und neu katalogisiert worden ist. Die Worte des alten Baldinucci mögen hier zitiert sein, da sie das Eigentümliche dieser zeichnerischen Kunst wohl am besten fassen: hanno i suoi disegni (fatti d’una maniera che fu sua propria) oltre alla simmetria della parti, oltre alla dolcezza e morbidezza del tocco, oltre alla perfezione del dintorno e intelligenza de’ muscoli, utia certa vivacitä e spirito, che io non seppi mai ravvisare, se non in quegli del grau Michelagnolo; non dico giä, che la maniera del disegnare del Cigoli sia la stessa con quella di Michelagnolo, giä che e molto diversa, ma che lo spirito degli uni e degli altri, particolarmente nelli schizzi, e tale, che a primo aspetto scuopre una vivacitä resultante dal tutto e non dalle parti, che mette terrore a chi gli mim.
Das Jubiläum Cigolis bot den willkommenen Anlaß zur Herausgabe seiner bisher ungedruckten Biographie, die sein Neffe Gio. Batt. Cardi vor 1628 schrieb und deren Manuskript im Gabinetto delle Stampe der Uffizien (vol. 2660) aufbewahrl wird. Die Stadt S. Miniato al Tedesco, zu deren Territorium das Kastell Cigoli gehört und die das Gedächtnis ihres großen Sohnes durch die Einweihung eines Cigolisaales im Palazzo Municipale mit einer Inschrifttafel und mit einer Sammlung von Reproduktionen nach den Werken des Meisters feierte, hat auch die Ehrenpflicht der Drucklegung übernommen. Das Buch erschien am Jubiläumstage in würdiger Aufmachung unter dem Titel: Vita di Lodovico Cardi Cigoli 1559-1613 per cura del Comune della cittä di San Miniato, 1913. Mit der wissenschaftlichen Edition wurde Guido Battelli betraut, der in vornehmer Denkungsweise den jüngsten Cigoliforscher Kurt Busse (vergl. den Artikel »Cigoli« in Thieme-Beckers Allg. Künstler-Lexikon und »Manierismus und Barockstil«, Leipziger Inaugural-Dissertation 1911) mit dazu heranzog.
Im Verlaufe seiner Kommentierungsarbeit hat Battelli eine Reihe interessanter Entdeckungen und Neubestimmungen gemacht. Vor allem gelang es ihm, das literarisch beglaubigte, aber als verloren geltende letzte Hauptwerk des Künstlers wieder aufzufinden. Gio. Batt. Cardi gibt die ausführliche Beschreibung eines Freskenzyklus mit vier Geschichten aus der Fabel von Amor und Psyche, den Cigoli in einer Gartenloggia des Kardinals Borghese am Montecavallo in Rom ausführte. Auch Mancini spricht davon in seinem Trattato di Pittura e dei Pitlori (Manuscript d. Bibi. Vat. Cod. Barberini Lat. 4315), ferner Baglioni (Vita dei pittori e scultori, Roma 1642) und Baldinucci. Battelli fand auch noch eine neue Quelle in Francesco Bracciolinis »Psiche«, deren Eingangsworte an Cigoli als an den Inspirator des Dichters gerichtet sind. (Manuscriptfragment erster Redaktion in d. Bibi. Riccardiana, Cod. 2774 fol. 56 ff., — vollständige Ausgabe von Mario Menghini i. d. Sammlg. Romagnoli, Bologna, 1889. — Bracciolini hatte Cigoli 1608 bei der Hochzeit Cosimos II. de’ Medici kennen gelernt.)
Aber im Palazzo Borghese, jetzt Rospigliosi, war nichts mehr von derartigen Fresken nachzuweisen trotz allen Suchens. Glücklicherweise entsann sich schließlich der heutige Eigentümer, Principe Giulio Pallavicini, daß in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts eine Gartenloggia des Palastes der Verbreiterung der Via Nazionale zum Opfer fiel, und daß darin befindliche Fresken aus der Psychefabel in die Capitolinische Galerie überführt worden waren. Lafenestre erwähnt diese Überführung in seinem Katalog römischer Kunstwerke, spricht aber von Arbeiten Annibale Carraccis. Und als Arbeiten des Bologneser Schulhauptes galten die auf Leinwand übertragenen Fresken denn auch bisher in der Galerie, wo sie unter Nr. 95—99 aufbewahrt werden. Worauf diese Zuweisung
beruht, ist unklar. Vielleicht fand man ganz allgemeine Verwandtschaft mit der Decke Annibales im Palazzo Farnese, vielleicht stützte man sich auch auf Orettis handschriftliche Notizen in der Stadtbibliothek zu Bologna. Befriedigt hat die Attribution an Annibale nie: Venturi dachte in seinem Führer durch die Galerie (1890) an Francesco Albani, H. Tietze in seinem Aufsatz über »Annibale Carraccis Galerie im Pal. Farnese und seine römische Werkstätte« (Jahrb. d. K. S. d. A. K. XXVI 177) an Lanfranco. Es kann aber kein Zweifel darüber bestehen, daß Cigoli die Fresken schuf, und zwar in seinem Todesjahre. Die Beschreibung Gio. Batt. Cardis stimmt wörtlich damit überein. Außerdem existiert in den Uffizien (Nr. 8877) die signierte und auf 1613 datierte Zeichnung zu der Zwickelfigur des mit Rosen gefütterten Esels, den der Biograph wegen seines versteckten Sinnes besonders erwähnt. Weiterhin enthält die gleiche Sammlung unbestrittene Zeichnungen Cigolis zu der auf Wolken ruhenden Psyche (Nr. 8859), zur Psyche vor Zeus (Nr. 8980), und zu der Zwickelfigur des Wolfes, den ein Putto zäumt (Nr. 1521°). Schließlich hat Sealberge 1637 das Mittelbild: »Psyche vor dem Thron des Zeus« (im Gegensinne) gestochen und den Namen des Malers, allerdings in Chivoli korrumpiert, daruntergesetzt.
Battelli konnte dann auf Grund authentischer Zeichnungen noch weitere prächtige Arbeiten für den Meister zurückerobern: In erster Linie das Opfer Abrahams im Pitti (Nr. 95), das unter dem Namen Cristofano Alloris ging. Cigolis Zeichnung zum Isaak befindet sich in den Uffizien unter Nr. 8870. Weiterhin zwei Bilder der Galleria Corsini, die auf Matteo Rosselli getauft waren: »Jacobs Traum von der Himmelsleiter« (Nr. 388, Zeichn. i. d. Uff. Nr. 8906) und »Jael und Sisara (Nr. 394, Zeichn. i. d. Uff. Nr. 967, 8883, 8990).
Im Palazzo Capponi fand Battelli das bisher unbekannte, bezeichnete Brustbild eines Kapuziners, im Palazzo Galli-Tassi einen »Ecce Homo«, der vielleicht identisch ist mit dem von Gio. Batt. Cardi erwähnten Bilde gleichen Vorwurfs für Carlo Guidacci in Florenz.
Für ein verschollenes Gemälde Cigolis mit Endymion und Luna, das in einem Gedicht des Cavaliere Marino erwähnt wird, konnte Battelli wenigstens die Zeichnung in den Uffizien (Nr. 8960) nachweisen.
Battelli, der sich über seine Funde in Venturis Arte ausführlicher verbreiten wird, erwähnte noch, daß auch Odoardo Giglioli zwei verkannte Porträts Cigolis richtig bestimmte. Es handelt sich um Nr. 301 (Ritratto virile) und Nr. 226 (Ritratto di nobiluomo). Giglioli berichtete selbst darüber im Märzheft des Bollettino d’Arte.
Anzumerken ist noch, daß das von Busse dem Meister gegebene Bild der Ernennung neuer Kardinäle durch Leo X. in der Camera di Leone X des Palazzo vecchio von Vasari gemalt wurde, wie aus dessen eigenen Worten (Ragionamenti del Sig. Cavaliere Giorgio Vasari, Firenze 1588, p. 127) hervorgeht.
w. R. B.
+ München. Kunstwissenschaftliche Gesellschaft. Sitzung vom 2. Juni 1913.
Herr Bass ermann-J ordan weist darauf hin, daß nicht nur der malerische, sondern auch der gesamte plastische Schmuck der zweiten Straßburger Münsteruhr von 1574 auf Skizzen und Angaben von Tobias Stimmer zurückgeht; dagegen sei das steinerne Gehäuse im wesentlichen schon 1547 errichtet worden. Herr Bassermann-Jordan legt Photographien aller der an der dritten Münsteruhr nicht mehr verwendeten und jetzt im Frauenhause in Straßburg bewahrten älteren Uhrteile vor. Es sind die von Tobias Stimmer gemalten Tafeln zur Angabe der Finsternisse, die Scheibe mit dem Jahreskalender, der Himmelsglobus,
Das Jubiläum Cigolis bot den willkommenen Anlaß zur Herausgabe seiner bisher ungedruckten Biographie, die sein Neffe Gio. Batt. Cardi vor 1628 schrieb und deren Manuskript im Gabinetto delle Stampe der Uffizien (vol. 2660) aufbewahrl wird. Die Stadt S. Miniato al Tedesco, zu deren Territorium das Kastell Cigoli gehört und die das Gedächtnis ihres großen Sohnes durch die Einweihung eines Cigolisaales im Palazzo Municipale mit einer Inschrifttafel und mit einer Sammlung von Reproduktionen nach den Werken des Meisters feierte, hat auch die Ehrenpflicht der Drucklegung übernommen. Das Buch erschien am Jubiläumstage in würdiger Aufmachung unter dem Titel: Vita di Lodovico Cardi Cigoli 1559-1613 per cura del Comune della cittä di San Miniato, 1913. Mit der wissenschaftlichen Edition wurde Guido Battelli betraut, der in vornehmer Denkungsweise den jüngsten Cigoliforscher Kurt Busse (vergl. den Artikel »Cigoli« in Thieme-Beckers Allg. Künstler-Lexikon und »Manierismus und Barockstil«, Leipziger Inaugural-Dissertation 1911) mit dazu heranzog.
Im Verlaufe seiner Kommentierungsarbeit hat Battelli eine Reihe interessanter Entdeckungen und Neubestimmungen gemacht. Vor allem gelang es ihm, das literarisch beglaubigte, aber als verloren geltende letzte Hauptwerk des Künstlers wieder aufzufinden. Gio. Batt. Cardi gibt die ausführliche Beschreibung eines Freskenzyklus mit vier Geschichten aus der Fabel von Amor und Psyche, den Cigoli in einer Gartenloggia des Kardinals Borghese am Montecavallo in Rom ausführte. Auch Mancini spricht davon in seinem Trattato di Pittura e dei Pitlori (Manuscript d. Bibi. Vat. Cod. Barberini Lat. 4315), ferner Baglioni (Vita dei pittori e scultori, Roma 1642) und Baldinucci. Battelli fand auch noch eine neue Quelle in Francesco Bracciolinis »Psiche«, deren Eingangsworte an Cigoli als an den Inspirator des Dichters gerichtet sind. (Manuscriptfragment erster Redaktion in d. Bibi. Riccardiana, Cod. 2774 fol. 56 ff., — vollständige Ausgabe von Mario Menghini i. d. Sammlg. Romagnoli, Bologna, 1889. — Bracciolini hatte Cigoli 1608 bei der Hochzeit Cosimos II. de’ Medici kennen gelernt.)
Aber im Palazzo Borghese, jetzt Rospigliosi, war nichts mehr von derartigen Fresken nachzuweisen trotz allen Suchens. Glücklicherweise entsann sich schließlich der heutige Eigentümer, Principe Giulio Pallavicini, daß in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts eine Gartenloggia des Palastes der Verbreiterung der Via Nazionale zum Opfer fiel, und daß darin befindliche Fresken aus der Psychefabel in die Capitolinische Galerie überführt worden waren. Lafenestre erwähnt diese Überführung in seinem Katalog römischer Kunstwerke, spricht aber von Arbeiten Annibale Carraccis. Und als Arbeiten des Bologneser Schulhauptes galten die auf Leinwand übertragenen Fresken denn auch bisher in der Galerie, wo sie unter Nr. 95—99 aufbewahrt werden. Worauf diese Zuweisung
beruht, ist unklar. Vielleicht fand man ganz allgemeine Verwandtschaft mit der Decke Annibales im Palazzo Farnese, vielleicht stützte man sich auch auf Orettis handschriftliche Notizen in der Stadtbibliothek zu Bologna. Befriedigt hat die Attribution an Annibale nie: Venturi dachte in seinem Führer durch die Galerie (1890) an Francesco Albani, H. Tietze in seinem Aufsatz über »Annibale Carraccis Galerie im Pal. Farnese und seine römische Werkstätte« (Jahrb. d. K. S. d. A. K. XXVI 177) an Lanfranco. Es kann aber kein Zweifel darüber bestehen, daß Cigoli die Fresken schuf, und zwar in seinem Todesjahre. Die Beschreibung Gio. Batt. Cardis stimmt wörtlich damit überein. Außerdem existiert in den Uffizien (Nr. 8877) die signierte und auf 1613 datierte Zeichnung zu der Zwickelfigur des mit Rosen gefütterten Esels, den der Biograph wegen seines versteckten Sinnes besonders erwähnt. Weiterhin enthält die gleiche Sammlung unbestrittene Zeichnungen Cigolis zu der auf Wolken ruhenden Psyche (Nr. 8859), zur Psyche vor Zeus (Nr. 8980), und zu der Zwickelfigur des Wolfes, den ein Putto zäumt (Nr. 1521°). Schließlich hat Sealberge 1637 das Mittelbild: »Psyche vor dem Thron des Zeus« (im Gegensinne) gestochen und den Namen des Malers, allerdings in Chivoli korrumpiert, daruntergesetzt.
Battelli konnte dann auf Grund authentischer Zeichnungen noch weitere prächtige Arbeiten für den Meister zurückerobern: In erster Linie das Opfer Abrahams im Pitti (Nr. 95), das unter dem Namen Cristofano Alloris ging. Cigolis Zeichnung zum Isaak befindet sich in den Uffizien unter Nr. 8870. Weiterhin zwei Bilder der Galleria Corsini, die auf Matteo Rosselli getauft waren: »Jacobs Traum von der Himmelsleiter« (Nr. 388, Zeichn. i. d. Uff. Nr. 8906) und »Jael und Sisara (Nr. 394, Zeichn. i. d. Uff. Nr. 967, 8883, 8990).
Im Palazzo Capponi fand Battelli das bisher unbekannte, bezeichnete Brustbild eines Kapuziners, im Palazzo Galli-Tassi einen »Ecce Homo«, der vielleicht identisch ist mit dem von Gio. Batt. Cardi erwähnten Bilde gleichen Vorwurfs für Carlo Guidacci in Florenz.
Für ein verschollenes Gemälde Cigolis mit Endymion und Luna, das in einem Gedicht des Cavaliere Marino erwähnt wird, konnte Battelli wenigstens die Zeichnung in den Uffizien (Nr. 8960) nachweisen.
Battelli, der sich über seine Funde in Venturis Arte ausführlicher verbreiten wird, erwähnte noch, daß auch Odoardo Giglioli zwei verkannte Porträts Cigolis richtig bestimmte. Es handelt sich um Nr. 301 (Ritratto virile) und Nr. 226 (Ritratto di nobiluomo). Giglioli berichtete selbst darüber im Märzheft des Bollettino d’Arte.
Anzumerken ist noch, daß das von Busse dem Meister gegebene Bild der Ernennung neuer Kardinäle durch Leo X. in der Camera di Leone X des Palazzo vecchio von Vasari gemalt wurde, wie aus dessen eigenen Worten (Ragionamenti del Sig. Cavaliere Giorgio Vasari, Firenze 1588, p. 127) hervorgeht.
w. R. B.
+ München. Kunstwissenschaftliche Gesellschaft. Sitzung vom 2. Juni 1913.
Herr Bass ermann-J ordan weist darauf hin, daß nicht nur der malerische, sondern auch der gesamte plastische Schmuck der zweiten Straßburger Münsteruhr von 1574 auf Skizzen und Angaben von Tobias Stimmer zurückgeht; dagegen sei das steinerne Gehäuse im wesentlichen schon 1547 errichtet worden. Herr Bassermann-Jordan legt Photographien aller der an der dritten Münsteruhr nicht mehr verwendeten und jetzt im Frauenhause in Straßburg bewahrten älteren Uhrteile vor. Es sind die von Tobias Stimmer gemalten Tafeln zur Angabe der Finsternisse, die Scheibe mit dem Jahreskalender, der Himmelsglobus,