ehesten befriedigen die kleineren Landschaften und Dorfhäuser aus der Heide. Eine Bilderserie von Max H. Antiers, der ein geborener Berliner ist, aber jahrelang in Amerika lebte, lehrt ein bescheidenes Talent kennen, das sich viel zu große Aufgaben stellt. Kleinere Stücke, wie die Szene eines Hahnenkampfes zwischen Dorfhäusern oder eine Gruppe von Birken, sind ganz fein in der Luftstimmung. Doch die umfangreichen Gemälde mit dem Kampf von Sonne, Wolken und Nebelschichten im Gebirge sind ganz verfehlt und scheinen hauptsächlich auf den äußeren Effekt hin gearbeitet.
Seit dem Frühjahr hat auch das Warenhaus A. Wertheim in der Leipzigerstraße eine ständige Gemäldeausstellung eingerichtet, die mit Geschmack die verschiedensten Käuferwünsche zu befriedigen sucht und auch junge Talente an die Öffentlichkeit zieht. In der neuen Zusammenstellung, die jetzt geboten wird, findet man u. a. entzückende japanische Aquarellskizzen von Walser und amüsante Studien in gleicher Technik aus Italien von Linde-Walther, Bilder von dem Landschafter Türcke, dem Porträtisten Fritz Burger, dem modernen Koloristen Max Neumann und das delikate Bild einer Orientalin von Ernst Stern, der sonst vor allem als künstlerischer Helfer Max Reinhardts bekannt ist.
In Bregenz hat der Bund Vorarlberger Maler und Bildhauer in den oberen Räumen des Schulhauses eine von 24 Künstlern und Künstlerinnen beschickte Kunstausstellung veranstaltet, die dem Publikum vom 20. Juli bis 8. September zugänglich gemacht worden war. Der Katalog führt 167 Nummern auf, und die Bezeichnung »Erste Vorarlberger Kunstausstellung« auf dem Titel läßt darauf schließen, daß die Veranstalter hoffen, eine zweite und noch mehr Kunstparaden Vorarlbergs folgen lassen zu können. Hierzu kann man sie nur ermuntern, wenn auch die Ausstellungsräume nicht gerade dazu angetan sind, die Leistungen ins rechte Licht zu setzen. Die meisten der in Vorarlberg geborenen Künstler sind im Lande geblieben; einige sind nach München, andere nach Wien gegangen, wieder andere haben Düsseldorf oder noch abgelegenere Stätten zum Schauplatz ihres Wirkens gemacht. Unter den Ausstellern ist Alwin Arnegger, aus Hohenweiler gebürtig, jetzt in München lebend, mit Auszeichnung zu nennen; mit kräftiger Hand breit hingesetzte Bildnisse und ein auch in Komposition und Charakteristik sicher durchgeführtes Studentenbild (Goldene Zeit) zeugen ebenso von Talent wie von erworbener Fertigkeit. Ein anderer in München lebender Maler, Hans Bertle, hat es noch nicht zu der gleichen Meisterschaft gebracht; indessen verraten sowohl das Bildnis seines Buben, wie das sprechende Männerporträt Nr. 17 ein bildsames tüchtiges Talent, das in der Atmosphäre der Isarstadt sich kräftig entwickeln kann. Den Arbeiten Anton Burtschers sieht man mehrfach noch den Kampf mit dem Objekt an, immerhin läßt der wohlgelungene »Hirtenbub« darauf schließen, daß der Künstler gelegentlich Ruhe und Sicherheit genug hat, um Werke von dauerndem Wert zu schaffen. Heinrich Comploj aus Bludenz, Professor in Innsbruck, erweist sich als ein vielseitig gebildeter Meister, der seine Wirkung zu berechnen weiß und im Kleinen ebensoviel Geschmack verrät wie im Großen. Ein großes Biedermeier-Interieur, ein mondbeschienener Rathausbrunnen, eine Kalenderzeiclmung, — ein Exlibris sind weit auseinanderliegende Themata; aber allenthalben offenbart sich ein scharf beobachtendes Auge, Phantasie und sichere Hand. Selbst die auf die Leinwand gepflanzten Rosen und Nelken des Künstlers gehören nicht zu denen, die rasch dahinsterben. Den Hochgebirgslandschaften Franz Gradls sieht man an, daß ihr Urheber viel und gern gezeichnet hat; er beweist eine ausgeschriebene Hand, aber
Farbe und Zeichnung sind doch nicht überall so innig verbunden, daß sie eins wären. Barth. Kleber in Dornbirn hat von einer Orientreise eine Menge rasch und sicher ausgeführter Zeichnungen heimgebracht. Joh. Jelinek, Prozessor in Bregenz, wandelt etwas auf Hans Thomas Spuren; eine tüchtige Leistung ist Otto Hubers (Düsseldorf) Alte Straße im Winter. Unter den Malern nimmt Alfons Luger in Dornbirn insofern eine Sonderstellung ein, als er auf pointillistischen Wegen seiner Individualität Ausdruck zu verleihen sucht. Er geht dem farbigen Abglanz mit Glück nach; ein Blumenstück (Nr. 148) ist ihm daher auch besonders wohlgelungen. Nicht sonderlich können wir uns mit dem Versuchen Julius Webingers, monumental zu sein, befreunden. Der Gekreuzigte, Nr. 163, ist einer von den vielen sang- und klanglos Umgebrachten in der Kunst. Der Angriff auf den Tiroler Aufstand 1809, den der Maler in großem Format gewagt hat (sollte er von Egger-Lienz geträumt haben?) muß als ein verfehltes Manöver angesehen werden. Seine Sphäre sind Lieb und Wein, wie sie im Bauerntanz und dem Loblied des Burggräfler Tropfens zum Ausdruck kommen. — Ein paar Wörtchen noch von den Bildhauern, deren Kunstkompaß, wie es scheint, lieber nach Wien zeigt. Albert Bechtold hat zwei Grabdenkmäler eingesandt, die jedem Friedhof zur Zierde gereichen würden. Voller Ruhe und Feierlichkeit ist auch die vornehme Skizze zu einem Danaidenbrunnen. Georg Matt in Bregenz weiß den Marmor mit Anmut zu behandeln; aus seiner Madonnengruppe (Gips) erklingt ein sanfter Nachhall der italienischen Hochrenaissance. Kaspar Albrecht in Au hat den deutschen Kronprinzen mit einem Begleiter auf der Gemsenjagd in farbiger Terrakotta entsprechend verkörpert und dezent in Farbe gesetzt. Ein Stück für strebsame Kommerzienräte!
Heimatskunstausstellung in Stade. Zum zweiten Male in nur kurzem Abstand macht das an einem Seitenlauf der Unterelbe gelegene Städtchen Stade Anspruch auf das Recht der Veranstaltung von selbständigen Ausstellungen geltend. Das erstemal geschah dies im Jahre 1911 mit einer Ausstellung, in der das Kunstgewerbe und Erzeugnisse des entwickelten kunstgewerblichen Hausfleißes vorherrschten, zum zweiten Male jetzt. In diesem Jahre ist den freien Künsten, Malerei, Plastik und Graphik, der Vortritt eingeräumt. Als Ausstellungsort dient das Rathaus, ein sehr gut erhaltener, kräftig-profilierter, einstöckiger Backsteinbau, dessen Errichtung in die Schwedenzeit zurückgreift. Daß die Mauern dick und die Stubendecken dieses Hauses niedrig sind, und daß die bei den niedrigen Fenstern hereinlugenden roten Ziegeldächer der Nachbarhäuser scharfe Reflexlichter durch die Räume streuen, ist für die ausgestellten farbigen Werke begreiflicherweise nicht gerade förderlich. Doch da beim Hängen und Stellen dafür gesorgt wurde, daß, was an gutem Licht vorhanden, auch dem wirklich Sehenswerten zugute kommt, während das Minderwertige in den Bereich der Schummertöne verwiesen ist, hat der Besucher keine Ursache zur Beschwerde.
Die Ausstellung umfaßt 500 Nummern, an denen zahlreiche bekannte gute Künstler als Aussteller teilhaben. So: Graf Kalckreuth, Hans Olde, Ludwig Dettmann, Ernst Ebner, Hans am Ende, Wilhelm Feldmann, Oskar Lutteroth, Heinrich Vogeler, F. H, Schaper u. a. mehr.
Sind die hier Genannten auch nicht mit Hauptwerken vertreten, so sind doch ihre Beiträge von guter Art und meist von solcher Beschaffenheit, daß sie auch dem Uneingeweihten eine Vorstellung von der künstlerischen Persönlichkeit geben. Von den hier beheimateten Künstlern ist des Besonderen auf Otto Roloff aus Otterndorf hinzuweisen, der als Innenraummaler sich durch Schlichtheit in
Seit dem Frühjahr hat auch das Warenhaus A. Wertheim in der Leipzigerstraße eine ständige Gemäldeausstellung eingerichtet, die mit Geschmack die verschiedensten Käuferwünsche zu befriedigen sucht und auch junge Talente an die Öffentlichkeit zieht. In der neuen Zusammenstellung, die jetzt geboten wird, findet man u. a. entzückende japanische Aquarellskizzen von Walser und amüsante Studien in gleicher Technik aus Italien von Linde-Walther, Bilder von dem Landschafter Türcke, dem Porträtisten Fritz Burger, dem modernen Koloristen Max Neumann und das delikate Bild einer Orientalin von Ernst Stern, der sonst vor allem als künstlerischer Helfer Max Reinhardts bekannt ist.
In Bregenz hat der Bund Vorarlberger Maler und Bildhauer in den oberen Räumen des Schulhauses eine von 24 Künstlern und Künstlerinnen beschickte Kunstausstellung veranstaltet, die dem Publikum vom 20. Juli bis 8. September zugänglich gemacht worden war. Der Katalog führt 167 Nummern auf, und die Bezeichnung »Erste Vorarlberger Kunstausstellung« auf dem Titel läßt darauf schließen, daß die Veranstalter hoffen, eine zweite und noch mehr Kunstparaden Vorarlbergs folgen lassen zu können. Hierzu kann man sie nur ermuntern, wenn auch die Ausstellungsräume nicht gerade dazu angetan sind, die Leistungen ins rechte Licht zu setzen. Die meisten der in Vorarlberg geborenen Künstler sind im Lande geblieben; einige sind nach München, andere nach Wien gegangen, wieder andere haben Düsseldorf oder noch abgelegenere Stätten zum Schauplatz ihres Wirkens gemacht. Unter den Ausstellern ist Alwin Arnegger, aus Hohenweiler gebürtig, jetzt in München lebend, mit Auszeichnung zu nennen; mit kräftiger Hand breit hingesetzte Bildnisse und ein auch in Komposition und Charakteristik sicher durchgeführtes Studentenbild (Goldene Zeit) zeugen ebenso von Talent wie von erworbener Fertigkeit. Ein anderer in München lebender Maler, Hans Bertle, hat es noch nicht zu der gleichen Meisterschaft gebracht; indessen verraten sowohl das Bildnis seines Buben, wie das sprechende Männerporträt Nr. 17 ein bildsames tüchtiges Talent, das in der Atmosphäre der Isarstadt sich kräftig entwickeln kann. Den Arbeiten Anton Burtschers sieht man mehrfach noch den Kampf mit dem Objekt an, immerhin läßt der wohlgelungene »Hirtenbub« darauf schließen, daß der Künstler gelegentlich Ruhe und Sicherheit genug hat, um Werke von dauerndem Wert zu schaffen. Heinrich Comploj aus Bludenz, Professor in Innsbruck, erweist sich als ein vielseitig gebildeter Meister, der seine Wirkung zu berechnen weiß und im Kleinen ebensoviel Geschmack verrät wie im Großen. Ein großes Biedermeier-Interieur, ein mondbeschienener Rathausbrunnen, eine Kalenderzeiclmung, — ein Exlibris sind weit auseinanderliegende Themata; aber allenthalben offenbart sich ein scharf beobachtendes Auge, Phantasie und sichere Hand. Selbst die auf die Leinwand gepflanzten Rosen und Nelken des Künstlers gehören nicht zu denen, die rasch dahinsterben. Den Hochgebirgslandschaften Franz Gradls sieht man an, daß ihr Urheber viel und gern gezeichnet hat; er beweist eine ausgeschriebene Hand, aber
Farbe und Zeichnung sind doch nicht überall so innig verbunden, daß sie eins wären. Barth. Kleber in Dornbirn hat von einer Orientreise eine Menge rasch und sicher ausgeführter Zeichnungen heimgebracht. Joh. Jelinek, Prozessor in Bregenz, wandelt etwas auf Hans Thomas Spuren; eine tüchtige Leistung ist Otto Hubers (Düsseldorf) Alte Straße im Winter. Unter den Malern nimmt Alfons Luger in Dornbirn insofern eine Sonderstellung ein, als er auf pointillistischen Wegen seiner Individualität Ausdruck zu verleihen sucht. Er geht dem farbigen Abglanz mit Glück nach; ein Blumenstück (Nr. 148) ist ihm daher auch besonders wohlgelungen. Nicht sonderlich können wir uns mit dem Versuchen Julius Webingers, monumental zu sein, befreunden. Der Gekreuzigte, Nr. 163, ist einer von den vielen sang- und klanglos Umgebrachten in der Kunst. Der Angriff auf den Tiroler Aufstand 1809, den der Maler in großem Format gewagt hat (sollte er von Egger-Lienz geträumt haben?) muß als ein verfehltes Manöver angesehen werden. Seine Sphäre sind Lieb und Wein, wie sie im Bauerntanz und dem Loblied des Burggräfler Tropfens zum Ausdruck kommen. — Ein paar Wörtchen noch von den Bildhauern, deren Kunstkompaß, wie es scheint, lieber nach Wien zeigt. Albert Bechtold hat zwei Grabdenkmäler eingesandt, die jedem Friedhof zur Zierde gereichen würden. Voller Ruhe und Feierlichkeit ist auch die vornehme Skizze zu einem Danaidenbrunnen. Georg Matt in Bregenz weiß den Marmor mit Anmut zu behandeln; aus seiner Madonnengruppe (Gips) erklingt ein sanfter Nachhall der italienischen Hochrenaissance. Kaspar Albrecht in Au hat den deutschen Kronprinzen mit einem Begleiter auf der Gemsenjagd in farbiger Terrakotta entsprechend verkörpert und dezent in Farbe gesetzt. Ein Stück für strebsame Kommerzienräte!
Heimatskunstausstellung in Stade. Zum zweiten Male in nur kurzem Abstand macht das an einem Seitenlauf der Unterelbe gelegene Städtchen Stade Anspruch auf das Recht der Veranstaltung von selbständigen Ausstellungen geltend. Das erstemal geschah dies im Jahre 1911 mit einer Ausstellung, in der das Kunstgewerbe und Erzeugnisse des entwickelten kunstgewerblichen Hausfleißes vorherrschten, zum zweiten Male jetzt. In diesem Jahre ist den freien Künsten, Malerei, Plastik und Graphik, der Vortritt eingeräumt. Als Ausstellungsort dient das Rathaus, ein sehr gut erhaltener, kräftig-profilierter, einstöckiger Backsteinbau, dessen Errichtung in die Schwedenzeit zurückgreift. Daß die Mauern dick und die Stubendecken dieses Hauses niedrig sind, und daß die bei den niedrigen Fenstern hereinlugenden roten Ziegeldächer der Nachbarhäuser scharfe Reflexlichter durch die Räume streuen, ist für die ausgestellten farbigen Werke begreiflicherweise nicht gerade förderlich. Doch da beim Hängen und Stellen dafür gesorgt wurde, daß, was an gutem Licht vorhanden, auch dem wirklich Sehenswerten zugute kommt, während das Minderwertige in den Bereich der Schummertöne verwiesen ist, hat der Besucher keine Ursache zur Beschwerde.
Die Ausstellung umfaßt 500 Nummern, an denen zahlreiche bekannte gute Künstler als Aussteller teilhaben. So: Graf Kalckreuth, Hans Olde, Ludwig Dettmann, Ernst Ebner, Hans am Ende, Wilhelm Feldmann, Oskar Lutteroth, Heinrich Vogeler, F. H, Schaper u. a. mehr.
Sind die hier Genannten auch nicht mit Hauptwerken vertreten, so sind doch ihre Beiträge von guter Art und meist von solcher Beschaffenheit, daß sie auch dem Uneingeweihten eine Vorstellung von der künstlerischen Persönlichkeit geben. Von den hier beheimateten Künstlern ist des Besonderen auf Otto Roloff aus Otterndorf hinzuweisen, der als Innenraummaler sich durch Schlichtheit in