der Anordnung und ansprechende Hellfarbigkeit in der Ausführung vorteilhaft bemerkbar macht. In Hugo Friedrich Hartmann-Bardowiek ringt ein feines Verständnis für die schönheitlicheForm des Tierbildes, vornehmlich des Pferdes, nach künstlerischem Ausdruck. Sophus Hansen, der als Landschafter eine gewisse Seelenverwandtschaft mit Hans Thoma bekundet und sich auch in seinen stimmungsvollen Bildnissen bisher durch geschlossene Linienführung auszeichnete, überrascht seine Bekannten diesmal mit zwei pointillistisch ausgeführten Innenraumbildern von vornehm bürgerlicher Herkunft. Von den hier gastweise erschienenen Künstlern hat Prof. Wilhelm Claudius in Dresden-Strehlen die Eigenart der hiesigen Landschaft und der damit in Verbindung stehenden Architektur am nachhaltigsten auf sich einwirken lassen. In der Plastik interessieren Heinrich Mißfeldt-Berlin mit einigen Kleinbronzen und Bernhard Hoetger in Darmstadt mit einem weiblichen Bronzetorso und einigen Majoliken.
Der Besuch ist sehr gut, und unter den Erschienenen sind nicht wenige, die — es ist dies auf Grund ihrer getanen Äußerungen leicht festzustellen — noch nie Ausstellungen besucht haben. Das von dem Stader »Verein für Geschichte und Altertümer der Herzogtümer Bremen und Verden und des Landes Hadeln« in diesen Lokalausstellungen gegebene Beispiel verdient also schon im Hinblick darauf Nachahmung, daß es Leuten, die aus den verschiedensten Gründen nicht dazu kommen, sich von der heimatlichen Scholle zu lösen, Gelegenheit gibt, erstens achtungswerte Kunst überhaupt, und zweitens solche Kunst kennen zu lernen, zu der die eigene heimatliche Landschaft und die örtliche und gesellschaftlicheoUmgebung vielfache Anregungen gegeben hat. h. E. w.
LITERATUR
Adolf Bertram, Hildesheims kostbarste Kunstschätze. Eine Auswahl religiöser Kunstwerke in St. Bernwards Stadt. 35 Lichtdrucktafeln. München-Gladbach o.J. (1913). 18 M.
Diese willkommene Publikation, die dem kunstsinnigen Bischof von Hildesheim verdankt wird, dürfte auch dem Forscher nützlich sein, da sie den einschlägigen, 1911 erschienenen Band des Inventars in mehrfacher Hinsicht ergänzt. Die ausgezeichneten Lichtdrucke bringen nämlich auch solche Stücke mittelalterlicher Kleinkunst, die im Inventar fehlen, nicht oder nicht vollständig abgebildet sind. Dahin gehören zwei romanische Tragaltärchen im Domschatz, die kleine Elfenbeinmadonna (französisch?) daselbst, alle vier Seiten des Godehard- und Epiphaniusschreins im Domchor und zwei gotische Bischofsfiguren aus Holz in der Domkurie. In den knappen und klaren Beschreibungen des Textes wird auch Kontroverses berührt. Das wichtige Fragment der Bernwardskasel wird im Gegensatz zum Inventar für abendländisch angesprochen, eine kleine silberne Kurvatur im Domschalz soll als Bekrönung des Pedum eines Schülerbischofs (in geistlichen Spielen) gedient haben und als Vorbild der Bernwardspatene wird ein Stück im Weifenschatz genannt. Auf das Rätsel des erst 1860 erworbenen sog. Hausaltärchens des Fra Angelico im Domschatz wird dagegen nicht näher eingegangen. ________________________________________________B. C. Kreplin.
SAMMLUNGEN
X Das Märkische Museum in Berlin erwarb ein Exemplar des Marienpsalters aus dem Kloster Zinna (bei Jüterbog) vom Jahre 1493. Das seltene Werk, das einzige aus der Klosteroffizin, das wir überhaupt kennen, stellt wahrscheinlich den ersten in Brandenburg hergestellten Druck dar. Ausgeführt wurde der Psalter im Aufträge und auf Kosten des Kaiser Friedrich III. und Maximilian; den Text stellte der Mönch Hermann Nitzschewitz zusammen. Neben der typo
graphischen Bedeutung des Buches steht die kunsthistorische: es ist mit 500 Holzschnitten geschmückt, bei denen man deutlich zwei Künstler von verschiedenem Stil und ungleicher Könnerschaft unterscheiden kann.
Der Jahresbericht über die Zuschüsse der dem französischen Staate gehörigen Museen ist fertiggestellt worden. Aus ihm entnehmen wir, daß diese Museen für ihre Ankäufe über eine Summe von 689542 Franken verfügen. Der Staat gibt direkt nur 165000 Franken; 168516 Franken fließen den Museen zu aus den Zinsen, welche die bei der öffentlichen Versteigerung der französischen Kronjuwelen erzielten Summen abwarfen; die Chalkographie und Gießerei des Louvre, welche von den dem Staate gehörigen Platten Abdrücke von Kupferstichen sowie Abgüsse von in den Museen aufbewahrten Skulpturen hersteilen und verkaufen, bringen jährlich 100000 Franken ein; endlich nehmen die französischen Museen aus verschiedenen Vermächtnissen, deren Zinsen ihnen zugute kommen, im Jahre 256026 Franken ein. Unter den bereits festgelegten Ausgaben für das Rechnungsjahr finden sich 200000 Franken als Restzahlung auf den neulich gekauften Roger van der Weyden und 3000 Franken, die alljährlich der Gemeinde Aigueperse für den dereinst dieser Gemeinde gehörigen und dem Louvre abgetretenen Heiligen Sebastian von Mantegna bezahlt werden.
INSTITUTE
Florenz. Kunsthistorisches Institut. In der Sitzung vom 24. Mai berichtete Prof. Guido Battelli-Florenz über »Nuove Scoperte intorno al Cigoli«. — Lodovico Cardi da Cigoli, geb. 21. Sept. 1559, gest. 8. Juni 1613, gehört zu den Künstlerpersönlichkeiten, die dem allenthalben neu sich regenden Interesse für die Geschichte der italienischen Barockmalerei ihre Auferstehung verdanken. Während Burckhardt ihn als »Eklektiker« sehr kurz abtat (wenn er ihn auch den besten Koloristen und Zeichner der Florentiner Schule nannte), möchte man ihm heute die Stelle eines führenden Meisters und Schulhauptes von entwickelungsgeschichtlicher Bedeutung einräumen. Man sieht in ihm einen Befreier und greift den Namen des toskanischen Correggio, mit dem ihn seine Zeitgenossen bedachten, wieder auf. Das Fazit seines Wirkens möchte man in der Formel ausprägen: er hat die toskanische Malerei aus den Banden des Manierismus erlöst, in denen sie sich mit den plastischen Prinzipien Michelangelos rettungslos abquälte.
Den naiven Beschauer wird diese hohe Wertung zunächst überraschen. Wer unvorbereitet vor die Werke Cigolis tritt, hat es nicht ganz leicht, ihm gerecht zu werden. Gar zu deutlich sieht man hinter vielen seiner Schöpfungen einen Größeren stehen, den er zum Vorbild nahm. Seine Aufnahmefähigkeit für fremde Einflüsse ist geradezu erstaunlich und man begreift, daß solch große Zahl seiner Bilder unter falschem Namen gehen konnte. Seine Rezeptivität grenzt mitunter an Aufgabe eigener Persönlichkeit. Wenn man aber dann sein Oeuvre in den Zusammenhang der zeitgenössischen Malerei einstellt, wenn man sieht, wie sich der Mann, der bei dem Manieristen Alessandro Allori in die Schule gegangen war, rein aus künstlerischem Instinkt heraus über die Vorbilder Sartos, Pontormos, Baroccios, Correggios und Tizians zu einem eminent malerischen Stil durchrang, der für die Folgezeit die fruchtbarsten Anregungen bot, so wird man sich dem Eindruck seiner Bedeutung nicht verschließen können.
Vielleicht wird diese noch klarer werden für den, der die reiche Sammlung der Cigoli-Zeichnungen in den Uffizien durchsieht, die jetzt zur Feier des 300jährigenTodestages des Meisters durch Ferri und di Pietro wirkungsvoll ausgestellt