Aurigemma noch zuletzt an den Minister geschrieben hat, steht dem Museum von Tripolis ein rapides Anwachsen bevor; denn die Region um das genannte nordwestliche Fort scheint noch eine ganze Anzahl Gräber mit reichen Beigaben zu bergen, von denen ein ziemlich reiches intakt befunden und ausgegraben wurde; auch nach der anderen Seite hin scheinen noch Nekropolen sich auszudehnen, da wo die Eisenbahn einen Landzipfel vom Meere abschneidet, so daß die antiquarische Ernte aus Tripolis von der größten Wichtigkeit sein wird.
Weniger rasch schreiten die Dinge in Bengasi vorwärts; aber auch dieses Museum ist dazu bestimmt, von einer großen Wichtigkeit zu werden, wenn für Rechnung des italienischen Gouvernements die großen Erforschungen Cyrenes übernommen werden, welche die amerikanische Mission begonnen hat. Ist doch Cyrene eine derjenigen Stätten, in der sich die höchste Blüte der griechischen Kultur kundgab, und aus Cyrene und aus den anderen Stätten der Pentapolis werden bei systematischen Ausgrabungen gewiß noch hervorragende Schätze der antiken Kunst hervorkommen.
Zu Horns konnte man leider die ausgezeichneten Ruinen der antiken Stadt Leptis magna nicht so schonen, da man das Steinmaterial für Kriegsbauten brauchte. Aber bald nach den ersten kriegerischen Taten wurde der bessere Schutz der Ruinen in Angriff genommen und alle Sorge auf die herumliegenden dekorierten Blöcke und die Inschriften geworfen. — Auch für die tripolitanische Stadtmauer aus dem 16. Jahrhundert, deren Bau in zwei arabischen Inschriften aus den Jahren 975 und 989 der Hedschra erwähnt ist, die man in einer Bastion bei dem Kastell fand, sind Schutzvorrichtungen getroffen.
Das Werk, das sich nach der Besitzergreifung von Tripolis als erstes in die Augen stellte, war das: dem hervorragendsten römischen Monument der Stadt, dem vierseitigen Triumphbogen des Marc Aurel, eine würdige Wiederherstellung und Freilegung zu widmen. Seit März 1912 hat man begonnen zu expropriieren und zu demolieren, indem man zunächst das Flaus, das sich an den Nordwesten des Bogens anlehnt, abtrug und so seine bestkonservierte Seite den Augen darbot. Dann versuchte man den größten Teil der Monumentalinschrift, die man zuerst von dem Dach des abgerissenen Hauses aus entdeckt hatte, freizulegen, worauf denn auch das ganze wunderbare Relief des linken Giebels der Fassade, wo die Figur des Kaisers heroisiert auf einem von zwei Greifen gezogenen Wagen zu sehen ist, ans Licht kam. Die östliche Seite wird zurzeit noch unter Leitung eines Zivilingenieurs freigelegt. Auf der nördlichen Seite sind die Pilaster jetzt zu sehen, die bis auf das Niveau der alten Straße heruntergehen, während andere Teile dieser Seite so wenig Schaden erlitten haben, daß man sicher das Monument gänzlich wieder herstellen wird. Das gewaltige Monument war bis zur Höhe von 2,80 bis 3 m mit Erde umgeben. Man mußte auch daran denken, alle Häuser in der Nähe des Bogens anzukaufen und abzureilicn, um einen vollen Blick auf diesen Triumph- oder Städtebogen zu ermöglichen, den man als das mächtigste Symbol des Römertums in den eroberten Ländern ansehen darf und dessen harmonische Eleganz von Erde und umgebenden Häusern befreit richtig hervortritt. — Schon von 1911 an hat man auch begonnen, in derselben Weise wie es im eigentlichen Italien geschehen ist, eine Aufstellung aller Monumentalbauten Tripolitaniens und der Cyrenaica zu machen, die nunmehr herausgekommen ist und den Status der archäologischen und kunsthistorischen Kenntnisse von Libyen im Zeitalter der italienischen Okkupation repräsentiert. In Anbetracht, daß kaum mehr als ein Jahr,
seitdem Ruhe (?) in den neu okkupierten Ländern eingekehrt ist, verging, haben die Italiener für die Archäologie dieser Teile ihres Reiches schon Gehöriges geleistet, m.
DENKMÄLER
X Prof. Richard Engelmann, der am 1. Oktober einem Ruf an die Weimarer Kunsthochschule folgt, hat nur den Entwurf zu dem Denkmal für Ernst von Wildenbruch fertiggestellt, das ihm als erster Auftrag in seinem neuen Wirkungskreis zufiel. Engelmann hat dabei von dem üblichen realistischen Porträtstandbild abgesehen und schon damit ein gutes Werk getan. Seine Skizze zeigt auf hohem Sockel den bewegten Umriß einer schön gebildeten nackten Jünglingsgestalt. Das Haupt trägt einen antikisierenden Helm. Die Rechte faßt kampffroh nach dem Schwert, dessen Scheide die Linke hält. Das rechte Bein ist in lebhafter Angriffsstellung mit elastischem Schritt vorgesetzt. Treffender und zugleich bildhauerisch ergiebiger kann man das Wesen von Wildenbruchs Poesie und Persönlichkeit nicht ausdrücken, deren Kern ein nie verblassender Furor juvenilis war. Das Postament ganz einfach gehalten, ohne kleinlichen Zierat, trägt in großen Antiqualettern den Namen des Dichters. Das Ganze soll den Mittelpunkt einer schlichten runden Brunnenanlage bilden und wird in Bronze ausgeführt, deren dunkler Ton sich gewiß wirksam von den hohen alten Bäumen gegenüber der Weimarer Fürstengruft abheben wird, unter denen das Denkmal aufgestellt werden soll.
Im Hofe des Schlosses zu Versailles stehen einige zehn oder zwölf kolossale Statuen berühmter Franzosen, zumeist Kriegshelden aus dem Mittelalter und der neuern Zeit. Ursprünglich waren sie bestimmt, auf der vom Place de la Concorde zum Palais Bourbon hinüberführenden Brücke aufgestellt zu werden, wo die leeren Postamente bis heute ihrer warten. Aus irgend welchem Grunde aber wurden sie nach Versailles gebracht und um den Hof herum gestellt. Jetzt will man sie wieder nach Paris zurückbringen und aufstellen. Da diese Figuren nicht besonders gut sind — einige sind von David d’Angers, die meisten von vergessenen Größen der offiziellen Kunstschule —, protestiert die Pariser Kritik gegen diesen Gedanken, der in der Tat wenig mehr als die ursprüngliche Absicht der Besteller dieser Figuren für sich hat. Ob die Brücke durch diese Statuen schöner würde, ist jedenfalls sehr die Frage, und da könnte man die Sache ruhig lassen wie sie ist.
AUSSTELLUNGEN
X Berliner Ausstellungen. Die Sommerausstellung bei Schulte bringt eine Reihe von Kollektionen, die zum Teil interessieren. Am meisten fesseln die Bilder von Fritz Scherer (München), der der süddeutschen Landschaft mit hellen Farben und energischem Vortrag zu Leibe geht. Manches erinnert in der massiven Pinselführung an den Berliner Brockhusen. Anderes wieder ist gar zu trocken und hart in diesem gewaltsamen Ausdruck; aber in einigen Stücken, etwa einem Blick durch Baumzweige auf das Kloster Schäftlarn, spricht sich eine eigene Begabung aus. Die große Sonderausstellung neuerer Arbeiten von Heinrich Hermanns (Düsseldorf) enttäuscht einigermaßen. Der warme und klingende Grün-Gold-Ton, der früher bei Hermanns’ Bildern anzog, ist einer deutlicheren, aber gleichgültigeren Helligkeit gewichen. Statt der stimmungsreichen Kircheninterieurs, die man von ihm kannte, findet man nun zwei große Kirchenbilder aus der Kathedrale von Toledo und aus Sankt Maria am Kapitol in Köln, deren wunderbare Schönheit aber nicht entfernt erfaßt ist. Am
Weniger rasch schreiten die Dinge in Bengasi vorwärts; aber auch dieses Museum ist dazu bestimmt, von einer großen Wichtigkeit zu werden, wenn für Rechnung des italienischen Gouvernements die großen Erforschungen Cyrenes übernommen werden, welche die amerikanische Mission begonnen hat. Ist doch Cyrene eine derjenigen Stätten, in der sich die höchste Blüte der griechischen Kultur kundgab, und aus Cyrene und aus den anderen Stätten der Pentapolis werden bei systematischen Ausgrabungen gewiß noch hervorragende Schätze der antiken Kunst hervorkommen.
Zu Horns konnte man leider die ausgezeichneten Ruinen der antiken Stadt Leptis magna nicht so schonen, da man das Steinmaterial für Kriegsbauten brauchte. Aber bald nach den ersten kriegerischen Taten wurde der bessere Schutz der Ruinen in Angriff genommen und alle Sorge auf die herumliegenden dekorierten Blöcke und die Inschriften geworfen. — Auch für die tripolitanische Stadtmauer aus dem 16. Jahrhundert, deren Bau in zwei arabischen Inschriften aus den Jahren 975 und 989 der Hedschra erwähnt ist, die man in einer Bastion bei dem Kastell fand, sind Schutzvorrichtungen getroffen.
Das Werk, das sich nach der Besitzergreifung von Tripolis als erstes in die Augen stellte, war das: dem hervorragendsten römischen Monument der Stadt, dem vierseitigen Triumphbogen des Marc Aurel, eine würdige Wiederherstellung und Freilegung zu widmen. Seit März 1912 hat man begonnen zu expropriieren und zu demolieren, indem man zunächst das Flaus, das sich an den Nordwesten des Bogens anlehnt, abtrug und so seine bestkonservierte Seite den Augen darbot. Dann versuchte man den größten Teil der Monumentalinschrift, die man zuerst von dem Dach des abgerissenen Hauses aus entdeckt hatte, freizulegen, worauf denn auch das ganze wunderbare Relief des linken Giebels der Fassade, wo die Figur des Kaisers heroisiert auf einem von zwei Greifen gezogenen Wagen zu sehen ist, ans Licht kam. Die östliche Seite wird zurzeit noch unter Leitung eines Zivilingenieurs freigelegt. Auf der nördlichen Seite sind die Pilaster jetzt zu sehen, die bis auf das Niveau der alten Straße heruntergehen, während andere Teile dieser Seite so wenig Schaden erlitten haben, daß man sicher das Monument gänzlich wieder herstellen wird. Das gewaltige Monument war bis zur Höhe von 2,80 bis 3 m mit Erde umgeben. Man mußte auch daran denken, alle Häuser in der Nähe des Bogens anzukaufen und abzureilicn, um einen vollen Blick auf diesen Triumph- oder Städtebogen zu ermöglichen, den man als das mächtigste Symbol des Römertums in den eroberten Ländern ansehen darf und dessen harmonische Eleganz von Erde und umgebenden Häusern befreit richtig hervortritt. — Schon von 1911 an hat man auch begonnen, in derselben Weise wie es im eigentlichen Italien geschehen ist, eine Aufstellung aller Monumentalbauten Tripolitaniens und der Cyrenaica zu machen, die nunmehr herausgekommen ist und den Status der archäologischen und kunsthistorischen Kenntnisse von Libyen im Zeitalter der italienischen Okkupation repräsentiert. In Anbetracht, daß kaum mehr als ein Jahr,
seitdem Ruhe (?) in den neu okkupierten Ländern eingekehrt ist, verging, haben die Italiener für die Archäologie dieser Teile ihres Reiches schon Gehöriges geleistet, m.
DENKMÄLER
X Prof. Richard Engelmann, der am 1. Oktober einem Ruf an die Weimarer Kunsthochschule folgt, hat nur den Entwurf zu dem Denkmal für Ernst von Wildenbruch fertiggestellt, das ihm als erster Auftrag in seinem neuen Wirkungskreis zufiel. Engelmann hat dabei von dem üblichen realistischen Porträtstandbild abgesehen und schon damit ein gutes Werk getan. Seine Skizze zeigt auf hohem Sockel den bewegten Umriß einer schön gebildeten nackten Jünglingsgestalt. Das Haupt trägt einen antikisierenden Helm. Die Rechte faßt kampffroh nach dem Schwert, dessen Scheide die Linke hält. Das rechte Bein ist in lebhafter Angriffsstellung mit elastischem Schritt vorgesetzt. Treffender und zugleich bildhauerisch ergiebiger kann man das Wesen von Wildenbruchs Poesie und Persönlichkeit nicht ausdrücken, deren Kern ein nie verblassender Furor juvenilis war. Das Postament ganz einfach gehalten, ohne kleinlichen Zierat, trägt in großen Antiqualettern den Namen des Dichters. Das Ganze soll den Mittelpunkt einer schlichten runden Brunnenanlage bilden und wird in Bronze ausgeführt, deren dunkler Ton sich gewiß wirksam von den hohen alten Bäumen gegenüber der Weimarer Fürstengruft abheben wird, unter denen das Denkmal aufgestellt werden soll.
Im Hofe des Schlosses zu Versailles stehen einige zehn oder zwölf kolossale Statuen berühmter Franzosen, zumeist Kriegshelden aus dem Mittelalter und der neuern Zeit. Ursprünglich waren sie bestimmt, auf der vom Place de la Concorde zum Palais Bourbon hinüberführenden Brücke aufgestellt zu werden, wo die leeren Postamente bis heute ihrer warten. Aus irgend welchem Grunde aber wurden sie nach Versailles gebracht und um den Hof herum gestellt. Jetzt will man sie wieder nach Paris zurückbringen und aufstellen. Da diese Figuren nicht besonders gut sind — einige sind von David d’Angers, die meisten von vergessenen Größen der offiziellen Kunstschule —, protestiert die Pariser Kritik gegen diesen Gedanken, der in der Tat wenig mehr als die ursprüngliche Absicht der Besteller dieser Figuren für sich hat. Ob die Brücke durch diese Statuen schöner würde, ist jedenfalls sehr die Frage, und da könnte man die Sache ruhig lassen wie sie ist.
AUSSTELLUNGEN
X Berliner Ausstellungen. Die Sommerausstellung bei Schulte bringt eine Reihe von Kollektionen, die zum Teil interessieren. Am meisten fesseln die Bilder von Fritz Scherer (München), der der süddeutschen Landschaft mit hellen Farben und energischem Vortrag zu Leibe geht. Manches erinnert in der massiven Pinselführung an den Berliner Brockhusen. Anderes wieder ist gar zu trocken und hart in diesem gewaltsamen Ausdruck; aber in einigen Stücken, etwa einem Blick durch Baumzweige auf das Kloster Schäftlarn, spricht sich eine eigene Begabung aus. Die große Sonderausstellung neuerer Arbeiten von Heinrich Hermanns (Düsseldorf) enttäuscht einigermaßen. Der warme und klingende Grün-Gold-Ton, der früher bei Hermanns’ Bildern anzog, ist einer deutlicheren, aber gleichgültigeren Helligkeit gewichen. Statt der stimmungsreichen Kircheninterieurs, die man von ihm kannte, findet man nun zwei große Kirchenbilder aus der Kathedrale von Toledo und aus Sankt Maria am Kapitol in Köln, deren wunderbare Schönheit aber nicht entfernt erfaßt ist. Am