-Berlin der erste Preis von 10000 Mark zuerkannt. Den zweiten Preis von 7000 Mark erhielt Architekt Franz Thyriot-Frankfurt a. M., den dritten (5000 Mark) Prof. Martin Dülfer-Dresden und den vierten (3000 Mark) Architekt Engler in Gemeinschaft mit Architekt Scheibner.
DENKMALPFLEGE
Venedig. Unlängst entdeckte man im Chor der Kirche S. Giovanni e Paolo die Reste der ornamentalen und figürlichen Fresken, welche, ganz ähnlich wie im Chor der Frarikirche, woselbst sie die Grabmonumente Foscari und Tron umgeben, hier den malerischen
Schmuck, den Fond für die Monumente des Dogen Michele Morosini, f 1382, sowie diesem gegenüber für das Denkmal des Marco Cornaro, f 1368, bilden. — Das Denkmal dieses Dogen, welches seinerzeit nach links versetzt werden mußte, um dem aus der leider aufgehobenen Servitenkirche hierher übertragenen Denkmal Vendramin Calerghi Platz zu machen, war ebenfalls mit figürlichen Fresken umgeben. Sie verschwanden unter dem genannten Mausoleum bis auf einige Reste zur rechten Seite. Von ganz besonderer Bedeutung nun sind die aufgedeckten Freskenreste des Grabmals Morosini: Eine stolze gotische Scheinarchitektur baut, sich über dem reichen, aus der Wand vorspringenden, mit einer Mosaik, wahrscheinlich florentinischen Ursprungs, geschmückten Monumente auf. In gewaltiger Höhe erst findet das System an Nischen, Baldachinen und der Bekrönung durch einen polygonen tempelartigen Aufsatz seinen Abschluß. Leider ist von den figürlichen Darstellungen, welche in den verschiedenen Stockwerken dieser Scheinarchitektur sich bewegen, fast nichts mehr zu erkennen, während die architektonischen Teile ganz klar und deutlich zu erkennen sind. Wundervoll muß die Wirkung gewesen sein, ehe der grausame Kalkanstrich alles bedeckte. — Nach unten schließt ein Teppich das Ganze ab. Das oben genannte gegenüberliegende Denkmal des Marco Cornaro zeigt in seiner Umgebung nichts Figürliches. Hier ist nur, und zwar ziemlich gut erhalten, ein roter Teppich, mit Ananasmuster gemalt, zu sehen. So bieten denn die seit ca. 60 Jahren andauernden Herstellungsarbeiten der Kirche stets neue Überraschungen. Diese Arbeiten, vor längerer Zeit scheinbar beendigt, nehmen nun von neuem immer größere Dimensionen an. Zurzeit ist es die Sakristei mit ihrem Portal, welche viel Arbeit erheischt. — In der durch Brand zerstörten Votivkapelle für den Sieg von Lepanto wird fleißig gearbeitet, ebenso an der großen Kapelle del Sacramento, die dem Einsturz nahe war. Der seither hier beschäftigte tüchtige, pflichtgetreue Architekt Rosso erlag am 2. Mai einer tückischen Krankheit. — Dem leitenden Architekten Rupolo ist eine ebenso dankbare als interessante Arbeit im Dogenpalaste zugefallen. Man hatte längst in den Plan der Wiederherstellungsarbeiten in den früheren Zustand die Wiedereröffnung der Loggia Foscara einbezogen. Gegenwärtig nun ist man mit deren Freilegung beschäftigt. Die genannte Halle, welche sich längs der großen Loggia des Hauptgeschosses gegen die Piazzetta zu öffnete und einen vollkommenen Durchblick nach dem Inneren des Hofes gestattete, war im 17. Jahrhundert geschlossen und vermauert worden, ebenso das große Eingangsportal gegen die innere Halle. Diese ganze überaus kühne Konstruktion wird nun gegenwärtig in ihrem früheren Zustande wiederhergestellt, der Blick nach dem Hofe wieder möglich, die schönen Balkendecken wieder sichtbar, ebenso die eleganten Säulen mit ihren geschnitzten Trägern der Deckenbalken, die sog. Barbarini. — Barbarischer Weise stand man damals nicht an, diese Säulen selbst und ihre Kapitäle zu verstümmeln, um den Bretterverschluß dichter machen zu können. Auch das erwähnte Portal war nur durch bemalte Bretterverschalung geschlossen. — Um Räume zu gewinnen, hatte man damals auch den Saal der »Signori della notte« geopfert, um elende kleine Schreibstuben herzustellen, ohne Rücksicht auf die reiche Balkendecke. Der schöne Raum ist nun wiedergewonnen. Ein schönes Gittertor gegen die äußere Loggia kam zutage, und ringsum, hoch oben an denWänden, die zahlreichen fein skulpiertenWappen der verschiedenen Senatoren, welche nach und nach.in diesen Räumen ihres wichtigen Amtes walteten. — Während in aller Stille diese verdienstvollen Herstellungsarbeiten sich vollziehen, ist man auch auf anderer Seite nicht untätig