und hat große Gemälderestaurationen ins Auge gefaßt. So soll das riesige Deckengemälde (Ölbild auf Leinwand in S. Pantaleone von Fumiani (17. Jahrhundert), welches in gefahrvollem Zustande ist, einer durchgreifenden Wiederherstellung unterzogen werden. Auch soll dem trostlosen Zustande der Wandgemälde das Varotari (Padovanino) in der Scuola di Carmine ein Ende gemacht werden. — Aus unserer Galerie der Akademie ist wenig zu berichten. Die Aufstellung des aus einer Kirche in Feltre geraubten und wiedergefundenen Altargemäldes von P. Luzzi, genannt »11 morto da Feltre 1485—1519«, ist kein großes Ereignis. Man sieht auf dem mäßig großen Bilde in Figuren halber Lebensgröße oben in den Wolken die Halbfigur des Auferstandenen, darunter die Madonna mit zwei Heiligen. Alles ist sehr beschädigt und kraftlos in Form und Farbe. Von besonderem Interesse jedoch dürfte der Umstand sein, daß auf der Rückseite des Gemäldes einige weibliche Aktfiguren in schöner Bewegung, der Kopf der Madonna, sowie der des Christuskindes auf die ungrundierte Leinwand gemalt sind. Die Zeichnung dieser flüchtigen Studien übertrifft die des Hauptbildes bei weitem.
August Wolf.
DENKMÄLER
Hamburg besitzt zwar das größte zeitgenössische Denkmal der Deutschen — das von Lederer geschaffene, Zeit und Mann wie kein zweites widerspiegelnde Bismarckdenkmal — aber an sich ist es keine Denkmalsstadt Die stark säurenhaltige Luft ist dem Stein, die enorme Rauchniederschlagsmenge, die sich vom Hafen her über die Stadt verbreitet, ist der Bronze nicht günstig. In neuerer Zeit hat sich indessen in unseren führenden Theatern der erfreuliche Brauch eingebürgert, hier in der Weise ergänzend einzugreifen, daß sie Männern und Frauen, denen sie sich verpflichtet fühlen, Standbilder in Form von Porträtbüsten im Innern des Hauses aufrichten. In Weiterführung dieses schönen Brauches hat das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg am 24. August, als dem Sterbetage seines vor einem Jahre abgeschiedenen, ersten Direktors, Baron Alfred von Berger, eine weiße Marmorbüste gesetzt, die vom Aufsichtsrate gemeinsam mit der derzeitigen Leitung des Theaters gestiftet wurde.
Berger gehörte zu jenen Modellen, die selbst starke Künstler zur Verzweiflung bringen können, und es ist durchaus glaubhaft, daß, wie Berger selbst erzählte, Max Liebermann bei Herstellung seines für die Hamburger Kunsthalle gemalten Halbbildnisses eine ganze Anzahl Leinwänden unbefriedigt in die Ecke warf, bevor er an die endliche Ausführung schritt. Und auch dieses Bildnis ist Torso geblieben. Der massige Kopf mit den von Fettwülsten umlagerten Augen, dem faunischen Zug um den spärlich behaarten Mund, der von einer Fettschicht getragenen, gleichfalls nur leicht beflaumten Kinnpartie und die faltenreichen Hängebacken boten für den nachschaffenden Künstler um so weniger günstige Anhaltspunkte, als der Gesichtsausdruck Bergers, je nach Stimmung, den merkwürdigsten Wandlungen unterworfen war. Es kam bei Berger immer darauf an, jenen einen glücklichen Augenblick zu erfassen, in dem von allen Geistern, die in diesem geistvollsten Causeur unter den neuzeitlichen Literaturgelehrten einander mehr bekämpften als ergänzten, der des kiinstlerichen Gestalters am Worte war. Dann schwanden alle Zufälligkeiten der äußeren Bildung und machten einem Ausdruck Platz, der selbst anspruchsvolle Männer und Frauen für diesen Mann geradezu schwärmerisch empfinden lassen konnte. Es ist nicht anzunehmen, daß der mit der Ausführung der Büste beauftragte Berliner Bildhauer R. Andresen Berger im Leben gekannt oder auch nur gesehen
hat. Sein Werk scheint vielmehr nach wenig mitteilsamen Vorlagen nachgebildet und der Bildhauer könnte nur gewinnen, wenn diese Annahme recht behielte. Sie wäre die einzige Erklärung für den nüchternen Konventionalismus, als dessen Produkt diese Büste erscheint. H.E.Waüsee.
AUSGRABUNGEN
Ausgrabungen in Sevilla. Bei Ausgrabungen in Sevilla unter der Leitung des englischen Archäologen Wishaw sind, wie die »Orientalische Literaturzeitungmeldet, eine Reihe übereinander liegender Schichten festgestellt worden, von denen die oberste etwa 2,60 m, die unterste etwa 5 m unter der heutigen Oberfläche liegt. Die in den einzelnen Lagen aufgefundenen Mosaiken — Fußbodenbelag der Bauten — geben genauen Aufschluß über die Vorläufer des heutigen Sevilla. Die oberste Mosaikschicht zeigt deutlich römischen und zum Teil westgotischen Charakter. Die zweite, also die nächstfolgende, ist rein römisch, die dritte weist griechische Züge auf. Die vierte bewohnte Schicht zeigt sehr primitiven Bodenbelag ohne bestimmte Anordnung. Die fünfte wird von einer Art Zement oder mit kleinen Steinchen untermischtem Mörtel gebildet, wobei die Steine nach bestimmten Motiven angeordnet sind. Zwischen den beiden letzten Schichten fanden sich zahlreiche keramische Fragmente samischer (englische Bezeichnung für römische terra sigillata-Gefäße) etruskisch-griechischer und karthagischer Herkunft, besonders die letzten gewährten einen schönen Anblick, da die Farben mit Glimmer untermischt waren. Endlich noch tiefer fand man Überreste glasierter Töpfereien und einen reichgeschmückten Becher, auf dem drei Fische, Kleidungsstücke und Werkzeuge der Bronzezeit abgebildet waren. Man meint nun, daß Sevilla, bevor es das lateinische Hispalis wurde, ebenso wie Cadiz eine bedeutende Stadt phönizischen oder griechischen Ursprungs gewesen sei, die von den Karthagern zerstört, später von den Römern wieder aufgebaut wurde, und wahrscheinlich mit dem berühmten Tharsis der Alten identisch sei, welchen Schluß ein gleichnamiger Minendistrikt in der Gegend zulasse. Dagegen ist eingewandt worden, daß nach den historischen Überlieferungen Tharsis auf einer Insel des Betis, nicht weit von der Mündung des heutigen Guadalquivirs, zu suchen sei, und nicht im Innern des Landes, wogegen freilich wieder zu berücksichtigen ist, daß Sevilla einst dem Meere weit näher gelegen hat. m.
AUSSTELLUNGEN
X Die Berliner »Juryfreie Kunstschau«. Zum vierten Male tritt die »Vereinigung bildender Künstler«, in der sich die Berliner »Independants« zusammengefunden haben, mit einer »Juryfreien Kunstschau« hervor, und die eigentümliche Situation des Berliner Kunstlebens hat bewirkt, daß sie damit einen merklichen Schritt vorwärts rückte. Von den einigermaßen wilden Ausstellungsräumen in der Potsdamerstraße, wo sie sich früher, nomadenhaft herumziehend, einquartiert halte, ist sie in das Sezessionshaus am Kurfürstendamm übergesiedelt, das zufällig verfügbar war. Durch den Streit innerhalb der Sezession ist es gekommen, daß zurzeit eigentlich niemand weiß, wem dieses Gebäude untersteht. Offiziell befindet es sich im Besitz der G. m. b. H. »Ausstellungshaus am Kurfürslendamm«, die bisher mit der Sezession so eng verbunden gewesen, daß man nicht recht erkennen konnte, wo die Grenze war. Nun aber .bestehl ja seit der sommerlichen Krisis die Sezession in ihrer alten Form nicht mehr, es existiert vielmehr nur eine Art »Rumpf-Sezession«, die aber das Ausstellungshaus noch nicht in Besitz genommen hat. Was daraus werden wird, ist noch nicht zu übersehen. Vorläufig steht nur fest, daß im November die seinerzeit Ausgeschiedenen,