Werken der Franzosen Monticelli und Guigou. Schließlich sollen auch Kollektionen von A. Lüdke, E. Steppes, G. Beda und Karl Haider vereinigt werden, Künstler, die das Deutsche in der Kunst betonen. Ferner wird von Direktor Dr. Fries und anderen Kunstgelehrten eine Anzahl von Vorträgen gehalten werden.
X Berlin. Der Salon Cassirer hat in der stillen Zeit des Hochsommers eine Ausstellung veranstaltet, die zwar, nach den für diese Wochen der Stille üblichen Gepflogenheiten, in der Hauptsache ältere Bestände zusammenrückt, aber so sorgsam und geschmackvoll arrangiert ist, daß sie eine durchaus nicht hundstagsgemäße Bedeutung annimmt. Sie wirkt namentlich in der augenblicklichen Situation, nach den leidenschaftlichen Schlachten innerhalb der Sezession, wie ein Programm: als wollte Herr Cassirer betonen: das sind die Dinge, die ich seit fünfzehn Jahren gepflegt und vertreten habe, und die ich auch künftig weiter zu fördern gedenke. Und nun findet man, durch besonders schöne Stücke vertreten, die große Linie von Gericault über Courbet und Manet bis zu Cezanne und van Gogh, vom Leibi-Kreise zur Liebermann-Gruppe, von Marees bis zu Hodler gezogen — das sind Werte, die uns ans Herz gewachsen sind, und die anderthalb Jahrzehnte hindurch mit zäher Energie vertreten zu haben als nicht geringes Verdienst angesehen werden muß. Man trifft im einzelnen manche alte Bekannte, an der Spitze Manets bekannte Bar in den Folies Bergere; aber man macht auch einige neue Bekanntschaften. Den Oberlichtsaal bei Cassirer, wo übrigens auch der heilige Greco mit einem heiligen Franziskus der modernen Serie seinen Segen gibt, beherrscht ein großer Pissarro: die »Dorfstraße«, die mit höchster Meisterschaft zartes blondes Licht und laue sommerliche Luft über eine Fläche von drei Quadratmetern verbreitet. Ein kostbares Stück ist daneben die »Eselreiterin« Courbets, die gerade aus dichtem Walde in eine Lichtung tritt, so daß ihr braunes Kleid und das graue Fell des Tieres, noch halb umschattet, von einem Streifen weicher Helligkeit umschmeichelt werden. Merkwürdig ist es, ein Landschaftsbild »Abendwolken« von Hans Thoma von schwermütigen dunkeln Tönen nahe bei einigen frühen van Goghs zu sehen, die im Klang verblüffende Verwandtschaft damit haben. Oder eigentlich auch gar nicht merkwürdig; denn es offenbart sich aus solchen überraschend anmutenden Zusammenhängen nur wieder das Gefühlsmäßige, der germanische Zug in der Kunst des Holländers.
Im Münchener Kunstverein fand Ende August eine Ausstellung von Künstlerporträts statt. Die kühle, objektive Art sich selbst zu sehen, trat bei diesen modernen Selbstporträts überall klar hervor. Es waren Porträts von Liebermann, Slevogt, Samberger, Hans von Marees, Habermann, Defregger, Angeli u. a. vertreten. Durch Porträts lebender Künstler von anderer Hand wurden sie in gewisser Beziehung ergänzt. Die Kollektion wird auch in andern Städten gezeigt werden. Anfang September folgt eine Nachlaßausstellung Karl Haiders. Für Ende September ist eine umfangreiche Ausstellung süddeutscher Malerei und Plastik des 18. Jahrhunderts geplant. Die Vorbereitungen sind schon gut vorwärts geschritten. Giov. Batt. Tiepolo, der auf die süddeutsche Malerei so großen Einfluß hatte, wird besonders gut vertreten sein. Um seine Person werden sich dann die Münchener, Würzburger, Augsburger Maler gruppieren, vor allem Bergmüller, Holzer, Unterberger, Riedinger, Zoller, Troger, Urlaub, Degle, Kath. Treu, De Marees, Kupetzky, Beich, F. Kobell, Schinnagel, Angermeyer, Taum usw. Die Plastik will vor allem den Münchener Kreis bringen und wenigstens von jedem Künstler ein charakteristisches Werk bieten, um für die Stilkritik
sichere Anhaltspunkte zu gewinnen. So wird man hier neben dem Franzosen Dubut, dem Holländer Verhelst, dem Italiener Volpini die deutschen Meister Straub, Günter, Messerschmidt, Boos studieren können. Eine zweite Gruppe wird hauptsächlich die Würzburger Meister Witz, Wagner, Auverra umfassen. Entwürfe für plastische Goldschmiedearbeiten, überhaupt Kleinplastik werden den großen Meistern ergänzend zur Seite treten. Die Ausstellung findet sowohl bei den Privatsammlern als auch bei den öffentlichen Museen, Schloßverwaltungen und Klöstern rege Unterstützung. Da sie mehrere Wochen zu sehen sein wird, dürfte sie auch bei auswärtigen Kunstfreunden das größte Interesse verdienen.
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Chemnitz. Aus dem Bestreben heraus, in England den Steindruck zur künstlerischen Höhe zu führen und zu derselben Anerkennung zu bringen, wie sie die Radierung genießt, wurde in London unter Shannons Führung der Senefelder-Klub gegründet. Die Probe aufs Exempel gibt die Tourneeko’lektion der Vereinigung, die im Juli in der Kunsthütte ausgestellt war. Brangwyn und Pennell, denen Shannon zur Seite tritt, geben der Sammlung das Gesicht und bestimmen in erster Linie ihren künstlerischen Wert. Daneben fallen die impressionistischen Arbeiten von Harry Becker und die reizvollen Blätter von Ethel Gabain auf. Durch Spencers und Hartricks Lithographien geht schon ein starker, typisch englischer Zug der ruhigen Nüchternheit, der objektiven Abgeklärtheit. Dieser Zug tritt hervor in den Arbeiten von Jackson, Belleroche, Creighton u. a. und endet fast mit einem Schatten der Langeweile in den Städtebildern von Kerr-Lawson. Zeichnerisch und technisch sind sämtliche Blätter des Klubs gemeistert. — Neben dem Senefelder-Klub war eine Kollektion von Max Beckmann ausgestellt, über die schon im Anschluß an die Ausstellungen in Berlin und Magdeburg berichtet wurde.
Der Kunstsalon Gerstenberger brachte mit Willi Tiedjen und Hempfing zwei ansprechende Talente, die mit künstlerischem Ernste schaffen, ohne durch persönliche Eigenart besonders aufzufallen.
SAMMLUNGEN
Zu Beginn des Winters wird in der Düsseldorfer Kunsthalle eine Ausstellung von Neuerwerbungen moderner Gemälde veranstaltet werden. Ein Teil der Liste wird bereits jetzt in der Presse bekanntgegeben. Wir nennen daraus: Feuerbach, Stehende Iphigenie, die eben in der »Zeitschrift für bildende Kunst« veröffentlicht wurde; Trübner, Knabe mit Dogge und Frauenchiemsee, beides Frühwerke; Ulide, die drei Töchter des Meisters und Mädchen am Kamin; Theodor Alt, Bildnis eines Hundertjährigen; Böcklin, Kleopatra und Ruggiero und Angelika; W. Diez, Gehöft; Paul Meyerheim, Tiroler Bauernhof (frühe Studie); Hodler, Der Gärtner. Geschenkt wurden von F. J. Brak! in München: Selbstbildnis W. Püttners, von A. Flechtheim in Düsseldorf: Zwei Studien von Nicolet, vom Verein der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein ein Herrenbildnis von Ida Gerhardi. Auf der Deutschen Kunstausstellung in Kassel wurde ein Frauenporträt von Max Klinger gekauft. Andere Erwerbungen werden vorbereitet. Über alle diese schönen Dinge, die für die Tatenlust des neuen Direktors der städtischen Sammlungen sprechen, werden wir referieren, sobald sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Dem Kunst- und Gewerbemuseum in Dortmund hat ein Dortmunder Bürger, der nicht genannt sein will, eine große Anzahl kostbarer Fayencen zur Verfügung gestellt, die einen ganzen Saal füllen.