das Planetolabium, die ausgezeichneten Holzfiguren der vier Lebensalter, von Christus und dem Tode. Der große eiserne Hahn der ersten Straßburger Münsteruhr von 1354 ist als Kunstwerk heute ohne Parallele und von größtem Interesse, zudem die älteste uns im Original erhaltene Automatenfigur.
Herr A. Feulner legt einen neu aufgefundenen Sammelband mit Originalrissen aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts vor, zumeist Konkurrenzpläne für die Klosterkirche in Ottobeuren. Die Risse haben für die Kunstgeschichte des bayerischen Barock besonderen Wert, da sie nicht nur die Grundrißentwicklung der bedeutendsten unter den süddeutschen Barockkirchen mit einer bisher einzig dastehenden Vollständigkeit zeigen, sondern auch Ausblicke bieten auf die Tendenzen der gleichzeitigen Architektur. Die Lage und Gestalt der künftigen Klosterkirche hatte bereits der Erbauer des Klosters, Christoph Vogt, festgelegt, von dem eine exakt gearbeitete Vorzeichnung für einen Stich sich in dem Sammelband befindet. An die Idee Vogts schloß sich dann der eigentliche Schöpfer des Grundrisses von Ottobeuren, Simpertus Kramer, an, der zugleich den Grundriß der nahen Klosterkirche in Weingarten sich zum Vorbild nahm. Nach Kramers Riß wurde der Bau begonnen und ein Teil der Fundamente gelegt. Dann griff mit einigen Korrekturen der kurbayerische Oberbaudirektor, der gelegentlich einer Reise nach Ottobeuren kam, ein und brachte Änderungen im Sinne des französischen Klassizismus an. Auf Effner ließen sich zwei der erhaltenen Risse zurückführen. Auf den Änderungen Effners aufbauend schuf endlich der Münchener Johann Michael Fischer den endgültig ausgeführten Plan. Von Fischers Hand sind in dem Sammelbande fünf Originalrisse von höchst exakter Ausführung und dazu gehören einige spätere Kopien einer ungeübten Hand. Zum Schlüsse zeigt der Redner noch einige Risse des Tessiners Maini vor, die deswegen besonders interessant sind, weil in ihnen einige der seltsamen Grundrißfigurationen der Dienzenhofer und des Dominikus Zimmermann bereits vorgebildet sind.
Herr Graeff legt die Photographie eines Altarflügels des Meisters von Meßkirch, Jörg Ziegler, vor, in dessen Besitz die alte Pinakothek durch eine Schenkung von Dr. M. Berolzheimer gekommen ist. Dargestellt ist der hl. Ulrich auf blauem Grund. Graeff gibt eine Charakteristik des Meisters von Meßkirch, vergleicht das in Frage stehende Werk, das den linken, feststehenden Flügel eines Altars bildete, mit dem uns bekannten Oeuvre des Jörg Ziegler und weist an Hand der Photographien nach, daß die Richtigkeit der Zuschreibung des neuen Stückes außer allem Zweifel steht. Dann erwähnt Graeff, als Nachtrag zu seinem kürzlich erfolgten Bericht über den neu erworbenen Baldassare d’Este der alten Pinakothek, daß in der Rassegna d’arte 1912 ein Porträt des Borso d’Este von der Hand des Baldassare d’Este aus dem Besitz des Fürsten Trivulzi publiziert worden sei, durch welches die Richtigkeit der Zuschreibung des Münchener Bildes bestätigt werde.
Herr von Bissing spricht über Bronzen des mittleren Reichs in Ägypten. Er legt eine Anzahl Bronzestatuetten des Berliner, Kairenser Museums, seiner eigenen Sammlung vor, die teils aus stilistischen, teils aus äußeren Gründen in das mittlere Reich gesetzt werden dürfen. Er weist nach, daß eine mit der Sammlung Demetrio in das Athener Nationalmuseum gekommene Bronze eine der köstlichsten uns erhaltenen Arbeiten dieser Art an das
Ende des mittleren Reichs oder den Anfang des neuen zu setzen sei (um 1600 v. Chr.). Endlich glaubt er auf Grund dieses Materials zeigen zu können, daß von den berühmten Bronzen der ehemaligen Sammlung Possco die eine, auf der die Inschrift des Abdschasu eingeritzt ist, gleichfalls der frühen 18. Dynastie angehöre, während die anderen saitische Arbeiten seien. Der Aufsatz erscheint in den Athenischen Mitteilungen.
Herr Wolters legt vor: Antiquites Egyptiennes, Grecques et Romaines, provenant de l’Ancienne Collection Borelli Bey (Versteigerung Paris 11.—13. Juni 1913) und Bulletin of the Metropolitan Museum of Art (darin ein vorzügliches römisches Porträt spätrepublikanischer Zeit und eine besonders große attische archaische Grabstele von trefflicher Arbeit).
FORSCHUNGEN
Eine Zeichnung von Jan Lys. Vor kurzem erwarb ich — ganz zufällig, bei einem kleinen Antiquar in der Nähe des Ryksmuseums in Amsterdam! — eine sehr interessante Zeichnung des seltenen und so hochbedeutenden Malers Jan Lys. Es scheint eine Studie für ein ähnliches Bild wie das berühmte Werk in Kassel, aus der Reynst-Sammlung stammend. Auch hier sind Landsknechte in ihrer schmucken Tracht mit hübschen Kurtisanen abgebildet. Etwas anständiger geht’s hier her, aber es wird doch gekost und hofiert. Prächtig ist die Leichtigkeit und Sicherheit, mit der die Figuren dahinskizziert sind, die ausdrucksvollen Köpfe, die ungezwungene Komposition.
Es ist wohl die große Seltenheit des Meisters die Ursache, daß er noch nicht nach Wert geschätzt ist, daß er eigentlich so unbekannt blieb. Sandrart ist fast unsere einzige Quelle über den Sonderling, der tagelang der Freude nachging und dann nachts nach Hause kommend, sich ans Malen setzte »und verbrachte die ganze Nacht in Arbeit«!
Diese Zeichnung stimmt so ganz zu der Beschreibung Sandrarts: »Mehr hat er schöne Konversationen geharnischter Soldaten, mit venetianischen Kurtisanen (gemalt), da unter lieblichem Saiten- und Kartenspiel, bei einem ergötzlichen Trunk jedes nach seinem Gefallen conversirt, und im Luder lebt, worinnen die Vielfältigkeit der Affecten, Gebärden und Begierden eines jeden so vernünftig ausgebildet sind, daß diese Werke nicht allein hoch gepriesen, sondern auch von den Kunstliebenden um großen Werth erkauffet worden.« Damals, als Sandrart schrieb, waren »seiner Stücke zwar
lau Lys, Ein Gelage von Soldaten und Dirnen. (Kassel, Kgl. Gemäldegalerie)
Herr A. Feulner legt einen neu aufgefundenen Sammelband mit Originalrissen aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts vor, zumeist Konkurrenzpläne für die Klosterkirche in Ottobeuren. Die Risse haben für die Kunstgeschichte des bayerischen Barock besonderen Wert, da sie nicht nur die Grundrißentwicklung der bedeutendsten unter den süddeutschen Barockkirchen mit einer bisher einzig dastehenden Vollständigkeit zeigen, sondern auch Ausblicke bieten auf die Tendenzen der gleichzeitigen Architektur. Die Lage und Gestalt der künftigen Klosterkirche hatte bereits der Erbauer des Klosters, Christoph Vogt, festgelegt, von dem eine exakt gearbeitete Vorzeichnung für einen Stich sich in dem Sammelband befindet. An die Idee Vogts schloß sich dann der eigentliche Schöpfer des Grundrisses von Ottobeuren, Simpertus Kramer, an, der zugleich den Grundriß der nahen Klosterkirche in Weingarten sich zum Vorbild nahm. Nach Kramers Riß wurde der Bau begonnen und ein Teil der Fundamente gelegt. Dann griff mit einigen Korrekturen der kurbayerische Oberbaudirektor, der gelegentlich einer Reise nach Ottobeuren kam, ein und brachte Änderungen im Sinne des französischen Klassizismus an. Auf Effner ließen sich zwei der erhaltenen Risse zurückführen. Auf den Änderungen Effners aufbauend schuf endlich der Münchener Johann Michael Fischer den endgültig ausgeführten Plan. Von Fischers Hand sind in dem Sammelbande fünf Originalrisse von höchst exakter Ausführung und dazu gehören einige spätere Kopien einer ungeübten Hand. Zum Schlüsse zeigt der Redner noch einige Risse des Tessiners Maini vor, die deswegen besonders interessant sind, weil in ihnen einige der seltsamen Grundrißfigurationen der Dienzenhofer und des Dominikus Zimmermann bereits vorgebildet sind.
Herr Graeff legt die Photographie eines Altarflügels des Meisters von Meßkirch, Jörg Ziegler, vor, in dessen Besitz die alte Pinakothek durch eine Schenkung von Dr. M. Berolzheimer gekommen ist. Dargestellt ist der hl. Ulrich auf blauem Grund. Graeff gibt eine Charakteristik des Meisters von Meßkirch, vergleicht das in Frage stehende Werk, das den linken, feststehenden Flügel eines Altars bildete, mit dem uns bekannten Oeuvre des Jörg Ziegler und weist an Hand der Photographien nach, daß die Richtigkeit der Zuschreibung des neuen Stückes außer allem Zweifel steht. Dann erwähnt Graeff, als Nachtrag zu seinem kürzlich erfolgten Bericht über den neu erworbenen Baldassare d’Este der alten Pinakothek, daß in der Rassegna d’arte 1912 ein Porträt des Borso d’Este von der Hand des Baldassare d’Este aus dem Besitz des Fürsten Trivulzi publiziert worden sei, durch welches die Richtigkeit der Zuschreibung des Münchener Bildes bestätigt werde.
Herr von Bissing spricht über Bronzen des mittleren Reichs in Ägypten. Er legt eine Anzahl Bronzestatuetten des Berliner, Kairenser Museums, seiner eigenen Sammlung vor, die teils aus stilistischen, teils aus äußeren Gründen in das mittlere Reich gesetzt werden dürfen. Er weist nach, daß eine mit der Sammlung Demetrio in das Athener Nationalmuseum gekommene Bronze eine der köstlichsten uns erhaltenen Arbeiten dieser Art an das
Ende des mittleren Reichs oder den Anfang des neuen zu setzen sei (um 1600 v. Chr.). Endlich glaubt er auf Grund dieses Materials zeigen zu können, daß von den berühmten Bronzen der ehemaligen Sammlung Possco die eine, auf der die Inschrift des Abdschasu eingeritzt ist, gleichfalls der frühen 18. Dynastie angehöre, während die anderen saitische Arbeiten seien. Der Aufsatz erscheint in den Athenischen Mitteilungen.
Herr Wolters legt vor: Antiquites Egyptiennes, Grecques et Romaines, provenant de l’Ancienne Collection Borelli Bey (Versteigerung Paris 11.—13. Juni 1913) und Bulletin of the Metropolitan Museum of Art (darin ein vorzügliches römisches Porträt spätrepublikanischer Zeit und eine besonders große attische archaische Grabstele von trefflicher Arbeit).
FORSCHUNGEN
Eine Zeichnung von Jan Lys. Vor kurzem erwarb ich — ganz zufällig, bei einem kleinen Antiquar in der Nähe des Ryksmuseums in Amsterdam! — eine sehr interessante Zeichnung des seltenen und so hochbedeutenden Malers Jan Lys. Es scheint eine Studie für ein ähnliches Bild wie das berühmte Werk in Kassel, aus der Reynst-Sammlung stammend. Auch hier sind Landsknechte in ihrer schmucken Tracht mit hübschen Kurtisanen abgebildet. Etwas anständiger geht’s hier her, aber es wird doch gekost und hofiert. Prächtig ist die Leichtigkeit und Sicherheit, mit der die Figuren dahinskizziert sind, die ausdrucksvollen Köpfe, die ungezwungene Komposition.
Es ist wohl die große Seltenheit des Meisters die Ursache, daß er noch nicht nach Wert geschätzt ist, daß er eigentlich so unbekannt blieb. Sandrart ist fast unsere einzige Quelle über den Sonderling, der tagelang der Freude nachging und dann nachts nach Hause kommend, sich ans Malen setzte »und verbrachte die ganze Nacht in Arbeit«!
Diese Zeichnung stimmt so ganz zu der Beschreibung Sandrarts: »Mehr hat er schöne Konversationen geharnischter Soldaten, mit venetianischen Kurtisanen (gemalt), da unter lieblichem Saiten- und Kartenspiel, bei einem ergötzlichen Trunk jedes nach seinem Gefallen conversirt, und im Luder lebt, worinnen die Vielfältigkeit der Affecten, Gebärden und Begierden eines jeden so vernünftig ausgebildet sind, daß diese Werke nicht allein hoch gepriesen, sondern auch von den Kunstliebenden um großen Werth erkauffet worden.« Damals, als Sandrart schrieb, waren »seiner Stücke zwar
lau Lys, Ein Gelage von Soldaten und Dirnen. (Kassel, Kgl. Gemäldegalerie)