Halle a. S. Die Wiedereröffnung des städtischen Museums in der Moritzburg nach Vollendung der Anbauten rückt die Sammlungen in ein ganz neues Licht und zeigt den überraschten Besuchern, welche erstaunliche Tätigkeit der Direktor Dr. Sauerlandt in den letzten Jahren entfaltet hat. Die Neuaufstellung der kunstgewerblichen Gegenstände verteilt sich auf eine Anzahl verschiedener kleiner, sehr intim wirkender Räume, deren Ordnung mit sicherem Geschmack vorgenommen ist. Dabei ist überall versucht worden, die Arbeiten verschiedener Kunstgattungen einer bestimmten Zeit Zusammenwirken zu lassen. So sind nicht nur Fayencen, Porzellane und Gläser aus einer Periode zusammen aufgestellt, sondern auch vielfach künstlerische Vorlagen, Ornamentstiche und dergl. hinzugezogen. Geht man die einzelnen Arbeiten durch, so erstaunt man immer wieder, wie trotz der geringen Mittel, die diesem Museum zu Gebote stehen, doch Werke von ausgezeichneter Qualität der ganzen Sammlung Charakter geben. Von den Erwerbungen des letzten Jahres seien nur wenige Stücke hervorgehoben, so von den Werken der älteren Keramik (14. und 15. Jahrhundert) zwei Steinzeugkannen und eine Vierhenkelkruke, dann eine reizvolle, in Form einer Nische gearbeitete Ofenkachel, die in der Tiefe eine unter blauglasiertem Gewölbe thronende Heilige erkennen läßt. Ein spätgotisches Perlmuttermedaillon zeigt eine Anbetung der Könige. Unter den Fayencen stellt die deutsche Schüssel von 1536 mit dem Brustbild eines Patriziers ein im Stil geradezu imposant wirkendes und historisch wertvolles Stück dar. Stadtgeschichtlichen Erinnerungen dient die goldene rautenförmige Klippe, die Kurfürst August von Sachsen 1560 schlagen ließ, und der Huldigungstaler des Herzogs August zu Sachsen-Weißenfels 1638. Unter den Emailgläsern fällt vor allem ein deutscher Reichsadlerhumpen vom Jahre 1585 auf. Diese farbig stark hervortretenden Emailgläser sind sehr wirkungsvoll mit dem deutschen emaillierten Steinzeug zusammen aufgestellt. Auch die Sammlung der venezianischen und holländischen Gläser ist um eine ganze Anzahl ausgezeichneter Arbeiten bereichert, und schließlich sei eine besonders schöne Rubinglas-Flasche erwähnt, deren nächste Verwandte sich im Dresdener Grünen Gewölbe und im Berliner Kunstgewerbemuseum befinden. Der Stückzahl nach haben den größten Anteil an den Neuerwerbungen die Porzellane des 18. Jahrhunderts.
Nicht weniger überrascht als im Moritzburgmuseum wird der Besucher der Gemäldegalerie am Großen Berlin, die ebenfalls unter Leitung von Dr. Sauerlandt in den letzten Jahren bestimmten Charakter erhalten hat. Und nicht nur das. Diese kleine Sammlung will ganz zielbewußt und mit sicheren Schritten in eine noch dunkle Zukunft führen. Sie hält Schritt mit der allerjüngsten Entwicklung der Malerei. Keine Erwerbung konnte stärker und deutlicher die planvolle Absicht des Museumsleiters darlegen, als die Neuerwerbung von Emil Noldes »Abendmahl«. Die vielen Anfeindungen, denen das Gemälde noch ausgesetzt ist, können doch nicht zweifelhaft machen, daß es sich hier um ein bedeutendes Dokument einer Künstlerpersönlichkeit handelt, die mit den Mitteln einer stark ausdruckgesättigten Farbe unserer Zeit neue künstlerische Werte schafft. So ist es doppelt zu begrüßen, daß das Museum sich nicht mit diesem glücklichen Griff begnügte, sondern sich auch noch den die Beziehungen Noldes zum Impressionismus erklärenden »Blumengartenvon 1909, ferner drei prachtvolle Tuschzeichnungen und zwei farbige Figurinen schenken ließ. Besonderer Nachdruck ist dann auf den Erwerb von Handzeichnungen des 19. Jahrhunderts gelegt. Voran steht ein Aquarell Moritz von Schwinds: »Adams Schlaf«. Die richtige Deutung
des Blattes hat Dr. Sauerlandt sehr glücklich mit Hilfe einer Textstelle aus Jakob Böhmes Schriften gefunden. Von neueren Meistern seien Zeichnungen von Liebermann, Volkmann, Beckmann und ein äußerst interessantes Skizzenbuch von Slevogt erwähnt. Schließlich darf nicht vergessen werden, daß das Museum auch einige gute Arbeiten moderner Plastik besitzt. Die beiden Halbakte Hallers stehen jetzt in dem Noldekabinett. In jüngster Zeit konnten drei charakteristische Arbeiten Minnes erworben werden. Man darf nur wünschen, daß die Halleschen Museen in der eingeschlagenen Richtung sich weiter entwickeln. j.
Die Stadt Friedberg in Hessen, die vielerlei Altertümer vom 13. Jahrhundert an besitzt, hat ein eigenes Museum errichten lassen, das zur Siebenhundertjahrfeier der Stadt eingeweiht werden wird.
Antwerpen zählt jetzt ein Museum mehr: ein kunstgewerbliches. Es ist in der »Fleischerhalle« gegenüber dem »Steen« untergebracht, einem der schönsten noch vorhandenen Beispiele mittelalterlicher Baukunst, dasdamit nach vielen Jahren sorgsamer Restauration dem Publikum wieder zugänglich gemacht wird. Die zur Schau gestellten Gegenstände sind zur Stunde noch nicht alle eingeordnet, doch hat man schon einen Überblick über die kunstgewerblichen Schätze, die die Fleischerhalie bergen wird. Obenan steht eine lange Reihe geschnitzter Möbel aus der Gotik und vlämischen Renaissance; ein Rektabel des 15. Jahrhunderts; ein Altar mit einer Bekleidung aus vergoldetem Leder, Mechelner Arbeit; eine Beichtbank aus Marmor und Schmiedeeisen; eine geschnitzte Kanzel vlämischer Herkunft usw. Ein augenblicklich im Museum Plantin befindlicher Schrank aus dem 16. Jahrhundert wird in die neue Sammlung überführt werden. Der geschnitzte hl. Georg, der das ehemalige Antwerpener Tor gleichen Namens schmückte, ist jetzt hier wieder zum Vorschein gekommen. Bemerkt sei noch ein hl. Christoph aus dem 15. Jahrhundert; Fackelhalter der Gilde der Faßschläger aus gedrechseltem Holze, nebst einem schmiedeeisernen Stück von dem Balkon des verschwundenen »Lantaarnhof«; eine ganze Reihe polychrom behandelter Holzfiguren Antwerpener Künstler, darunter eine Hand, das Merkzeichen der in Antwerpen begründeten S. Lukas-Gilde. Verschiedene Arbeiten aus Mechelner Leder, das vielfach mit dem Cordovaleder verwechselt wird. Die Waffen- und Geschützabteilung verspricht durch die reiche Auswahl von Modellen besonders interessant zu werden; ebenso die der Kunstschlosserei. An Rüstungen gibt es dort unter anderen die des Herzogs von Anjou aus dem 16. Jahrhundert. Das Museum der Fleischerhalle soll nach und nach zu einem Spiegelbilde der kunstgewerblichen Tätigkeit des mittelalterlichen Antwerpens werden. An der Spitze der Kommission desselben stehen Franz und Vincent Claes, die besten Kenner auf diesem Gebiete.
a. r.
Florenz. Uffizien. Gabinetto delle stanipe e dei disegni. Die Sammlung moderner Graphik ist in letzter Zeit durch Neuankäufe und Schenkungen reich vermehrt worden. Joseph Pennell, von dem kürzlich zwei Lithographien-Serien »Panama« und »California« angekaufl wurden, schenkte als Ergänzung zur zweiten Serie noch fünf weitere Lithographien mit Motiven aus dem Tal von Josemite. — Frau Leontine de Nittis überwies aus dem Nachlaß ihres Mannes, des Radierers Giuseppe de Nittis, 15 Radierungen: weibliche Porträtstudien und Ansichten von Paris — lauter vom Künstler selbst hergestellte Abzüge, z. T. in verschiedenen Zuständen. — Der bekannte englische Radierer R. Goff hat dem Gabinetto zwei Serien seiner radierten Landschaften überlassen. Die Abzüge